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Nordex-Aktie: „Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“

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Foto: Getty Images

Erneuerbaren Energien gehört die Zukunft. Das ist längst eine glasklare Sache. Aber für Aktionäre erweist sich dieses Segment immer wieder als Achterbahn. Gestern hochgejubelt, heute Pleitekandidat und zurück. Nordex (WKN: A0D655) ist ein Paradebeispiel dafür. Lohnt sich nun der Einstieg zu Tiefstpreisen? Ein Blick in die Vergangenheit und auf die jüngsten Entwicklungen könnte wichtige Hinweise liefern.

Nordex langer Weg zur Nachhaltigkeit

Das Unternehmen Nordex kann sich mit Fug und Recht als nachhaltig bezeichnen. Die Windturbinen liefern nach ihrer Errichtung über bis zu drei Dekaden hinweg sauberen Strom. Aber die Nordex-Aktie ist alles andere als nachhaltig. Zumindest was die Profitabilitätsentwicklung angeht. Externe Entwicklungen werfen das Unternehmen immer wieder aus der Bahn.

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Als Nordex im Jahr 2016 mit Acciona Windpower fusionierte, war ich positiv gestimmt. Der Deal ergab Sinn, weil er Größenvorteile versprach. Gut gefiel mir auch, dass mit Acciona (WKN: 865629) ein wichtiger strategischer Ankeraktionär an Bord kam, der international von Australien bis Mexiko aktiv ist und die Projekt-Pipeline befüllen kann.

Aber die Synergien entwickelten sich langsamer als die Verschlechterung des Marktumfelds. Die Aktie schmierte ab, Nordex häufte Verluste an und hatte alle Hände voll zu tun, den Kopf über Wasser zu halten. Lokalkonkurrent Senvion ging in der Folge pleite und Enercon strauchelte ebenfalls.

Hoffnung keimte dann Ende 2018 mit den neu eingeführten Delta4000-Turbinenmodelle der 4-Megawatt-Klasse auf. Nordex war hier ein Vorreiter und der Vertriebserfolg war großartig. Das Auftragsbuch ließ darauf schließen, dass Nordex bald wieder mehr als 5 Mrd. Euro Umsatz machen würde. Schon mit geringer Gewinnmarge wäre ein deutlich höherer Kurs als die rund 8 Euro, die Anfang 2019 bezahlt wurden, gerechtfertigt gewesen.

Auf ein kleines Aufbäumen folgte der Coronacrash, der dann von einem unverhofften Boom abgelöst wurde, der das gesamte Börsensegment bis 2021 weit nach oben spülte. Der Windkraft schien nun die Welt zu Füßen zu liegen. Der Weg zu nachhaltigen Gewinnen war vermeintlich vorgezeichnet.

Aber es folgte Ernüchterung. Für die Errichtung von Windturbinen braucht es stabile Rahmenbedingungen. Lieferketten-Chaos, explodierende Rohstoffpreise und wechselnde politische Vorgaben gehören nicht dazu. In Verbindung mit anhaltend starkem Preiswettbewerb ist Nordex wieder tief in die Verlustzone gerutscht.

Die Chancen für einen Turnaround sind da

Wenn die Nordex-Aktie ihre abwechselnden Auf- und Abwärtsbewegungen beibehält, dann müssten als Nächstes Kursgewinne kommen. Dafür müssen allerdings Gewinne her. Oder zumindest sollte es absehbar werden, dass diese kommen.

Was den Umsatz angeht, kann man sich nicht beschweren. Windkraft ist weiterhin stark gefragt und Nordex kann bei Neuaufträgen wahrscheinlich höhere Preise durchsetzen. Von daher dürfte er mittelfristig auf über 6 Mrd. Euro steigen. Langfristig könnte Nordex sogar die Marke von 10 Mrd. Euro anpeilen.

Aber die Profitabilität aus dem Keller zu holen wird nicht so leicht. Die Kostenprobleme sind noch nicht gelöst. Nordex ist auch stark verschuldet und steigende Zinsen erschweren die Refinanzierung. Immerhin hat sich Nordex mit der jüngsten Kapitalspritze von Acciona etwas Luft verschafft. Und es ist auch ein Vertrauensbeweis des Großaktionärs.

Einiges spricht dafür, dass auf die vielfach erwartete wirtschaftliche Abkühlung Entspannung an der Einkaufsfront folgt. Nordex könnte also ein Profiteur einer Rezession sein. Die Nachfrage nach den Produkten wird wohl kaum zurückgehen angesichts der Dringlichkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien. Und mit der kürzlich errichteten ersten 6-Megawatt-Turbine hat Nordex auch ein weiterhin attraktives Angebot.

Die langfristige Perspektive bleibt ungewiss

Wenn ich mir vorstelle, dass Nordex im Jahr 2030 vielleicht 10 Mrd. Euro Umsatz macht und davon im besten Fall 5 % als Nettorendite erwirtschaftet, dann wären das bis zu 500 Mio. Euro Gewinn unterm Strich. Kommt es so, dann ist die Aktie heute ein echtes Schnäppchen.

Aber zunächst muss sich das Management aus der Verlustzone herausarbeiten. Und wenn das geschafft ist, dann könnte schon der nächste Rückschlag lauern. Den chinesischen Rivalen geht es nämlich gut, wie man an der Kursentwicklung der in Shanghai gehandelten Ming Yang ablesen kann. Sie könnten vermehrt Nordex das Geschäft streitig machen. Dabei ist der Wettbewerb mit den westlichen Konkurrenten schon hart genug.

Von daher wird der langfristige Turnaround kein Selbstläufer. Aber wenn Nordex in den nächsten Wochen noch weitere Deals vermeldet, wie zuletzt in Serbien und Polen, dann könnte die verprügelte Aktie kräftigen Auftrieb bekommen.

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Ralf Anders besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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