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Linde nur noch Nummer 2: So kann das Unternehmen zurückschlagen

Am 17. November verkündete die französische Air Liquide (WKN:850133) die geplante Übernahme der amerikanischen Airgas (WKN:872942) und löst damit Linde (WKN:648300) als Nummer 1 der Branche ab. Die Deutschen haben unterschiedliche Möglichkeiten, um darauf zu reagieren.

Nach meiner Analyse wäre die stärkste Option, sich auf den Aufbau neuer Geschäftsfelder wie der Wasserstoffwirtschaft zu konzentrieren. Aber lass uns zunächst kurz einen Blick auf die Hintergründe des Wettstreits der beiden Gaskonzerne werfen.

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Air Liquide und Linde: Ein episches Duell

Air Liquide und Linde ringen bereits seit Jahrzehnten um die Vorherrschaft. Linde übernahm beispielsweise im Jahr 2006 den britischen Konkurrenten BOC und verdrängte damit Air Liquide von der Spitze. Die Franzosen konterten 2007 mit dem Kauf des bedeutenden deutschen Anlagenbauers Lurgi, um den Widersacher von der anderen Rhein-Seite zumindest beim Engineering auszustechen.

Je nach Kennzahl galten die beiden fortan abwechselnd als Weltmarktführer. Beim Konzernumsatz war Linde 2014 mit 17,0 Mrd. gegenüber 15,4 Mrd. EUR noch auf der Pole Position. Mit der Übernahme der amerikanischen Airgas Inc. hat Air Liquide nun wieder klar die Nase vorn und spricht von einer Transaktion, “die die Marktspielregeln verändern wird”.

Die Optionen für Linde: Nichtstun, Übernahme oder Investitionen in Neugeschäft

Wenn man die bisherige Historie kennt, erscheint es schlüssig anzunehmen, dass Linde auf die eine oder andere Weise zurückschlagen wird. Allerdings muss dies nicht unbedingt durch eine weitere große Übernahme geschehen. In diesem Bereich wird es nämlich langsam eng: neben dem deutschen Familienunternehmen Messer und den japanischen Konzernen Taiyo Nippon Sanso (WKN:857546) und Iwatani (WKN:851298) sind in der ersten Riege nur noch amerikanische Wettbewerber unterwegs: Praxair (WKN:884364) und Air Products & Chemicals (WKN:854912).

Hier würde Linde möglicherweise an kartellrechtliche Grenzen stoßen. Aussichtsreicher im aktuellen Marktumfeld finde ich die Möglichkeit, über den Kauf von kleineren Spezialisten und eigene Investitionen verstärkt neue Standbeine aufzubauen.

Zuletzt war Linde beim Aufbau des Bereichs Gesundheitswesen sehr erfolgreich, der bereits rund ein Viertel des Gasegeschäfts ausmacht. 2012 wurden neben den kontinentaleuropäischen Homecare-Aktivitäten von Air Products auch die amerikanische Lincare für rund 3,6 Mrd. EUR übernommen, die sich seither prächtig entwickelt hat.

Die klügste Alternative: Ein neues Standbein mit der Wasserstoffwirtschaft

Eines der nächsten großen Themen in der Gasebranche heißt Wasserstoffwirtschaft. Linde hat hierfür bereits ein ganzes Portfolio an Technologien und Lösungen entwickelt. Um diese jedoch im großen Maßstab auszurollen, müssen Industriepartner mitmachen und gemeinsam massiv investieren.

Das Thema schwelt bereits seit vielen Jahren und hat sich wohl vor allem aus Kostengründen bislang nicht durchsetzen können. Allerdings mehren sich nun die Anzeichen dafür, dass ein Schub bevorsteht. Brennstoffzellen funktionieren direkt oder indirekt mit Wasserstoff und werden bereits vielfältig in Spezialfahrzeugen und Kleinkraftwerken eingesetzt. Außerdem preschen einige PKW-Hersteller seit diesem Jahr offensiv mit ersten Modellen und großen Ankündigungen vor.

Hier ist einiges in Bewegung geraten und Linde ist mittendrin:

Überschüssiger Strom von Windturbinen wird seit kurzem in Pilotanlagen von Linde und Partnern für die Produktion von Sauerstoff und Wasserstoff genutzt. Gleichzeitig engagiert sich der Konzern beim Aufbau von Tankstellen-Netzwerken in Amerika, Europa und Japan. Als Hingucker wurde daneben das H2-Bike entwickelt, ein Pedelec, das in wenigen Sekunden mit Wasserstoff betankt werden kann.

Das Linde H2 Bike

Quelle: Linde AG

Auf diese Weise kann mittelfristig nach und nach ein Wasserstoff-Ökosystem mit kritischer Größe entstehen.

Anstatt die französische Kampfansage mit einer weiteren Mega-Übernahme zu kontern, erscheint es daher klüger, die sich neu eröffnenden Chancen rund um die Wasserstoffwirtschaft mit voller Kraft zu nutzen. Linde kann auf diesem Feld der Dreh- und Angelpunkt sein, an den sich andere Technologiekonzerne und Dienstleister anhängen können.

Air Liquide ist zwar auch bereits auf den Zug aufgesprungen, hat aber mit dem Barkauf von Airgas erst einmal einen Großteil seines Pulvers verschossen. Schließlich gilt die Regel der schwäbischen Hausfrau genauso für Großkonzerne: Man kann sein Geld nur einmal ausgeben.

Fazit

Air Liquide ist einmal mehr in Führung gegangen. Zu Ende ist die Partie aber noch lange nicht. Mit einem geschickten Konter kann Linde mittelfristig wieder für den Ausgleich sorgen. Kein anderes Unternehmen der Branche ist meines Erachtens derzeit besser aufgestellt, um der Wasserstoffwirtschaft in Europa und darüber hinaus zum Durchbruch zu verhelfen. Wer hierauf langfristig setzen möchte, profitiert seit dem 1. Dezember von einem um rund 14 % reduzierten Kursniveau.

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Ralf Anders besitzt keine Aktien der genannten Unternehmen. The Motely Fool besitzt keine Aktien der genannten Unternehmen.



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