Nvidia oder Intel: Welche Chipaktie ist jetzt ein Kauf?
Nvidia (WKN: 918422) -14 % und Intel (WKN: 855681) -38 %, das ist die Bilanz der letzten drei Monate. Die Liste der Verlierer ließe sich mit anderen Chipkonzernen fortführen. Die Aktien von Chipentwicklern und -herstellern kamen in jüngster Vergangenheit an der Börse mächtig unter die Räder.
Doch warum eigentlich? Und welche der beiden Chipaktien ist nun einen Kauf wert? In diesem Artikel will ich ein wenig die Fakten für euch sortieren und eine klare Empfehlung aussprechen.
Zwei Auslöser der Kurskorrektur
Es gibt zwei wesentliche Auslöser der jüngsten Kurseinbrüche bei Chipaktien: Zum einen ist es die Unsicherheit, wie gut sich die neue Chipgeneration von Nvidia auf dem Markt schlagen wird und zum anderen ist es die historisch einzigartige Unternehmenskrise bei Intel. Der Reihe nach:
Nvidia: Rekordzahlen reichen nicht mehr
Ende August stellte Nvidia die Ergebnisse für das abgelaufene Quartal vor und wieder einmal übertraf der Chipentwickler mit Rekordzahlen alle Analystenerwartungen. Doch Anleger fanden dann doch noch ein Haar in der Suppe, und zwar die fehlende konkrete Prognose für die zukünftigen Umsätze mit der neuen Chipgeneration Blackwell.
Nvidia teilte in diesem Zusammenhang lediglich mit, dass das Unternehmen bereits in den kommenden Quartalen mit Milliardenumsätze durch Blackwell-Chips rechne. Konkrete Zahlen gab es allerdings nicht. Das löste offenbar bei vielen Anleger Sorgen aus, dass Nvidia sein zukünftiges Wachstum entweder nicht genau planen könne oder es sich abflachen werde.
Intel: Die größte Krise der Geschichte
Die Schwierigkeiten von Nvidia sind für Intel die reinsten Luxusprobleme. Der einstige Branchenprimus der Halbleiterindustrie erlebt gegenwärtig die größte Unternehmenskrise seiner 56-jährigen Firmengeschichte. Die Gewinn- und Verlustrechnung des Chipkonzerns verdeutlich die ganze Misere.
In den beiden letzten Geschäftsjahren verlor Intel rund ein Drittel seines Umsatzes und der operative Gewinn sank von über 22 Mrd. US-Dollar auf nahezu 0. Hintergrund für die erschreckende Geschäftsentwicklung ist die Tatsache, dass Intel technologisch den Anschluss an Nvidia und andere Chipentwickler verloren hat. Im Zukunftsbereich der KI-Chips spielt der Konzern überhaupt keine Rolle.
Um die Gewinnerosion zu stoppen, muss Intel gewaltig auf die Kostenbremse treten. Rund 15 % der Belegschaft sollen eingespart werden. Zudem hat das Intel-Management die gesamte Unternehmensstrategie auf den Prüfstand gestellt.
Medienberichten zufolge denkt der Konzern sogar über eine Abspaltung des Foundry-Geschäfts nach. Das wäre eine 180-Gradwende in der aktuellen Konzernstrategie. Nachdem sich Intel jahrelang auf die Chipentwicklung konzentrierte, sieht der Konzern inzwischen auch die Auftragsfertigung von Halbleitern als Zukunftsgeschäft.
Umgekehrte Machtverhältnisse
Eine Statistik veranschaulicht die Umkehrung der Machtverhältnisse auf dem Chipmarkt besonders gut, und zwar die Marktanteile der Chipentwickler bei Prozessoren für Rechenzentren. Dieser Geschäftsbereich ist aufgrund des starken Wachstums von Cloud- und KI-Anwendungen wesentlich zukunftsträchtiger als die Chipherstellung für Personal Computer.
Ende 2021 kam Intel noch auf einen Marktanteil von 60 % bei Prozessoren für Rechenzentren. Der Anteil von Nvidia lag damals bei knapp 30 %. Innerhalb von drei Jahren hat sich dieses Verhältnis umgekehrt. Inzwischen liegt der Marktanteil von Nvidia bei über 70 % und der von Intel ist unter 20 % gefallen.
Noch eine Statistik gefällig? Im Jahr 2021 erwirtschaftet Intel einen fast dreimal so hohen Jahresumsatz wie Nvidia. Im vergangenen Jahr wies Nvidia erstmals einen höheren Umsatz aus als Intel.
Eine ganz klare Empfehlung
Vor diesem Hintergrund werdet ihr euch wahrscheinlich schon denken können, welche der beiden Aktien ich zum Kauf empfehle. Es ist ganz klar Nvidia.
Der Chipentwickler hat derzeit einen klaren Vorsprung gegenüber seinen Wettbewerbern und beherrscht den Zukunftsmarkt der KI-Chips. An dieser Marktdominanz wird sich meiner Meinung nach kurz- bis mittelfristig nichts ändern. Für Nvidia bedeutet das ein weiterhin starkes Gewinnwachstum und eine Beibehaltung der astronomisch hohen Margen.
Ganz anders die Situation bei Intel. Derzeit ist selbst unklar, welche Strategie der Chipkonzern in Zukunft verfolgen wird. Ebenso wenig klar ist, wann Intel wieder ordentliche Gewinne schreiben wird.
Der Vorsprung von Nvidia gegenüber Intel wird sich in meinen Augen künftig noch vergrößern, weil Nvidia über finanzielle Ressourcen verfügt, von denen Intel nur träumen kann. Eine Kennzahl zur Veranschaulichung: Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete Nvidia einen freien Cashflow in Höhe von 27 Mrd. US-Dollar. Bei Intel waren es -14 Mrd. US-Dollar. Das bedeutet, dass Nvidia seine Forschung und Entwicklung mit Milliardenbeträgen vorantreiben kann, die Intel nicht zur Verfügung stehen.
Viele Anleger verfolgen den Investmentansatz, auf vermeintliche Schnäppchen wie Intel zu setzen und hoch bewertete Aktien wie Nvidia zu ignorieren. Ich würde nicht dazu raten.
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Peter besitzt Aktien von Nvidia. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.