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OSRAM nach dem Absturz: Ist da noch Licht?

Glühbirne als Symbol einer genialen Idee
Foto: Getty Images

Aktionäre von OSRAM (WKN: LED400) haben dieses Jahr wirklich keinen Grund zur Freude. Markierte die Aktie am 5. Januar 2018 mit 77,64 EUR noch ein 5-Jahres-Hoch, ging sie am 28. Juni mit 32,90 EUR aus dem Handel. Das entspricht in diesem Zeitraum einem herben Verlust von rund 57 %! Es stellt sich daher die berechtigte Frage, was der Grund dafür ist, dass das Vertrauen in OSRAM so erschüttert wurde. Wird diese Entwicklung weiter anhalten oder werden wir bald mit einer Trendumkehr rechnen können?

Was macht OSRAM eigentlich genau?

Einer der Grundsätze von Warren Buffet besagt, dass man verstehen sollte, womit ein Unternehmen sein Geld verdient, bevor man seine eigenen hart verdienten Euros (in seinem Fall dann eher USD) in das entsprechende Unternehmen steckt.

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Die OSRAM Licht AG verbinden viele mit Glühbirnen und LEDs. Selbst die Wertpapierkennnummer LED400 betont ausdrücklich diesen Geschäftszweig. Doch wenn man etwas genauer hinschaut, dann wird man feststellen, dass „Licht“, kreativ ausgelegt, sehr vielseitig sein kann und das Unternehmen sich zunehmend im Hochtechnologiesektor ausbreitet. Ein Besuch auf der Internetseite www.osram.com liefert bereits einen ersten Eindruck. Das Erste, was man sieht, ist eine … Raumstation. Die Unterschrift klärt einen dann auch nicht sofort auf: Es geht um Salat im Weltraum. Verwirrt?

OSRAM ist selbstverständlich auf Licht fokussiert. Der Zwischenbericht führt bei den zum Umsatz beitragenden Geschäftszweigen für die erste Hälfte des Geschäftsjahres 2018 Opto Halbleiter, Spezialbeleuchtung und Lichtlösungen & Systeme auf. In der Produktpalette findet man jegliche Formen von Beleuchtung für Fahrzeuge, von Motorrädern über Pkws bis zu Lkws. Dazu kommen Infrarot-Emitter, Sensoren, Laser, Gebäude- und Außenbeleuchtung, Vorschaltgeräte und automatisierte Lichtsysteme, Spezialbeleuchtung, Industrielampen, Kinoprojektoren … die Bandbreite ist wirklich groß.

Bei dem Zwischenbericht ist auffällig, dass die Spezialbeleuchtung nahezu die Hälfte des Gesamtumsatzes ausmacht. Was ebenfalls auffällt, ist, dass von den rund 2 Milliarden EUR Umsatz lediglich 770 Millionen EUR in Europa anfielen. Weitere 700 Millionen EUR stammten aus der Asien-Pazifik-Region und der Rest entfiel auf den amerikanischen Kontinent. Wir sprechen hier also von einem tatsächlich sehr stark international ausgerichteten Lichtspezialisten.

Salat im Weltraum

Der Fachbegriff heißt „Horticulture Lighting“ und bezieht sich auf smartes Pflanzenlicht. In einem recht PR-trächtigen Projekt beliefert OSRAM die US-Weltraumbehörde NASA mit einer maßgeschneiderten Version seines vernetzten Pflanzenlicht-Forschungssystems. Es ist nur ein Beispiel, wie OSRAM sich bemüht, in den Hochtechnologiesektor vorzudringen und sein Image entsprechend aufzupolieren.

Laser, Sensoren und ein separates Geschäftsfeld mit Risikokapitalinvestitionen unter dem Namen „Fluxunit“ liefern reichlich Fantasie, was die Zukunft des Unternehmens angeht. So sind im aktuellen Portfolio von Fluxunit sehr unterschiedliche Beteiligungen enthalten. Von Software- und Patentlösungen über automatisierte Pflanzenwachssysteme bis hin zu intelligenten LiDAR-Lösungen ist einiges dabei.

Und nicht nur intern passiert viel, auch die erst kürzlich bekannt gegebene Übernahme der US-Firma Fluence Bioengineering schlägt in die gleiche Kerbe. Der Kauf des Anbieters von smartem Pflanzenlicht ist ein weiterer Schritt für OSRAM, sich als Wegbereiter für digitale Automatisierung von Smart-Farming-Lösungen durch Kombination von intelligenter Beleuchtung, Sensorik und smarter Software zu etablieren.

Wo happert es?

Das hört sich ja alles sehr gut und interessant an. Was ist also das Problem und wie steht es um das Unternehmen? Genau da fangen die Probleme an. OSRAM schockte seine Anleger im April mit einer Gewinnwarnung. Der Kurs war da bereits am Fallen, die Meldung beschleunigte die Talfahrt noch kräftig.

Schwächen im operativen Geschäft und negative Währungseffekte wurden als Hauptgründe genannt. Als weiterer Nachteil erweist sich zudem die starke Abhängigkeit des Unternehmens von der Automobilbranche. Denn trotz all den genannten Lösungen kommt immer noch rund die Hälfte des Gesamtumsatzes von den Autoherstellern und Zulieferern. Diese Abhängigkeit wurde letzte Woche besonders deutlich. Als Daimler (WKN: 710000) eine weitere Warnung ausgab und die gesamte Branche nach unten zog, sprach OSRAM kurz darauf erneut eine Gewinnwarnung aus. Damit sind wir beim jetzigen Stand angekommen.

Ganz offensichtlich ist ebenfalls viel Fantasie aus dem Aktienkurs gewichen, nachdem potenzielle Übernahmen nicht bestätigt werden konnten. 2016 versuchten chinesische Investoren von San’an Optoelectronics (WKN: A0M3XL) bei OSRAM einzusteigen, scheiterten jedoch am Widerstand von Gewerkschaften und Betriebsrat. 2017 hat dann zudem Siemens (WKN: 723610) auch den Rest seiner Anteile abgestoßen. Vertrauen zeigt sich anders.

Was nun kommt ist ein großes Fragezeichen. Umstrukturierung, Personalabbau und womöglich weniger Neuinvestitionen wären eine logische Folge. Doch bis die Effekte spürbar werden, man sich mit Betriebsrat, Gewerkschaften und Partnern abgesprochen und geeinigt hat, kann einige Zeit vergehen. Anleger zittern zudem bereits der nächsten Ankündigung entgegen: Hält die Dividende? Oder wird auch hier der Sparhammer zuschlagen?

Ist die Aktie einen Kauf wert?

Beim Absturz nach der ersten Gewinnwarnung im April bin ich sehr hellhörig geworden und habe OSRAM auf meine Watchliste gesetzt. Die Hoffnung lag darin, dass sich der Wert stabilisiert und ich mich bei den ersten Anzeichen einer Erholung in diesen Weltspezialisten günstig einkaufen kann. Doch die zweite Warnung kam erstens wesentlich schneller und zweitens als erwartet und ich denke, dass hier jetzt sehr viel Vorsicht angebracht ist. Die Ankündigung einer Kürzung oder Streichung der Dividende könnte kurzfristig noch weiteres Unheil anrichten. Bevor das Unternehmen seine neue Strategie präsentiert, könnte OSRAM also noch die eine oder andere Schlagzeile produzieren.

Auf sehr lange Sicht betrachtet könnte sich die aktuelle Schwäche aber auch als eine besondere Chance erweisen, insbesondere wenn die Dividende hält. OSRAM will in den Hochtechnologiesektor vordringen und ist mit seinen Produkten in der oberen Liga weltweit gut positioniert.

Als potenzieller Anleger solltest du daher sehr genau dein Risikoprofil vor einer Investition abschätzen.

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Jakub Piwowarski besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Daimler.



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