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Jahresabschlüsse verstehen: Was finde ich wo in einer Bilanz?

Geschäftsmann mit Lupe untersucht Papier Bericht
Foto: Getty Images

Bevor man die Aktien eines Unternehmens kauft, sollte man sich mit diesem möglichst detailliert auseinandergesetzt haben. Man sollte das Geschäftsmodell verstehen, Wachstumschancen und Risiken kennen, die Strategie verinnerlichen und auch einen Blick auf die Unternehmenszahlen werfen. Vielen Investoren fällt der letzte Punkt schwer, dabei ist das Lesen einer Bilanz gar nicht so schwierig! Heute werden wir uns damit beschäftigen, wie eine Bilanz aufgebaut ist, und was wir alles daraus lesen können.

Der Grundgedanke

Eine Bilanz hat zwei Seiten: die Passivseite und die Aktivseite. Auf der Passivseite, die sich immer rechts befindet, sehen wir die Unternehmensfinanzierung, also woher das Geld kommt. Man spricht auch von der Mittelherkunft. Auf der Aktivseite sehen wir, wohin das Kapital geflossen ist, also wo es investiert wurde. Hier sprechen wir von der Mittelverwendung.

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TRINKGELD GEBEN

Da ein Unternehmen logischerweise nur so viel Geld verwenden kann (Aktivseite!), wie ihm auch Kapital zur Verfügung steht (Passivseite!), müssen die beiden Seiten der Bilanz betragsmäßig immer auf den Cent genau ausgeglichen sein. Den Betrag, der herauskommt, wenn wir alle Positionen auf einer Seite der Bilanz addieren, nennen wir Bilanzsumme.

Hier siehst du eine vereinfachte Darstellung, damit du ein Bild von der Struktur bekommst:

Aktivseite Passivseite
Aktivposition 1 100,00 EUR 50,00 EUR Passivposition 1
Aktivposition 2 200,00 EUR 150,00 EUR Passivposition 2
Aktivposition 3 150,00 EUR 250,00 EUR Passivposition 3
Bilanzsumme 450,00 EUR 450,00 EUR Bilanzsumme

Nun, da wir den grundlegenden Aufbau verstanden haben, fangen wir an, die beiden Seiten genauer zu beleuchten. Wir beginnen mit der Passivseite.

Die Passivseite: Woher kommt das Geld?

Auf der Passivseite ist, wie eben schon kurz erklärt, angegeben, woher das Unternehmen sein Geld genommen hat. Es gibt zwei Quellen, woher ein Unternehmen Kapital beziehen kann: das Eigenkapital und das Fremdkapital.

Das Eigenkapital gehört dem Unternehmen, und es ist für uns als Investoren wichtig. Sobald wir Aktien eines Unternehmens kaufen, besitzen wir einen Anteil an diesem Eigenkapital, genauer: am gezeichneten Kapital. Das gezeichnete Kapital ist ein Unterpunkt des Eigenkapitals und fasst die Nennwerte aller ausgegebenen Aktien zusammen. Außerdem finden wir im Eigenkapital Rücklagen, die das Unternehmen aus Gewinnen und durch Aktienausgaben gebildet hat, sowie den aktuellen Jahresüberschuss, dessen Verwendung noch nicht klar ist (man könnte ihn als Dividende ausschütten oder als Rücklage im Unternehmen behalten).

Das Fremdkapital sind Schulden des Unternehmens. Im Gegensatz zum Eigenkapital weist es eine Fälligkeit auf und ist oft mit Zinszahlungen an den Kreditgeber verbunden. Schulden werden in der Bilanz in kurzfristige und langfristige Schulden unterteilt. Kurzfristige Schulden bestehen aus Lieferantenkrediten und Finanzverbindlichkeiten (Bankkredite oder Anleihen), die in weniger als einem Jahr fällig werden. In den langfristigen Schulden finden wir Finanzverbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit von über einem Jahr sowie die Rückstellungen, die eine Art Vorsorgeposition für erwartete außergewöhnliche finanzielle Belastungen sind.

Wie du dir vielleicht denken kannst, ist das Eigenkapital für ein Unternehmen grundsätzlich günstiger als das Fremdkapital. Es muss nicht zurückgezahlt werden und es werden keine Zinsen fällig. Daher ist es gut, wenn die Passivseite der Bilanz einen hohen Anteil an Eigenkapital aufweist. Den prozentualen Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme nennt man Eigenkapitalquote. Damit haben wir schon eine der wichtigsten Kennzahlen aus der Bilanzanalyse hergeleitet!

Die Aktivseite: Wo fließt das Geld hin?

Zur Wiederholung: Eben haben wir gelernt, wo das Geld eines Unternehmens herkommen kann. Jetzt lernen wir, wo es überall investiert werden kann – Stichwort Mittelverwendung. Die Aktivseite ist ebenfalls in zwei Bereiche aufgeteilt: das Umlaufvermögen und das Anlagevermögen.

Das Umlaufvermögen beinhaltet Vermögenswerte, die dem Unternehmen nicht langfristig zur Verfügung stehen. Wir finden hier Materialvorräte und unfertige Produkte, Forderungen gegenüber Kunden, die ihre Rechnungen noch nicht gezahlt haben, sowie Zahlungsmittel wie zum Beispiel Bankguthaben. Wie du siehst, sind das alles Positionen, die relativ schnell weg sein können.

Das Anlagevermögen beinhaltet die übrigen Vermögenswerte, die dem Unternehmen langfristig zur Verfügung stehen sollen. Wir finden hier langfristige Finanzanlagen, Sachanlagen (Grundstücke, Gebäude, Maschinen, Fahrzeuge etc.), immaterielle Vermögenswerte wie Lizenzen und Patente, sowie bei größeren Unternehmen auch den Goodwill. Der Goodwill ist der Preis, der bei einer Übernahme über den reinen Buchwert des übernommenen Unternehmens hinaus gezahlt wurde.

Ein Unternehmen, das viel Anlagevermögen und wenig Umlaufvermögen besitzt, läuft Gefahr, sich nicht schnell an veränderte Bedingungen anpassen zu können. Weitere Gefahren von zu viel Anlagevermögen sind, dass das Anlagevermögen nicht durch Eigenkapital, sondern durch Fremdkapital finanziert wurde, und dass das Unternehmen nicht genügend liquide Mittel hat, um seine kurzfristigen Schulden zu bedienen. Ich habe es daher gern, wenn der Anteil des Umlaufvermögens an der Bilanzsumme größer ist als der des Anlagevermögens.

Zusammengefasst

Es ist unfassbar wichtig, sich mit den Unternehmenszahlen zu beschäftigen, um eventuelle Schwachpunkte aufzudecken. Die erste Bilanzkennzahl haben wir im Laufe des Artikels bereits kennengelernt: die Eigenkapitalquote.

Es gibt noch unzählige weitere Kennzahlen, die zum Beispiel die Ertragskraft oder die Liquidität des Unternehmens messen. Sie alle bauen aber auf den Grundlagen auf, die wir gerade kennen gelernt haben. Du siehst: Es ist gar nicht so schwierig!

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