Sind ETFs in der Krise besonders gefährdet?
ETFs werden zu einer immer beliebteren Anlageform. Wurden hier 2005 weltweit gerade einmal 417 Mrd. US-Dollar angelegt, waren es im letzten Jahr (2019) bereits 6.181 Mrd. oder 6,18 Billionen US-Dollar. Einige Beobachter bewerten diese drastische Zunahme als Blase und meinen damit, dass immer größere Summen in wenige Aktien investiert werden, nämlich jene, die sich in den Indizes befinden und damit in den ETFs besonders stark gewichtet sind.
Aber ist dies wirklich eine Blase und warum werden einige Werte in einem Index stärker als andere gewichtet?
Marktblasen sind nicht ETF-spezifisch
Von einer Blase wird an der Börse immer dann gesprochen, wenn sich eine Aktie sehr weit von ihrem fundamentalen Trend abkoppelt. In der Folge kommt es dann zu einer scharfen Korrektur, ähnlich, wie sie sich zuletzt am gesamten amerikanischen Aktienmarkt vollzog.
Übertreibungen und Einbrüche wiederum existieren schon so lange wie die Börse selbst. Sie haben demnach wenig mit ETFs oder Fonds zu tun. Zudem sollte berücksichtigt werden, dass in früheren Jahren ebenfalls große Summen über managergeführte Fonds hauptsächlich in viele Index-Unternehmen investiert wurden. Im Laufe der Zeit fand also zum Großteil nur eine Umschichtung der Gelder von aktiven in passive Fonds statt.
Indexgewichtungen werden nicht durch ETFs beeinflusst
Die Indexgewichtung ergibt sich aus der wirtschaftlichen Entwicklung der in ihm enthaltenen Unternehmen. Ist eine Firma besonders erfolgreich und steigen ihre Gewinne rasant, werden der Aktienkurs und somit die Marktkapitalisierung auf Dauer entsprechend stark folgen, wodurch sie am Ende stärker gewichtet werden als andere.
Selbst jene Firmen, die heute in den Indizes stark gewichtet sind, werden sehr schnell wieder fallen, wenn sie sich wirtschaftlich schlecht entwickeln. ETFs haben auf die Indexgewichtung oder ob eine Aktie steigt oder fällt keinen Einfluss.
Chancen, aber auch viele Risiken
ETFs können eine sehr gute Langfristanlage sein, aber sie können auch viele Risiken mit sich bringen, auf die wir Anleger achten müssen. So sollten ETFs, die Swaps (Derivate) zur Indexnachbildung einsetzen, von vornherein ausgeschlossen werden. Sie können in einer Krise wie der aktuellen tatsächlich zu einem großen Risiko werden. Sie sind meist als „synthetisch“ gekennzeichnet. ETFs, die Aktien des zugrunde liegenden Index tatsächlich kaufen, sind an der Replikationsmethode „physisch“ erkennbar.
Daneben sollten wir Anleger auch immer einen Blick auf die Aktienanzahl innerhalb des Fonds und deren Zusammensetzung werfen. So kann es bei einzelnen ETFs zu einer Einzelwertgewichtung von 25 % oder mehr kommen. Dies ist zu viel. Im DAX entfallen beispielsweise derzeit auf die am stärksten gewichtete Aktie 7,77 %, was einer guten Risikoverteilung entspricht.
Weitere Risiken gehen von gehebelten ETFs aus. Sie investieren in Derivate, die in einer Krise gefährdet sind. Gleiches gilt für Short-ETFs, die oft zur sogenannten Absicherung eingesetzt werden. Sie sind aufgrund des Derivateeinsatzes ebenfalls in einer Krise gefährdet und sollten deshalb gemieden werden. Bestimmte Rohstoff-ETFs können ähnliche Probleme mit sich bringen, besonders wenn ihre Fondsdomizile auf den Inseln Guernsey, Jersey oder ähnlich exotischen Orten liegen.
Generell sollten alle sehr speziellen ETFs (die auf bestimmte Branchen setzen) gemieden werden, da hier keine ausreichende Streuung erzeugt wird. Bei Fonds, die über alle Branchen hinweg diversifizieren, ist dagegen die Erholungswahrscheinlichkeit nach einem Crash sehr viel höher. Zudem sollten wir uns von sehr jungen ETFs, die sich noch nicht bewiesen haben, fernhalten.
Fazit
Am Ende gibt es also bei ETFs genauso viele Risiken wie bei Einzelaktien oder aktiven Fonds, weshalb es am Ende immer auf die richtige Auswahl ankommt. Wer bestimmte Kriterien beachtet, kommt mit seinen ETF-Anlagen sehr gut durch den Crash und muss keine großen Befürchtungen haben. Sie werden sich mit dem Markt wieder erholen.
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