Die nächsten Blue Chip-Aktien: Gilead Sciences
Erfolgreiche Blue Chip-Unternehmen entstehen nicht an einem Tag und sie sind selten zufrieden, die zweite Geige in ihrem Markt zu spielen. Stattdessen sind Blue Chips etablierte Konzerne, die ihren Markt dominieren.
Nach dieser Definition ist es nicht einfach, den nächsten Blue Chip-Anwärter zu identifizieren. Wenigen Unternehmen gelingt es, ihre Märkte in einer Form aufzuwühlen und aus dem Gleichgewicht zu bringen, dass es ihnen gelingt, den Großteil der Marktanteile der Mitbewerber zu übernehmen. Sie mögen in der Lage sein, dem Platzhirschen etwas Terrain abzunehmen, aber ihn zu dominieren? Das passiert zwar eher selten. Aber das heißt nicht, dass es unmöglich ist. Gilead Sciences (ETR:GIS) ist zum Beispiel einer von wenigen Kandidaten, dem der Aufstieg zum Blue Chip-Unternehmen gelingen könnte. Und hier sind die Gründe, warum das so ist.
Die Mitbewerber beherrschen
Während Gileads Einstieg in den Hepatitis C-Markt dieses Jahr die meiste Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen hat, ist es Gileads HIV-Therapie Sparte, die das Unternehmen zu einem potentiellen Blue Chip macht. Der Grund dafür ist, dass sich der Hepatitis C-Markt derzeit sehr schnell verändert und die Marktführerschaft in diesem Markt besonders schnell vergänglich ist. Im HIV-Bereich jedoch dominiert Gilead seit Jahren.
Gilead erhielt seine erste Zulassung für das HIV-Therapeutikum Vistide, ein Medikament gegen Cytomegalovirus-induzierte Retinitis in HIV-infizierten Patienten im Jahr 1996. Auf Vistide folgte AmBisome in 2000 und Viread in 2001. Seitdem musste Gilead sich nicht mehr nach seinen Konkurrenten umsehen und hat ein beeindruckendes Portfolio von hochgradig erfolgreichen HIV-Monotherapien auf den Markt gebracht, inklusive Emtriva und Truvada.
Aber Gileads Pole-Position in der HIV-Behandlung stammt nicht nur aus der eigenen Forschung und Entwicklung, sondern auch aus Gileads Fähigkeit, seine eigenen HIV-Medikamente so zu entwickeln, dass sie mit den Medikamenten anderer Hersteller wie Bristol-Myers Squibb vereinbar sind. Diese Kombinationstherapien reduzieren die Anzahl der Pillen, die ein HIV-Patient schlucken muss (und erhöhen dadurch die Erfolgsquote der Behandlung), vergrößern das Verschreibungsvolumen und bewirken außerdem die Verlängerung von Patenten auf einige der finanziell erfolgreichsten Arzneimittel des Unternehmens.
Zum Beispiel beinhaltet Atripla drei Stoffe: Sustiva von Bristol-Myers und Emtriva und Viread von Gilead. Atripla war Gileads erstes Kombinationsmedikament, und obwohl es bereits acht Jahre auf dem Markt ist, verdient Gilead noch immer über eine Milliarde US-Dollar pro Jahr mit dem Medikament, das noch immer das meistverkaufte anti-HIV-Medikament in den USA ist.
Gerade erst hat Gilead zwei weitere wichtige Kombinationsmedikamente auf den Markt gebracht: Complera, das von der FDA 2011 zugelassen wurde und Stribild, das ein Jahr später die Zulassung erhielt. Der derzeitige Erfolg von Complera und Stribild macht es wahrscheinlich, dass Gilead Ende des Jahres fünf unterschiedliche anti-HIV Blockbuster-Medikamente im Portfolio haben wird, die dem Unternehmen jeweils mehr als eine Milliarde US-Dollar Umsatz beschert haben werden.
Das ist eine beeindruckende Leistung, aber noch beeindruckender ist, dass die Verkäufe offensichtlich nicht nachlassen. Letztes Jahr hat Gilead mehr als 9 Milliarden US-Dollar mit verschiedenen Medikamenten zur HIV-Therapie eingenommen. Zwischen Januar und Juni diesen Jahres lagen die Einnahmen bei 4,7 Milliarden US-Dollar, also ungefähr 10% höher als im Vorjahr.
Dank der frühen Diagnose und der nun längeren Überlebensdauer der Patienten wächst der Bedarf nach den Medikamenten an, anstatt zu sinken. Nach Angaben der CDC werden jedes Jahr 2,5 Millionen Neuansteckungen diagnostiziert, leben mehr als 34 Millionen Menschen mit HIV und außerdem hat sich die durchschnittliche Lebensdauer nach der Diagnose seit 1996 mehr als verdoppelt.
Gileads Eintritt in neue Märkte
Gileads HIV-Therapien haben dem Unternehmen die Möglichkeit gegeben, in die Entwicklung weiterer Medikamente zu investieren, doch wahrscheinlich wird keines davon den Umsatz des Hepatitis C Programms erreichen. In den ersten sechs Monaten nach Markteinführung hat Sovaldi alle anderen existierenden Hepatitis C Medikamente verdrängt und ist zum meistverschriebenen Hepatitis C Medikament in den USA geworden. In diesem Jahr hat Gilead mit Sovaldi bisher 5 Milliarden US-Dollar eingenommen. Sovaldi wird bald mit mehreren vielversprechenden Konkurrenzprodukten, wie zum Beispiel Medikamente von AbbVie aud Bristol-Myers um Marktanteile ringen müssen, doch Gilead hat bereits ein weiteres Medikament der zweiten Generation in der Pipeline, das Sovaldi mit Ledipasir, einer weiteren Gilead-Substanz vereint und bald auf den Markt kommen soll.
Wenn alles so läuft, wie sich Gilead das vorstellt, wird die FDA dieses Medikament im Oktober zulassen. Dann könnte eine Heilungsrate von weit über 90% – gepaart mit der Möglichkeit, die lästigen, sich durch viele Nebenwirkungen auszeichnenden Therapeutika Interferon und Ribavirin aus den Therapie-Leitlinien zu verdrängen – bedeuten, dass Gilead auch im kommenden Jahr den Hepatitis C-Markt kontrollieren wird.
Natürlich werden Sovaldi und Sovaldi/ledipasvir einen großen Einfluss auf den Umsatz und den Gewinn von Gilead haben, doch Gilead ist nicht nur auf Hepatitis C-Medikamente angewiesen, um sich neben den HIV-Therapeutika ein weiteres Standbein aufzubauen. Im Juli bereits hat die FDA Zydelig – Gileads erstes Krebsmedikament – genehmigt, das Patienten verschrieben wird, die an wiederkehrender chronischer lymphozytischer Leukämie, Follikulärerem Lymphom oder kleinzelliger B-Zellen-Leukämie leiden. Während diese Indikationen keinen besonderes hohen Umsatz versprechen, so markiert Zydelig doch den Eintritt in einen weiteren wichtigen Markt.
Und noch etwas:
Gilead wird über die nächsten Jahre in Bargeld schwimmen und Investoren haben jedes Recht, sich zu fragen, wie das Unternehmen dieses Geld ausgeben wird. Im Augenblick, also nach dem zweiten Quartal 2014, sitzt Gilead auf 9,5 Milliarden US-Dollar in Bargeld und kurzfristigen Anlagen; ein großer Zuwachs seit Ende 2013, als die Summe noch 2,6 Milliarden US-Dollar betrug. Und obwohl Gilead wohl eine Delle in der Nachfrage nach Sovaldi erwarten kann, bevor Sovaldi/ledipasvir auf den Markt kommt, sollte der Barbestand in der Kasse des Unternehmens weiter wachsen und Gileads Aktienbesitzer in eine beneidenswerte Situation bringen.
Ein Teil des Geldes wird sicherlich für Aktienrückkäufe verwendet werden. Allein im zweiten Quartal kaufte das Unternehmen 15 Millionen eigene Anteile und hat sich bereits weiter 5 Milliarden US-Dollar für den selben Zweck genehmigen lassen, die dann eingesetzt werden sollen, wenn die bisher eingeplante Summe Geldes ausgegeben ist. Neben den Aktienrückkäufen könnte es zu einer Übernahme oder aber zur Ausschüttung einer Sonderdividende kommen. Doch was auch immer passiert, Gileads erstklassige Produktpalette, die große Menge Bargeld und die solide Pipeline potentieller neuer Medikamente, ziehen den Neid vieler anderer Blue Chip-Unternehmen auf sich.
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The Motley Fool empfiehlt Gilead Sciences. The Motley Fool besitzt Aktien von Gilead Sciences.
Dieser Artikel wurde von Todd Campbell auf Englisch verfasst und wurde am 24.9.2014 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.