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Kostenloses Trading: Kann das wirklich wahr sein?

Geldscheine fliegen aus Geldbeutel
Foto: Getty Images

Für jemanden wie mich, der schon 30 Jahre in der Finanzbranche arbeitet, sind die Entwicklungen des Bankgeschäfts unglaublich. Wer kann heute noch etwas mit Begriffen wie Wechsel oder Euroschecks anfangen? Onlinebanking hat sich inzwischen fest etabliert und seit einigen Jahren werden die klassischen Filialbanken zusätzlich von FinTechs unter Druck gesetzt, die mit innovativen Ideen, Spezialisierungen und ohne Altlasten wie antiquierte EDV-Systeme die Branche aufmischen.

Das Imperium schlägt zurück

Aber jetzt haben die Großen genug und besinnen sich auf ein Gebiet, auf dem bisher noch kräftig verdient wurde: der Handel von Wertpapieren im Kundenauftrag. Der Wettbewerb hat die Preise immer weiter gedrückt und es kam, wie es kommen musste: 47 Millionen Kunden von JPMorgan (WKN: 850628) können seit dieser Woche mit You Invest, einer mobilen Plattform für den Kauf und Verkauf von Aktien und ETFs, bis zu 100-mal im Jahr provisionsfrei handeln.

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Die New Yorker Großbank folgt damit dem Start-up Robinhood, das seit 2014 den Wertpapierhandel ohne Gebühren anbietet und bereits mehr als fünf Millionen Kunden gewinnen konnte. Auch die britische Onlinebank Revolut kündigte im Juni eine App für kostenfreies Trading an.

Kommt so etwas bald auch in Deutschland?

Diese Frage lässt sich mit einem klaren Jein beantworten.

Angebote zum kostenlosen Trading gibt es durchaus, dazu muss man nur mal die gängigen Suchmaschinen bemühen. Im Regelfall handelt es sich dabei aber lediglich um Aktionen für Neukunden, die zudem zeitlich und mengenmäßig begrenzt sind. Ein Depotkonto, mit dem dauerhaft zum Nulltarif getradet werden kann, konnte ich dagegen nicht finden.

Obwohl es richtig ist, dass das Privatkundengeschäft der Broker inzwischen so weit automatisiert ist, dass von der Ordererteilung über die Abrechnung bis hin zur Eintragung des Aktionärs bei Namensaktien kein Mensch mehr eingreifen muss, fallen trotzdem bei jeder Transaktion Kosten an, denn auch eine maschinelle Abwicklung hat ihren Preis.

Meldungen sind abzugeben, Steuern sind zu berechnen und abzuführen, Dienstleister wie Clearstream Banking wollen bezahlt werden. Die zunehmende Regulatorik und die regelmäßig geänderte Besteuerung müssen mit erheblichem Aufwand programmiert werden.

Womit will ein Broker Geld verdienen?

In Zeiten des Internets gibt es natürlich mehr Möglichkeiten, Geld einzunehmen, als mit den reinen Ordergebühren. Mir fallen da etwa ein:

  1. Der Klassiker des Internets: Werbung
  2. Der Verkauf der gesammelten Daten
  3. Die Wertpapiere der Kunden werden verliehen und die Prämien kassiert die Bank.
  4. Die Geldguthaben der Kunden werden verzinslich angelegt.
  5. Für die Verwahrung von Fonds erhalten die Depotbanken Vergütungen.
  6. Provisionen für weitere Dienstleistungen wie Dividendenzahlungen

Für einen deutschen Broker fallen aber die Quellen 2 (Bankgeheimnis), 3 (Depotgesetz) und 4 (Zinsen? Was sind Zinsen?) schon mal weg. Meiner Meinung nach reichen die anderen Punkte alleine nicht aus, um dauerhaft kostenlose Orders anbieten zu können.

Eine Lösung wäre da möglicherweise eine Kundenbeziehung, in der das Brokerage nur ein Teil des Ganzen ist und etwa durch höhere Zinsen für Kredite oder Gebühren an anderer Stelle subventioniert wird.

Alternativ kommen ausländische Broker infrage, die den strengen deutschen Regeln nicht unterliegen. Jeder Anleger muss dann selbst wissen, ob er das (zugegebenermaßen geringe) Risiko tragen möchte, das durch das Verleihen seiner Aktien entsteht. Hinzu kommt ein erhöhter Aufwand für das Erstellen der Steuererklärung, da ausländische Broker nicht an die deutsche Gesetzgebung gebunden sind.

Was bedeutet kostenloses Trading für den Anleger?

Hohe Gebühren können die Rendite einer Geldanlage erheblich mindern. Gerade deswegen empfehlen wir bei The Motley Fool ja auch, darauf zu achten, und bevorzugen ETFs gegenüber gemanagten Fonds. Da wären kostenlose Trades natürlich hilfreich, da es nicht günstiger als null geht.

Vor allem Neulinge könnten hiervon profitieren, weil die Hemmschwelle für ein Investment sinkt. Ohne Gebühren wäre es möglich, für wenige Hundert Euro Aktien zu kaufen und so mal in dieses Gebiet hineinzuschnuppern, ohne allzu große Risiken einzugehen.

Wir wissen allerdings auch, dass alles zwei Seiten hat. Vollkommen kostenfreies Trading könnte die Anleger leicht dazu verleiten, zu viel zu handeln. Der alte Börsenspruch „Hin und her macht Taschen leer“ trifft zwar ohne Provisionen nur bedingt zu, aber ein langfristiger Vermögensaufbau sieht dann doch anders aus.

Das Foolishe Fazit

Wie ihr schon bemerkt habt, glaube ich nicht daran, dass sich Trading zum Nulltarif langfristig durchsetzen wird. Ich selbst habe mein Depot bei einem Broker, bei dem ich für eine Order eine Pauschale von 6,50 Euro bezahle. Das halte ich für einen fairen Wert. Und da ich Foolish unterwegs bin und nur wenig handle, sind diese Kosten im Vergleich zu meinem Depotvolumen gering. Jeder durchschnittliche Börsentag mit seinen Schwankungen schlägt stärker zu Buche.

Da der Traum aller Aktionäre wohl nur ein Traum bleiben wird, gilt also weiterhin, sich die guten Aktien herauszupicken und auf Foolishe Weise möglichst wenig zu traden.

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Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.

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Peter besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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