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Was jeder Anleger in diesen Zeiten unbedingt tun sollte

Foto: Getty Images

Letzte Woche habe ich über Fehler im menschlichen Denken geschrieben, die Auswirkungen auf unser Investieren haben.

Diese Woche habe ich ein Interview mit dem sehr intelligenten quantitativen Investor Jim O’Shaughnessy gehört, der mich an eine für unseren Investitionserfolg noch wichtigere Macke unseres Gehirns erinnert hat. Nämlich die Macke, die Realität zu verdrehen, bzw. unsere Erinnerung daran zu verändern.

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Diese Macke hindert uns daran, aus unseren Fehlern zu lernen. Die Folge davon ist, dass wir über die Zeit ein weniger guter Anleger werden, als wir es sein könnten. Es gibt aber eine einfache Möglichkeit, genau das zu verhindern und uns zumindest etwas besser zu machen.

Der großartige Trade beim Crash von 1987, der keiner war

O’Shaughnessy hatte aufgrund seiner fundamentalen Analyse bis zum Crash des schwarzen Montags von 1987 „die größte Put-Position aufgebaut, die ich jemals gehalten habe“. Das bedeutet in einfachen Worten, dass er mit dieser Position enorm von einem Crash profitieren würde.

Einige Jahre später, als er an den Crash zurückdachte, erinnerte er sich an diese Put-Position und wie großartig sein Portfolio während des Crashs abgeschnitten hatte.

Das Problem dabei: Das war gar nicht der Fall!

Was war passiert? Der Tag vor dem schwarzen Montag war ebenfalls ein ziemlich schlechter Tag für die Märkte – also ein guter Tag für O’Shaughnessys Put-Position. Laut eigener Aussage dachte er, dass die Märkte am folgenden Montag nach oben schnellen und seine Gewinne schmälern oder sogar zunichte machen würden. Er traf die emotionale Entscheidung, seine Position aufzulösen – zum fast schlechtest möglichen Zeitpunkt.

Daran erinnerte er sich nur nicht mehr! Der Grund, warum er es wieder herausfand, war, dass er ein Tagebuch führte, in dem er aufschrieb, was er dachte und tat. Dort stand schwarz auf weiß, dass er seine Position am Tag vor dem Crash auflöste. Er hat sein eigenes Gedächtnis als Lügner entlarvt.

Es geht uns allen so!

Wir alle wissen noch ganz genau, was wir am 11. September 2001 getan haben, wo wir waren, als wir zum ersten Mal von den Anschlägen auf das World Trade Center hörten oder die Bilder zum ersten Mal sahen, richtig? Es ist, als ob sich dieser Moment in unser Gedächtnis eingeschweißt hat und wir ihn niemals mehr vergessen werden.

Das ist jedoch falsch – denn jeden Zweiten von uns täuscht die eigene Erinnerung etwas vor!

Forscher haben den Tag des 11. September für eine Studie mit 3.000 Menschen genutzt. Sie machten drei Umfragen zu den Erinnerungen dieser Leute an die Terroranschläge. Die erste Umfrage fand wenige Tage nach den Anschlägen statt, die zweite rund ein Jahr danach und die dritte nach drei Jahren.

Das Ergebnis: 63 % der Befragten lieferten bei der zweiten Umfrage Antworten, die mit ihren Antworten bei der ersten Umfrage konsistent waren. Im Klartext: Bei mehr als einem Drittel der Befragten hatte sich die Erinnerung an diesen Moment nach nur einem Jahr verändert. 

Nach drei Jahren war dies bei 43 % der Befragten der Fall.

Jim O’Shaughnessy ist also keine Ausnahme. So sehr wir uns auf unsere Erinnerungen verlassen – es ist ein Fehler, uns selbst zu vertrauen.

Was man dagegen tun kann

Alle Investoren machen Fehler. Selbst die besten. Was die besten aber besser machen als die meisten anderen, ist, dass sie aus ihren Fehlern lernen.

Jim O’Shaughnessy hat aus seinem Fehler gelernt, dass er seine Emotionen aus dem Investitionsprozess heraushalten muss, um nicht wieder eine solche Fehlentscheidung zu treffen. Er ist deshalb ein quantitativer Investor geworden.

Nicht jeder von uns muss diesen Schluss ziehen. Für jeden Einzelnen kann die für ihn persönlich beste Lösung eine andere sein. Noch wichtiger als die Lösung selbst ist jedoch, dass man erst einmal seine eigenen Fehler erkennt. Denn ohne sie zu kennen, kann man nicht daraus lernen. 

Hätte O’Shaughnessy im Jahr 1987 kein Tagebuch geführt, dann wäre er wahrscheinlich nicht das geworden, was er heute ist. Er hätte für immer in dem Glauben gelebt, dass er 1987 praktisch perfekt investiert habe und hätte seine Herangehensweise möglicherweise nicht geändert.

Damit uns das nicht passiert, empfehle ich jedem, genau dasselbe zu tun. Jeder von uns sollte ein Börsentagebuch führen, in dem er genau aufschreibt:

  • wie er in diesem Moment als Anleger über die Situation denkt,
  • wie er sich fühlt und
  • wenn er handelt, warum er es getan hat.

Ich persönlich habe das bisher nicht gemacht. Aber alleine schon aus Neugierde werde ich das ändern und genau jetzt damit anfangen. Vielleicht kann ich den einen oder anderen überzeugen, es mir nachzumachen.


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