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Ist das die letzte Möglichkeit, um mit Gewinn aus dem US-Markt auszusteigen?

Eingestürzte Konstruktion vor Bergpanorama
Foto: Ralf Anders

Anleger aus Euroland mit amerikanischen Aktien im Depot erlebten über die letzten Jahre einen sagenhaften Boom. Nicht nur stiegen die Kurse fast ununterbrochen an, sondern zudem gab es stolze Währungsgewinne. Damit könnte es jetzt aber vorbei sein. Hier sind die Gründe.

Grund Nr. 1: Aufgegebener Führungsanspruch

Über Jahrzehnte waren die USA die unangefochtenen Anführer der Welt. Aber bereits 2008 veröffentlichte Fareed Zakaria, ein angesehener Geopolitik-Experte der Washington Post, ein Buch mit dem Titel „Post-American World“. Allerdings erwartete er damals, dass es ein über viele Jahre andauernder Prozess sein wird. Auch ging er keinesfalls von einem Niedergang der USA aus, sondern vom kraftvollen Aufstieg anderer Mächte wie Indien und China, der zu einer multipolaren Weltordnung führen würde.

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Dass jetzt dem Anschein nach alles viel schneller geht, überrascht nicht nur ihn. Mit dem unfassbaren Chaos des 2016 an die Macht gekommenen Regimes der USA wurden bislang innenpolitisch noch praktisch keinerlei konstruktive Erfolge gefeiert und die Bevölkerung ist so stark polarisiert wie selten zuvor.

Außenpolitisch wurde bereits viel Porzellan bei Partnern in Europa, Lateinamerika und Asien zerschlagen. Viele bedeutende multilaterale Verträge werden kaum noch respektiert oder gar einseitig aufgekündigt und das hat Folgen. Die Führerschaft im Welthandel ging spätestens seit dem Davos-Gipfel an China über. Beim Thema Menschenrechte schaut die Welt noch viel mehr als zuvor auf Europa und beim Umweltschutz hat sich die USA komplett isoliert.

Selbst beim Kampf um die besten Köpfe wird das Land meines Erachtens zurückfallen. Lange Zeit profitierte es vom stetigen Zustrom etwa von westeuropäischen Forschern, asiatischen Programmierern und osteuropäischen Ärzten sowie lateinamerikanischen Arbeitern und Fachkräften. Nach der geradezu feindseligen Politik gegenüber Immigranten und Wissenschaftlern hilft wohl auch die angekündigte Revision des traditionellen Green-Card-Systems nicht mehr, um in gleicher Weise wie früher attraktiv für qualifizierte Einwanderer zu bleiben. Im Gegenteil liest man immer häufiger von Rückkehrern, sodass sogar erstmals ein so genannter Brain-Drain droht.

So bleibt nur noch die überlegene Militärmacht. Aber während Handel, Immigration und Umwelttechnik Wirtschaftsfaktoren darstellen, stellt die Verwicklung in weltweite Konflikte primär ein Geldabfluss dar. Zwar richten sich die meisten Aktionen gegen Öl- und Gas-fördernde Länder wie Iran, Katar und Venezuela, also Konkurrenten des inländischen Energiesektors. Aber für die Gesamtwirtschaft dürfte der Effekt eher negativ sein und den Schuldenberg erhöhen.

Grund Nr. 2: Verschuldung und straffere Geldpolitik

Damit sind wir auch schon beim zweiten Grund. Chronische Haushalts- und Handelsbilanz-Defizite haben die Staatsschulden auf ein Niveau gehoben, das viele Ökonomen für nicht mehr nachhaltig ansehen. Die Aufsichtsbehörde Government Accountability Office warnte zum Jahreswechsel, dass sich der aktuelle Verschuldungspfad so langsam zu einem Sicherheitsproblem entwickelt. Geplante Steuergeschenke verbessern diese Situation bestimmt nicht.

Auch die private Verschuldung ist gefährlich angestiegen. Die Verbraucherschutzbehörde Financial Conduct Authority meldete Ende Juli, dass sich Hochzinskredite für Autos, Dispo und Kreditkarten erstmals seit 2008 wieder auf über 200 Mrd. US-Dollar summieren. Hier drohen unerfreuliche Kettenreaktionen.

Die Zentralbank beobachtet diese Dinge natürlich und versucht gegenzusteuern. Dank derzeit noch guter Arbeitsmarktdaten werden weitere Zinsschritte wahrscheinlich, verbunden mit einer Straffung der Kreditvergabe. Dies könnte zwar helfen, den großen Knall für die Realwirtschaft zu verhindern, aber die Wirkung von höheren Zinsen und weniger Liquidität dürfte klar sein: Sinkende Aktienkurse auf breiter Front.

Grund Nr. 3: Überhitzung des Tech-Superzyklus

Noch sind die Kurse aber oben auf. Amazon (WKN:906866), Alphabet (WKN:A14Y6F) und Apple (WKN:865985) scheinen sich darum zu streiten, wer wohl als erstes den fantastischen Börsenwert von 1 Billion US-Dollar (also 1.000 Mrd.!) erreichen wird. Wahrscheinlicher ist aber aus meiner Sicht, dass der Zenit so langsam überschritten wird.

Facebook (WKN:A1JWVX) hat den Punkt der maximalen Ausdehnung vielleicht schon fast erreicht. Apple erfreut sich über kaum noch steigerbare Marktanteile in seinen Kernmärkten und hat in anderen Regionen Schwierigkeiten, Anhänger zu gewinnen. Google versucht immer wieder, in andere Produktsegmente zu expandieren und bleibt doch vom alten Werbegeschäft abhängig. Amazon wächst weiterhin auf beeindruckende Weise, aber ob und wann der Weg zu einer Profitabilität gefunden wird, welche die aktuelle Bewertung rechtfertigt, steht in den Sternen.

Immer aggressiver werden mit großen Geldsummen konkurrierende Tech-Unternehmen aufgebaut. Auch international versteht man immer besser, wie das Spiel der Silicon-Valley-Szene funktioniert und produziert ebenfalls aussichtsreiche und schnell wachsende Start-ups am laufenden Band. Vor allem China will sich schon längst nicht mehr mit der Dominanz der US-Anbieter abfinden und schafft es regelmäßig, vergleichbare inländische Alternativen wie Baidu (WKN:A0F5DE), Alibaba (WKN:A117ME), Huawei und Tencent (WKN:A1138D) zu schaffen. Ich erwarte, dass all dies über kurz oder lang auf die Margen drücken wird.

Es gibt Alternativen

Anleger aus Euroland und der Schweiz hatten schon in den letzten Monaten trotz Rekordständen bei den US-Indizes nicht mehr allzu viel Freude. Die Kursgewinne wurden in vielen Fällen vom einsetzenden US-Dollar-Verfall aufgefressen. Nun spricht für mich vieles dafür, dass sich der Ausblick für US-Unternehmen verschlechtern wird. Die mangelnde politische Unterstützung, die ungelöste und sich noch verschlimmernde Schuldenproblematik und eine mögliche Überhitzung des Tech-Sektors, das sind Faktoren, die über die kommenden Quartale ihre Wirkung zeigen werden, davon bin ich überzeugt.

Wer trotzdem ein international diversifiziertes Depot haben will, der sollte sich meiner Meinung nach in den USA vielleicht im Energie- und Rüstungssektor umschauen, weil diese noch am ehesten vom Gebaren der Regierung profitieren. Darüber hinaus könnte es sinnvoll sein, stattdessen ganz andere Regionen ins Auge zu fassen, egal ob Asien, Südafrika, Brasilien oder Osteuropa.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. Suzanne Frey arbeitet als Führungskraft bei Alphabet und sitzt im Vorstand von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alphabet (A- und C-Aktien), Amazon, Apple, Baidu und Facebook.



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