Warum Bilfinger in den letzten beiden Monaten um 30 % gefallen ist
Worum geht’s
Die Aktie Bilfinger SE (ETR:GBF) (FRA:GBF) verlor seit Mitte April weitere 30 % an Boden, obwohl nach einer rasanten Talfahrt seit über einem Jahr endlich Besserung in Aussicht schien.
Was zuvor geschah
Es ist nicht lange her, da feierten Investoren noch den beabsichtigten Umbau vom Baukonzern Bilfinger Berger zum Dienstleistungsunternehmen. Lange Zeit schien alles nach Plan zu laufen, das Unternehmen fuhr stabile Gewinne ein und zahlte eine satte Dividende. Doch vor gut einem Jahr wendete sich das Blatt. Der damalige Vorstandsvorsitzende und ehemalige Ministerpräsident von Hessen, Roland Koch, wurde von der Geschäftsführung ersetzt, nachdem Bilfinger die zweite Gewinnwarnung in Folge herausgeben musste. Als Gründe für den Einbruch der Gewinne wurden die Energiewende Deutschlands und die Folgen der sinkenden Gaspreise in den USA genannt. Seitdem ereigneten sich vier weitere Gewinnwarnungen während des Geschäftsjahres 2014 und die Aktie fiel um fast 50 %. 2015 stabilisierte sich die Lage, die Welle an Gewinnwarnungen und schlechten Nachrichten nahm ab und mutige Investoren griffen zu, weil sie die Gelegenheit erkannten, günstig in das Traditionsunternehmen einzusteigen.
Doch Nachrichten von neuen Problemen ließen nicht lange auf sich warten:
Was ist passiert? 3 Gründe warum die Aktie erneut gefallen ist
- Bilfinger meldete einen Verlust von 17 Mio. € im ersten Quartal 2015 wegen Einbrüchen im Kraftwerks- und Industriedienstleistungsgeschäft. Letztes Jahr konnte noch ein Gewinn von 8 Mio. € eingefahren werden.
- Bilfinger hat Schmiergeldzahlungen in Brasilien eingeräumt und muss sich auf Strafzahlungen einstellen.
- Ganze Geschäftsbereiche müssen neu strukturiert werden, wie zum Beispiel die Energiesparte. Früher erzielte die Sparte eine der höchsten Margen im Unternehmen, doch nun werden hier Verluste geschrieben, da das Kraftwerksgeschäft nach der deutschen Energiewende stark eingebrochen ist und Bilfinger sich nicht rechtzeitig auf erneuerbare Energien fokussierte. Mittlerweile wird der Verkauf von Teilen dieses Geschäftsbereiches in Erwägung gezogen.
Was nun
Im Juni tritt für Bilfinger mit Per Utnegaard ein neuer Chef an, der das Unternehmen wieder zukunftsfähig machen soll. Der Mann, der aktuell noch an der Spitze von Bilfinger ist, Herbert Bodner, sieht für Bilfinger Potenziale im weltweiten Trend zu mehr Nachhaltigkeit und Energie- und Ressourceneffizienz. Wie eine solche Strategie konkret aussehen könnte, wird jedoch erst der neue Vorstand mit dem Vorstandsvorsitzenden Utnegaard vorlegen.
Die Meinung eines Fools
Wie und wie schnell Per Utnegaard das leckende Schiff Bilfinger wieder auf Kurs bringen kann bleibt abzuwarten. Trotz der globalen Ausrichtung des Unternehmens wird der Großteil des Umsatzes in Deutschland und dem Rest von Europa erzielt. Es ist wahrscheinlich, dass Bilfinger hier weiter unter den makroökonomischen Einflüssen leiden muss. Auf lange Sicht sehen die Chancen auf Erholung durch die breite Diversifizierung und dem begonnenen Umbau gut aus. Risikofreudige Anleger mit langem Atem könnten in der historisch niedrigen Bewertung eine Kaufgelegenheit sehen – Foolishe Investoren warten ab, bis sich die versprochene Besserung auch wieder in stabilen Gewinnen und Dividendenwachstum erkennen lässt.
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Robert Schleifenbaum besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.