Netflix wird von allen Seiten belagert. Steckt der führende Streaming-Anbieter in Schwierigkeiten?
Der Monat hat für Netflix Inc. (WKN:552484) schlecht begonnen. Seine Aktien haben wiederholt stark gelitten, als Neuigkeiten über seine Rivalen Hulu, Amazon.com (WKN:906866) und Apple (WKN:865985) die führende Stellung des Streaming-Anbieters zu bedrohen schienen. Seine Anteile sind Anfang des Monats um fast 20 % gefallen und haben sich bisher nur leicht erholt. Sie liegen immer noch weit unter dem, was sie Ende August wert waren. Da die Aktien jetzt so verlockende Preise haben, werfen wir einen Blick auf die Konkurrenz und beurteilen, inwieweit sie Netflix bedroht.
Hulu macht werbefrei
Hulu, das Joint Venture von ABC, Fox und NBC ist für das Streamen von aktuellen Episoden von Fernsehserienserien bekannt und hat Anfang des Monats bekannt gegeben, dass es eine werbefreie Option für Nutzer anbieten möchte. Diese soll dann 11,99 USD im Monat kosten, während ein Abo mit Werbung für 7,99 USD pro Monat zu haben ist. Netflix bietet hingegen ausschließlich werbefreies Programm an und seine Nutzer zahlen 9 USD im Monat und längere Abonnenten 8 USD.
Hulus Management hat auch gesagt, dass es von der Mehrheit seiner Kunden erwartet, dass sie bei der werbebasierten Variante bleiben werden. Das Unternehmen hat den Preisanstieg mit 50 % eher hoch angesetzt, da es bevorzugt Werbung verkauft. Die drei großen Netzwerke, die hinter Hulu stehen, verdienen ihr Geld mit Werbung und würden gerne ihre Beziehungen zu Werbern beibehalten, die wegen der Bedrohung durch Streamen nervös sind.
Wenn man in Betracht zieht, dass Hulus werbefreie Plattform immer noch teurer ist als Netflix und Hulu damit zögert, seine Beziehung zu Werbern zu belasten, scheint die Bedrohung nicht sehr groß zu sein. Vorteil: Netflix.
Amazon gibt Leuten die Möglichkeit des Downloadens
Amazon ist vielleicht der überraschendste Neuanbieter im Streaming-Wettkampf und ist möglicherweise zu Netflix’ widerspenstigstem Rivalen geworden. Es hat sein eigenes Programm gestartet und ist für die abgesetzten Hitshows wie The Sopranos und The Wire eine Partnerschaft mit HBO eingegangen. Amazons Prime Instant Video scheint einen weiteren Coup gelandet zu haben, indem es die Download-Möglichkeit von Filmen und Serien anbietet, anstatt sie lediglich zu streamen.
Amazon hat es kürzlich Prime-Abonnenten erlaubt, Filme auf ihre Kindle-Fire-Geräte herunterzuladen, aber jetzt weitet es sein Programm aus, um auch mobile Android- und iOS-Geräte einzuschließen. Das Downloaden wird nicht für das gesamte Amazon-Angebot möglich sein, da man dazu die Zustimmung der Besitzer der Inhalte braucht, aber die Ergänzung sollte sich für Reisende als sehr nützlich erweisen, die Unterhaltung vor dem Besteigen eines Flugzeuges suchen oder wissen, dass sie ich an Orten ohne Wifi aufhalten werden.
Netflix hat daraufhin versichert, dass es keine Pläne hat, eine Download-Option für seine Nutzer anzubieten, indem es das als rückwärtsgerichtete Technologie bezeichnet hat, welche durch erhöhte Internetreichweite bald unnötig sein wird.
Der Chief Product Officer hat sogar gesagt: „Ich denke, dass die Kunden kein Download-Modell wollen. Was sie wollen, ist die Möglichkeit, überall zu konsumieren, wo sie sich aufhalten. Das kann in einem Flugzeug, einem Zug, einem Auto oder draußen sein.“ Das scheint eine überraschende Aussage zu sein, wenn man bedenkt, dass Streaming an diesen Orten nicht immer funktioniert und dass Kunden fast immer mehr Optionen wollen und nicht weniger. Vorteil: Amazon.
Apple flirtet mit einem eigenen Programm
Von allen Nachrichten, die in den letzten Wochen an Neftlix’ Aktien gerüttelt haben, war keine größer als der Bericht in Variety darüber, dass Apple darüber nachdenkt, seine eigenen Programminhalte zu produzieren. Eine solche Entwicklung würde zu Apples Bemühungen passen, seinen eigenen Pay-TV-Service anzubieten. Diese scheinen langsamer anzulaufen, als gedacht. Laut Variety hat Apple erste Gespräche mit Hollywood-Managern über die Produktion von eigenen Inhalten für den iPhone-Hersteller geführt.
Investoren haben Netflix-Aktien deswegen fast 10 % fallen lassen, aber die Bedrohung ist nicht so gravierend. Der Markt scheint anzunehmen, dass Apple mit seinem Riesenbudget und dem starken Markennamen jede Branche dominieren kann, die es möchte, aber das stimmt nicht. Während die Geräte des Technologie-Giganten extrem beliebt und hochprofitabel sind, waren einige Vorstöße wie Apple Pay und sein iTunes Radio weniger erfolgreich. Wenn es darum geht, eigene Inhalte zu produzieren, hat Apple keinen notwendigen Vorteil. Netflix macht das schon seit Jahren und hat den Geschmack seiner Abonnenten, deren Anzahl 65 Millionen übersteigt, über ein Jahrzehnt hinweg beobachten können. Vorteil: Netflix.
Was man nicht vergessen sollte
Wenn er nach der Bedrohung durch andere Streaming-Anbieter gefragt wird, sagt Netflix’ CEO Reed Hastings regelmäßig, dass die wachsende Streaming-Branche eigentlich etwas Gutes für das Unternehmen sei, da sie den Angriff auf den Pay-TV-Komplex stärke, wo das echte Geld im Bereich Video-Entertainment liegt. Hastings hat auch festgestellt, dass Kunden gerne für mehr als nur einen Streaming-Service bezahlen und sie eher bereit dazu sind, wenn sich die Inhalte verbessern.
Der Netflix-Gründer hat sich schon mehr als ein Mal als vorausschauend in Bezug auf Branchenentwicklung erwiesen und sein Unternehmen ist sehr wettbewerbsfähig und hat sich von einem DVD-per-Post-Modell zu einem Video-Streamer entwickelt, der immer mehr zu einem Produzenten originaler Inhalte wird. Was die Konkurrenz auch unternimmt, es bleibt ein großer Markt mit viel Raum für einige erfolgreiche Anbieter. Netflix hat vor Allem sein eigenes Schicksal in der Hand. Wenn das Unternehmen es weiterhin schafft, ein unterhaltsames Programm zu liefern und seine Zugänglichkeit zu verbessern, sollten Abonnentenzahlen weiter wachsen und die Marke nur stärker werden.
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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon.com, Apple und Netflix.
Dieser Artikel wurde von Jeremy Bowman auf Englisch verfasst und am 17.9.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.