Was du über den Spin-Off dieses Konsumgüter-Giganten wissen solltest
Alle Zahlen beziehen sich auf den Stand vom 30.12.2014
Oftmals handelt es sich bei einem Spin-Off um einen wachstumsschwachen oder unrentablen Teilbereich eines Mutterkonzerns. Diese Stiefkinder bekommen aber meist nach einiger Zeit ein ganz eigenes Börsenleben. Wie sieht es bei diesem aus?
Viele Anleger kennen Reckitt Benckiser (WKN:A0M1W6) (LSE:RB) (ETR:3RB) nur als den großen Konsumgüterkonzern mit den bekannten Marken für Haushaltsreiniger und Hygieneartikel. Wahrscheinlich hat jeder in seinem Haushalt mindestens ein Produkt von Reckitt Benckiser. Wie etwa Sagrotan (Desinfektion und Flüssigseife), Cillit Bang (Bad und Küchenreiniger), Calgon (Wasserenthärter) oder auch eines der rezeptfreien Erkältungs- und Schmerzmittel Nurofen & Dobendan.
Den wenigsten dürfte aber bekannt sein, dass Reckitt Benckiser bis jetzt auch über eine Pharmasparte verfügte. Im Juli letzten Jahres beschloss der Konzern, die Pharmasparte als eigenständiges Unternehmen im Rahmen eines Spin-Off an die Börse zu bringen. Damit will sich Reckitt Benckiser auf sein Kerngeschäft als Komplettanbieter für den Haushalt konzentrieren und der Pharmasparte ein besser verständliches Chance/Risiko Profil als eigenständiges Spezialpharma-Unternehmen an der Börse zugestehen.
Es erfolgte eine Umbenennung in INDIVIOR (WKN:A12FHW) (LSE:INDV) (FRA:2IVA). Indivior steht für die Kombination der Worte „Individual“ und „Endeavor“, frei übersetzt „eigenständiges Bestreben“. Am 23. Dezember 2014 bekam jeder Reckitt Benckiser Aktionär pro Aktie eine INDIVIOR Aktie eingebucht. Der Marktwert von INDIVIOR wurde von den meisten Analysten auf rund 2 Milliarden Britische Pfund (ca. 2,5 Mrd. Euro) geschätzt. Letztendlich bewertete die Erstnotiz an der Londoner Börse die Firma aber gerade mal mit etwas mehr als 1 Milliarde GBP (ca. 1,3 Mrd. Euro) Marktkapitalisierung.
Das Unternehmen
Das Geschäft von INDIVIOR (aka Reckitt Benckiser Pharmaceuticals Inc.) besteht ausschließlich aus Medikamenten zur Behandlung von chronischen Suchtkrankheiten und damit zusammenhängender psychischen Erkrankungen. 80 Prozent des Geschäfts fand bis jetzt in Nordamerika statt. Das zentrale Medikament aus dem Indivior Portfolio ist SUBOXONE, ein Medikament gegen Heroinabhängigkeit, das oftmals das allseits bekannte Substitutionsmittel Methadon ersetzt, da es unter einer Behandlung mit Suboxone und dessen Inhaltsstoffen nicht zu einem Missbrauch beziehungsweise einer Überdosis kommen kann.
Leider liegt da auch das Problem von INDIVIOR, da ganze 86 Prozent der Umsätze auf SUBOXONE fallen und nun schon seit 2012 der Patentschutz verloren ging. Damit einher geht auch seit Jahren ein Umsatz- und Gewinnrückgang, verursacht durch die Konkurrenz günstiger Nachahmer-Medikamente (Generika). Allein der Nettogewinn soll dieses Jahr von 489 Millionen US Dollar auf 456 Millionen US Dollar zurückgehen. Wie INDIVIOR sich in den nächsten Jahren gegen die Generika Mitbewerber schlägt, bleibt abzuwarten.
Pipeline
Als Langfrist-Investoren interessiert uns aber nicht nur, womit das Unternehmen heute sein Geld verdient, sondern womit es in Zukunft Geld verdienen kann. Daher lohnt sich ein Blick in die Pipeline, denn da liegt einiges Potenzial. Größter Hoffnungstreiber für eine Wertsteigerung könnte in den kommenden Jahren ein Medikament gegen Alkoholsucht sein. Arbaclofen Placarbil ist eine Weiterentwicklung von Baclofen, einem Medikament, das ursprünglich zur Behandlung von Epilepsie entwickelt wurde. Baclofen wurde in Frankreich auf Druck des öffentlichen Interesses von der französischen Arzneimittelbehörde (ANSM) zur Unterstützung einer Abstinenztherapie vom Alkoholismus dieses Jahr schon zugelassen, obwohl die laufenden klinischen Studien zur Wirksamkeit in dieser Indikation noch nicht abgeschlossen sind. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es weltweit ca. 100 Millionen Alkoholabhängige, und 3,3 Millionen Menschen starben in Folge von Alkoholkonsum in 2012.
Dividende
INDIVIOR plant in 2015 eine Dividende in Höhe von 40 % des Net Income (Reingewinn) auszuschütten. Diese soll, wie bei Britischen Firmen üblich, in zwei Tranchen als Interims- und als Final Dividende ausgezahlt werden. Nach 2015 soll die Dividendenausschüttung, den Marktgegebenheiten nach, nochmals überprüft werden.
Chance / Risiko
Die nächsten 1 bis 2 Jahre sollten noch durch Umsatzrückgänge geprägt sein. Doch dann sollte sich der Fokus auf neue marktreife Medikamente richten. Wer so viel Geduld mitbringt kann sich wohl immerhin die Zeit mit einer möglichen zweistelligen Dividendenrendite in 2015 versüßen.
Meiner Meinung nach gewichtet der Markt die Risiken des Unternehmens stärker als die Chancen, daher war es für mich keine Frage, dass ich dieses Geschenk dankend angenommen habe.
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Mike Sonnenberg besitzt Aktien von Reckitt Benckiser und Indivior. The Motley Fool empfiehlt Reckitt Benckiser Group.