Drei unbeachtete Perlen am Aktienmarkt, und wie du solche selbst finden kannst: Fuchs Petrolub, Kion und Brenntag
Während man mit vermeintlichen Standardwerten von RWE (WKN:703712) bis zur Deutschen Bank (WKN:514000) eine Menge Ärger haben kann, gibt es in der zweiten Reihe nahezu unbeachtete Unternehmen, die bereits seit Jahren abliefern. Drei vernachlässigte Perlen – Fuchs Petrolub (WKN:579043), Kion (WKN:KGX888) und Brenntag (WKN:A1DAHH) – und wie du selbst solche Unternehmen finden kannst möchte ich dir hier näher bringen.
Was werthaltige Unternehmen auszeichnet
Die Gruppe der Aktiengesellschaften, die sich über viele Jahre positiv entwickeln und auch für die Zukunft langfristig gut aufgestellt sind, lässt sich nicht über einen Kamm scheren. Dafür sind sie zu unterschiedlich. Nichtsdestotrotz lassen sich einige Charakteristika erkennen, die für viele solcher Unternehmen gelten:
- Eine starke, über Jahrzehnte geprägte Identität
- Eine Vielfalt von Anwendungsgebieten oder Kundenbranchen
- Eine führende Marktposition in einer kontinuierlich wachsenden Nische
- Innovationskraft, die durch die Nähe zu den Kunden getrieben wird
- Kontinuierliche Investitionen in die eigene Wettbewerbsfähigkeit
Solche Unternehmen lassen sich nicht von einem Sturm aus der Ruhe bringen und sind in der Lage, sich immer wieder an wechselnde Trends anzupassen, neue Marktnischen zu besetzen und geographisch zu expandieren. Es kann sich für dich also lohnen, nach diesen Eigenschaften Ausschau zu halten.
Aber genug mit der Theorie, hier das erste der drei ausgesuchten Beispiele.
Fuchs Petrolub, der König der unabhängigen Schmierstoffhersteller
Fuchs agiert in einem Haifischbecken mit den Schmierstoff-Sparten der großen Ölkonzerne. Sieht man von diesen ab, ist Fuchs klar der größte Anbieter weltweit. Die Stärke der Mannheimer liegt in der Breite des Sortiments, die für jede Anwendung das perfekte Öl bietet, egal ob sibirische Kälte, Wüstensand oder Salzwasser den Maschinen das Leben schwer machen.
Seit vielen Jahren wächst das 1931 gegründete Unternehmen fast ununterbrochen, zum einen Teil aus eigener Kraft und zum anderen durch Zukäufe. Gerade in diesem Jahr wurden wieder zwei Konkurrenten übernommen: die Deutsche Pentosin-Werke GmbH zum 1. Juli und die schwedische Statoil Fuel & Retail Lubricants AB zum 1. Oktober.
Damit wird der Umsatz 2015 voraussichtlich erstmals über die 2-Milliarden-Grenze steigen. Mit der Ausweitung der Geschäftstätigkeit sind gleichzeitig auch die Ergebnisse in die Höhe gegangen. Die Nettogewinnmarge liegt seit einiger Zeit stabil im Bereich von 11-12 %. Gute Aussichten!
Kion, der Herausforderer von Gabelstapler-König Toyota
Nach der Ausgliederung der Gabelstapler-Marken des Linde-Konzerns (WKN:648300) im Jahr 2006 konzentrierten sich die neuen Eigentümer sofort darauf, in den schnell wachsenden Schwellenländern stärker Fuß zu fassen. Da dies mit den Premiummarken Still und Linde nur schwer möglich war, wurden kurzerhand Gemeinschaftsunternehmen in China und Indien gegründet.
Heute profitieren alle Marken von dem erweiterten Service-, Entwicklungs- und Produktionsnetzwerk. Die Fertigungsstandorte in Brasilien und Indien übernehmen beispielsweise die kostengünstigen Designs und Plattformen der chinesischen Marke Baoli für einige Modelle, während die aufgerüsteten deutschen Premiumwerke die Technologieführerschaft sicherstellen.
Für die Zukunft lässt sich eine ganze Reihe von konkreten Wachstumsthemen identifizieren:
- Die Stärkung der Integrations- und Projektkompetenz im Bereich der Intralogistik unter dem Stichwort Logistik 4.0.
- Neue Technologien rund um den Antrieb, wie zum Beispiel Brennstoffzellen.
- Die Steigerung des noch niedrigen Marktanteils in Nordamerika.
Stabilisierend auf das Gesamtgeschäft wirkt sich der große Service-Anteil in Höhe von 46 % aus. Falls die Kunden einmal bei Neuanschaffungen knausern sollten, führt dies in der Regel zu höheren Ersatzteil-Ausgaben für die alternde Stapler-Flotte.
Seit 2013 ist der Konzern auf einem dynamischen Wachstumspfad. Mit dem aktuellen Schwung können die Wiesbadener sogar einen Angriff auf die Vorherrschaft des Gabelstapler-Geschäfts von Toyota Industries (WKN:863567) wagen.
Brenntag, führender Vermittler zwischen Chemie-Produzenten und Verbrauchern
Wenn man sich den Börsenwert von rund 8 Mrd. EUR anschaut, ist Brenntag einer Reihe von DAX-Unternehmen zumindest ebenbürtig. Dass der vor einem Jahrhundert noch als “Brennstoff-, Chemikalien- und Transport AG” firmierende Speziallogistiker weiterhin im MDax verweilt liegt einzig daran, dass seine Aktien vergleichsweise wenig Börsenumsatz generieren.
Seit 1966 übernimmt Brenntag ein Unternehmen nach dem anderen, um das internationale Geschäft auszubauen. So ist es gelungen, heute auf allen Kontinenten stark präsent zu sein und Weltmarktführer in der Chemiedistribution zu werden, mit einem Jahresumsatz von über 10 Mrd. EUR. Gerade Anfang November wurde das Geschäft mit Schmierstoffen in Nordamerika durch die Übernahme von zwei Spezialisten ausgebaut.
Bei der Nische der Mülheimer handelt es sich um ein typisches zweiseitiges Geschäft. Wie ein Makler stehen sie im Vertrauensverhältnis sowohl mit den Anbietern, also den Chemieunternehmen, als auch mit den Nachfragern aus allen möglichen Brachen. Chemikalien werden in großen Mengen gekauft, gelagert und in kleineren Gebinden an Industrieunternehmen vertrieben, ergänzt um Mehrwertleistungen.
Brenntag macht seinen Partnern und Kunden das Leben einfacher und kann damit gute Margen verdienen. Ein operatives Ergebnis vor Abschreibungen von rund 800 Mio. EUR wird für das laufende Fiskaljahr erwartet, obwohl die sich in mehreren geographischen Märkten abschwächende Konjunktur auf die Umsatzentwicklung drückt. Kürzlich besorgte sich das Unternehmen 500 Mio. US-Dollar zu günstigen Konditionen – so kann die Expansion weitergehen.
Fazit: Drei völlig unterschiedliche Unternehmen, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätten
Fuchs Petrolub produziert petrochemische Erzeugnisse, während Brenntag welche transportiert und für das Umladen möglicherweise Maschinen von Kion einsetzt. Trotz ihrer Verschiedenheit sind sie auf eine gewisse Art ähnlich: Sie sorgen umsichtig für konjunkturelle Schwächeperioden vor, expandieren kontinuierlich, investieren zielgerichtet in ihre Kernkompetenzen und verteidigen so erfolgreich ihre jeweilige Spitzenposition.
Mit derartigen Aktien wirst du nur in den seltensten Fällen von heute auf morgen reich – aber langfristig stehen die Chancen gut, dass du mit solchen unauffälligen Depot-Beimischungen ein Vermögen aufbauen kannst. Manchmal ist der Fool-Appeal von Brenntag & Co vielleicht besser als der Sex-Appeal von Apple (WKN:865985) & Co.
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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.