Welche Aktien du jetzt kaufen solltest, wo der Ölpreis wieder fällt: Royal Dutch Shell, BP oder Tullow Oil?
Nach der Lockerung der Wirtschaftssanktionen gegen den Iran rutschte am Dienstag der Barrel-Preis von Brent-Rohöl unter 57 USD. Bis Ende des Jahres könnten Ölexporte aus dem Iran um nicht weniger als 60 % steigen, was die Lage des Überangebots auf dem globalen Ölmarkt verschlimmern würde. In Kombination mit der sinkenden Nachfrage in Europa und Asien wird das wahrscheinlich den Ölpreis weiter nach unten drücken.
Goldman Sachs geht aktuell von einem durchschnittlichen Brent-Erdölpreis von 58 USD für 2015 und 62 USD für 2016 aus.
Die Aktienkurse von Royal Dutch Shell (LSE:RDSA) (FRA:R6C2) (ETR:R6C) und BP (LSE:BP) (ETR:BPE5) (FRA:BPE5) sind zwar im letzten Jahr um 26 % bzw. um 14 % gefallen, aber in Relation zu den Auswirkungen, die der niedrige Ölpreis auf den Umsatz hatte, scheint dieser Kursabfall gering. Stattdessen hat das Vertrauen der Anleger in die Fähigkeiten der Öl-Riesen, ihre hohen Dividendenrenditen aufrechtzuerhalten, als Rückhalt für den Aktienkurs gedient.
Shells beträchtliches Downstream-Geschäft bietet dem Unternehmen einen erheblichen Puffer gegen niedrige Ölpreise, da Raffinationsspannen in der Regel bei sinkenden Ölpreisen steigen. Das liegt daran, dass das Öl, das die Raffinerien bekommen, günstiger wird, während der Preis ihres Outputs, den Erdölerzeugnissen, weniger sensibel auf Ölpreisschwankungen reagiert.
Die Vorzüge von Shells Downstream-Geschäft sind vor allem aufgrund des intensiven Engagements in Europa sichtbar, wo Raffinationsspannen im Vergleich zu Nordamerika viel stärker wachsen. Nichtsdestotrotz fiel Shells bereinigtes Ergebnis im ersten Quartal um 56 % auf 3,2 Mrd. USD, da schwächere Upstream-Erträge den Zuwachs des Downstream-Geschäfts überwiegten.
Auf der anderen Seite verfügt BP über ein kleineres Downstream-Geschäft, auf das es zurückfallen kann, wenn Ölpreise sinken. Für jeden Dollar, den der Brent-Rohölpreis einbüßt, fällt BPs jährliches Ergebnis der Wiederbeschaffungskosten um etwa 300 Mio. USD.
Jedoch bereitet der hohe Breakeven-Punkt der aktuellen Upstream-Projekte bei weitem größeres Kopfzerbrechen. Shell steht immer noch hinter seinem kostspieligen Artik-Erforschungs-Projekt, das Breakeven-Kosten von ca. 100 USD pro Barrel hat. BP verwendet bei der Entscheidung über neue Investitionsprojekte ein Breakeven-Ziel von 80 USD pro Barrel; bei Shell sollen es 70 USD sein.
Tullow Oil
Wenn der Ölpreis auf Dauer niedrig bleibt, ist Tullow Oil (LSE:TLW) (FRA:TQW) die attraktivere Investition. Der Afrika-fokussierte Ölproduzent hat niedrige Betriebskosten von nur 18,6 USD pro Barrel Öl.
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Sicherungsgeschäfte haben den Einfluss von fallenden Ölpreisen auf Tullow geschmälert. 2015 waren 60 % seiner Ölverkäufe mit einem durchschnittlichen Mindestpreis von 86 USD pro Barrel abgesichert. Für 2016 und 2017 wurden jedoch nur 40 % bzw. 20 % der Produktion abgesichert.
Die Aktie von Tullow Oil ist vielleicht noch nicht extrem abgestürzt, aber der Tiefpunkt ist nicht weit entfernt. Tullows durchschnittliche Produktionskosten belaufen sich auf etwa 38 $ je Barrel. Das macht das Unternehmen in diesem Sektor zu einem der Produzenten mit den niedrigsten Kosten.
Wenn Tullow noch etwas weiter abfällt, wären seine Vermögenswerte in Regionen mit niedrigeren Produktionskosten ein sehr attraktives Übernahmeziel. Seine Bewertung von 19 USD pro Barrel für seine wahrscheinlichen und nachgewiesenen Reserven ist etwas höher als der Branchendurchschnitt, aber die Qualität seines Guts ist ebenfalls höher.
Zu den potenziellen Übernahmekandidaten zählen Royal Dutch Shell, BP, Marathon, Statoil und Total. Aber selbst wenn Tullow keinen Abnehmer finden sollte, garantiert seine relativ niedrige Verschuldung und seine robuste Cashflow-Generierung, dass das Unternehmen weitere Investitionen in Produktionswachstum finanzieren kann.
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Dieser Artikel wurde von Jack Tang auf Englisch verfasst und am 16.7.2015 auf Fool.uk veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.