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Fusions-Monitor KW 5: China weiter auf dem Vormarsch

Terex Gottwald Hafenmobilkran Model8 in Carrara
Quelle: Terex

Nachdem in den ersten Wochen des neuen Jahres nur wenige spektakuläre Deals angekündigt wurden, kommt nun wieder zusehends Schwung in das Thema. Viele Transaktionen laufen allerdings nicht reibungslos. Entweder schlagen die Regulierungsbehörden dazwischen oder ein Konkurrent mischt sich ein, um bereits in die Wege Geleitetes zu vereiteln.

Die chinesische Gier nach deutschem Engineering geht weiter.

Nachdem ich letzte Woche noch spekuliert habe, dass chinesische Konzerne auch andere deutsche Maschinenbauer ins Auge fassen könnten, greift nun Zoomlion (WKN:A1H39A) nach einer weiteren Perle: den Weltmarktführer für industrielle Krantechnik und früheren Börsenstar Demag Cranes. Am 26.1. machten die Chinesen ein Übernahmeangebot für die Muttergesellschaft Terex (WKN:884072), welche ihrerseits eigentlich gerade vor dem Abschluss der Fusion mit Konecranes (WKN:899827) steht.

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Das Management hält davon selbstverständlich nichts, schließlich hat es viel Aufwand in den Deal mit den Finnen gesteckt. Begeistert zeigten sich allerdings die Aktionäre, die den Kurs um gut 50 % in die Höhe trieben. Gleichzeitig sehen sich vorausschauende Investoren verstärkt nach weiteren möglichen Übernahmezielen um. So gewann beispielsweise der Spezialist für Kompaktbaumaschinen Wacker Neuson (WKN:WACK01) im Tagesverlauf über 5 %.

Liebherr, der deutsch-schweizerische Hauptkonkurrent von Terex, hat möglicherweise darauf gehofft, schon bald höhere Margen durchsetzen zu können. Schließlich gibt es sonst in einigen Bereichen der Umschlag- und Krantechnik kaum noch ernst zu nehmenden Wettbewerb in Europa. Daraus würde nichts, wenn Zoomlion eine Marktoffensive startet und Konecranes eigenständig bleibt.

Ein anderer Deal mit chinesischer Beteiligung ist geplatzt.

Der niederländische Haushalts- und Medizintechnik-Riese Philips (WKN:940602) wollte seine LED-Sparte Lumiled an eine chinesische Private-Equity-Gesellschaft verkaufen zum vorteilhaften Preis von 2,8 Mrd. USD für 80,1 % der Anteile.

Den USA, die sonst so viel Wert auf das freie Spiel der kapitalistischen Kräfte legen, war jedoch ein Dorn im Auge, dass damit auch amerikanische Technologie nach China wandern würde. Folglich blockierte die zuständige Behörde die Transaktion.

Philips ist zuversichtlich, das Vorhaben in den kommenden Monaten mit einem anderen Interessenten durchziehen zu können, geht aber davon aus, einen geringeren Preis akzeptieren zu müssen.

Eine reizvolle Lösung wäre eine Kombination mit der deutschen Hella KGaA (WKN:A13SX2), die bisher vor allem für ihren Lichtlösungen für die Automobilindustrie bekannt ist. Mit den Lumiled-Leuchtmitteln würde Hella zum einen die interne Wertschöpfung erhöhen und hätte zum anderen eine starke Plattform, um das Geschäft mit anderen Branchen und Anwendungen auszubauen.

Glühbirnen-Jahrhundert-Rivale Osram Licht (WKN:LED400) steckt selbst gerade in einem Konzernumbau. Die umsatzstarke und nun unter der Marke Ledvance laufende Leuchtmittel-Sparte wird im 2. Quartal diesen Jahres ausgegliedert. Man möchte sich voll auf fortschrittliche LED-Technik, höherwertige Spezialbeleuchtung und innovative Lichtlösungen konzentrieren.

Auch die frühere Osram-Schwestergesellschaft Siemens Building Technologies bekommt es mit einem neuen Branchenriesen zu tun.

Zwei der Top 5 Konkurrenten im Bereich Gebäudetechnik wollen sich zusammenschließen. Dabei geht es zunächst um die amerikanische Johnson Controls (WKN:857069), welche in einer einschneidenden Umbruchphase steckt. Das Konglomerat aus Autositzen, Großbatterien und Automatisierungstechnik will margenstärker und fokussierter werden. Bereits seit Juli 2015 ist das marktführende Sitze-Segment für eine Abspaltung vorbereitet, ein Vorhaben, das bis in einem Jahr abgeschlossen sein soll.

Im Gegenzug erfolgt nun die Fusion mit der auf Feuerschutz und Sicherheitstechnik spezialisierten Tyco (WKN:A12FBS). Dies ist ein weiterer Beleg für den auffälligen Trend zur Steuerflucht amerikanischer Unternehmen. Der gemeinsame Hauptsitz soll Cork, Irland sein, obwohl Tyco der kleinere Partner der Transaktion ist. Tyco International plc wird einfach in Johnson Controls plc umbenannt. JCI-Aktionäre werden 56 % am neuen Konzern halten und und bekommen zusätzlich 3,9 Mrd. USD.

Gut möglich, dass andere Wettbewerber sich nun ebenfalls nach Verstärkung umschauen, um ihre jeweilige Marktposition zu verteidigen. Allerdings sind bereits die meisten bedeutenden Spieler unter ein Dach der großen Elektrokonzerne geschlüpft, sodass hier eher mit kleineren Deals zu rechnen ist.

Ein weiterer Technik-Konzern mit langer Tradition, die japanische Sharp Corporation (WKN:855383), hat aktuellen Berichten zufolge ein Übernahmeangebot vom großen taiwanischen Auftragsfertiger Foxconn (WKN:956949) erhalten. Ein staatlicher japanischer Investitionsfonds war gerade dabei, ein Rettungspaket für den seit Jahren taumelnden Display-Hersteller zu schnüren. Foxconn beabsichtigt offenbar, den mächtigen koreanischen Displayriesen die Stirn zu bieten und gleichzeitig die Billigkonkurrenz vom Festland auszustechen.

Fazit

Die erneut starke Präsenz chinesischer Akteure in den vorgestellten Transaktionen zeigt für mich, dass China sich aufmacht, die nächste Stufe auf der Technologieleiter zu erreichen. Mit starken Marken, wertvollen Patenten und eigenen Forschungsanstrengungen kann das Land vielleicht schon bald sein Billigimage abstreifen, ähnlich wie es Japan und Korea vorgemacht haben.

Für viele westliche Technologiekonzerne ist dies wahrscheinlich eine größere Herausforderung als die vielfach befürchtete Nachfrageschwäche, die derzeit von vielen Unternehmen beklagt wird.

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Ralf Anders hält keine Wertpapiere genannter Unternehmen. The Motley Fool besitzt Aktien von Johnson Controls, Inc.. The Motley Fool empfiehlt Terex.



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