Haben GM und Ford ihre Produktion weit genug zurückgefahren?
Der US-Automobilabsatz nähert sich weiterhin neuen Höchstmarken. Jedoch wächst der Markt nicht mehr und wandelnde Verbraucherpräferenzen haben dazu geführt, dass Top-Automobilhersteller wie General Motors (WKN:A1C9CM) und Ford Motor (WKN:502391) nun für einige ihrer Modelle ein zu hohes Inventar führen. Als Reaktion auf die steigenden Lagerbestände haben beide Auto-Riesen ihre Produktion zurückgefahren. Während GM diese Maßnahme bereits vergangenes Jahr ergriffen hat, ist Ford dieses Jahr nachgezogen. Jedoch ist es noch nicht klar, ob sie die Produktion weit genug heruntergefahren haben oder ob weitere Produktionskürzungen notwendig sein werden.
Die Lagerbestände sinken – und steigen dann wieder
In den vergangenen Jahren war in den USA der Dezember der umsatzstärkste Monat. In der Regel sind Autobauer genau dann ihr überschüssiges Inventar losgeworden. Aufgrund des übermäßig schnellen Absatzes erscheinen die Inventarbestände kleiner, als sie es in Wirklichkeit sind, da Inventarbestände häufig in „Lagerreichweite“ gemessen werden – also der Anzahl der Tage, bis das Inventar bei einer täglichen Absatzrate des vergangenen Monats vollständig aufgebraucht ist.
Beispielsweise hat GM im starken Monat Dezember mehr als 319.000 Fahrzeuge ausgeliefert. So konnte der US-Autobauer sein Inventar im Laufe des Monats um bescheidene 3,3 % abbauen – von 874.162 auf 844.942 Einheiten.
Der Januar ist dahingegen für Automobilhersteller traditionell einer der schwächsten Monate. GM verkaufte vergangen Monat nur 195.909 Fahrzeuge. Zwar entsprach dies einem Abfall gegenüber dem Vorjahr von lediglich 3,8 %, jedoch lag dieser Wert weit unter dem Dezember-Absatz. Infolgedessen ist das Inventar auf 878.590 Einheiten – oder eine Lagerreichweite von 108 Tagen – angewachsen.
Bei Ford sieht es sehr ähnlich aus. Das Gesamtinventar ist im Januar um 38.077 Einheiten (oder 5,9 %) gestiegen. Die Lagerreichweite kletterte von 73 Tagen im Dezember auf 103 Tage im Januar.
Die Produktion wird gekürzt
Ford hat im vergangen Jahr relativ schnell erkannt, dass die Produktion schneller wächst als die Nachfrage, insbesondere bei PKWs. Daraufhin hat das Unternehmen seine Produktion in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres drastisch zurückgefahren und somit seine Lagerbestände gesenkt. Die Lagerbestände der Autohändler fielen im Vergleich zum Vorjahr um 8 %.
GM produzierte dahingegen im Jahr 2016 mit rasantem Tempo weiter. Daraufhin stieg das Inventar des Unternehmens gegenüber dem Vorjahr um 40 %.
Vergangenen Monat hat nun auch GM seine Produktion zurückgefahren. Dies spiegelte sich bereits in den Januar-Inventarbeständen wider, aber Einschnitte in zwei weiteren Werken wurden erst Ende des Monats durchgeführt. Weitere Produktionsunterbrechungen sind in Werken, die sich auf kleinere Fahrzeuge konzentrieren, für Ende des Jahres geplant.
Reicht das?
Trotz dieser vorausschauenden Produktionskürzungen beendete Ford den Januar immer noch mit einer Lagerreichweite von über 100 Tagen. Jedoch nimmt zumindest die absolute Anzahl der Fahrzeuge im Inventar ab. Das Hauptproblem sind fallende Absatzzahlen bei mehreren Automodellen (Pick-Up-Trucks und SUVs verkaufen sich immer noch blendend).
Auf den Parkplätzen der Ford-Autohändler stehen heute 25 % weniger Fahrzeuge als noch vor einem Jahr, aber hinsichtlich der Lagerreichweite hat sich so gut wie nichts verändert. Wenn Ford eine bestimmte Anzahl von Fahrzeugen verkaufen muss, um das Inventar seiner SUVs und Trucks auszubalancieren, muss es für einen steigenden Absatz unter Umständen noch größere Preisnachlässe anbieten.
Unterdessen führt GM einfach ein zu hohes Inventar. Das Unternehmen hob hervor, dass es den Januar mit einem niedrigen Inventar von Fahrzeugen aus den beliebten Segmenten wie SUVs, mittelgroße Pickup-Trucks und kompakte Crossover begann. Allerdings bedeutet dies dann wohl, dass die Lagerbestände anderer Modelle sogar noch höher angewachsen sind.
Da der Automobilabsatz im Frühling wieder Fahrt aufnehmen sollte, sollten sich die Lagerreichweiten bei Ford und GM langsam wieder vernünftigeren Gegenden nähern. Nichtsdestotrotz muss General Motors seine Produktion vermutlich sogar noch weiter herunterfahren, um sein Inventar der Nachfrage anzupassen.
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The Motley Fool hält und empfiehlt Ford. The Motley Fool empfiehlt General Motors.
Dieser Artikel wurde von Adam Levine-Weinberg auf Englisch verfasst und am 6.2.2017 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.