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Solltest du dir Sorgen um Insolvenzen im Öl- und Gassektor machen?

Foto: Pixabay, ptra

Die Hälfte der aktuellen Produzenten hat kein legitimes Recht in einem Geschäft zu arbeiten, wo die Preisaussichten selbst bei einer Erholung zwischen vielleicht 50 USD und 60 USD liegen. Sie brauchen 70 USD, um zu überleben. – Fadel Gheit, Senior Analyst für Öl und Gas bei Oppenheimer.

Der Ölpreis ist letzte Woche unter das Niveau der Finanzkrise gesunken, was ein 12-Jahrestief für diesen Rohstoff bedeutet. Der aktuelle Preisverfall schürt die Angst von Insolvenzen und das könnte eine ganze Reihe von amerikanischen Öl- und Gasproduzenten treffen. Einige Beobachter sagen, ein Drittel der Explorations- und Produktionsunternehmen könnte bankrott gehen. Gheit glaubt, die Hälfte könnte bankrott gehen. Er merkt an, dass Unternehmen wie ExxonMobil (WKN:852549) und Chevron (WKN:852552) niemals ein Marktumfeld wie dieses erlebt haben. Daher werden sie ihre Dividendenpolitik vielleicht überdenken müssen.

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Einige große Investmentbanken erwarten einen weiteren Absturz auf etwa 20 USD pro Barrel. Daher stellt sich die Frage: Sollten sich die Investoren Sorgen machen? Im Folgenden wollen wir uns die Geschichte im Öl- und Gassektor einmal genauer ansehen, um ein paar Dinge zu finden, die vielleicht erst noch passieren müssen, bevor wir eine Bodenbildung sehen.

Das ist nicht das erste Mal

Laut John LaForge von Wells Fargo hatten schon im Zeitraum 1986-87 mehr als 25 % der E&P-Unternehmen (Exploration &Produktion) Insolvenz angemeldet. Er erwähnt auch, dass sobald die Bodenbildung beim Ölpreis gelungen ist, es normalerweise weitere zwei Monate dauert, bis die Öl- und Gasunternehmen diesen Punkt auch erreichen. Nur 7 % der E&P-Unternehmen haben im aktuellen Abschwung Insolvenz angemeldet, was uns zu der Annahme führt, dass das noch nicht alles war.

Der Sturz der Energiepreise ist der schlimmste seit 1987, als der Ölpreis über 65 % gefallen war. Trotz der globalen Überversorgung und den tiefen Preisen bohren und pumpen die Unternehmen munter weiter. Sie müssen weiter Geld verdienen, wenn auch mit Verlust, um die Zinsen ihrer massiven Schulden bedienen zu können. Nur eine Insolvenz kann solche Unternehmen stoppen, wenn sie keinen Zugang zu frischem Kapital mehr bekommen.

Einige bankrotte Unternehmen können weitermachen und auch während der Insolvenz noch weiter bohren. Wenn es aber immer mehr Insolvenzen in der Industrie gibt, dann wird es immer schwieriger an Kapital zu kommen, da die Banken und Investoren nicht in Energieunternehmen investieren werden. Man kann in so einem Umfeld nämlich kein Geld verdienen. Insolvente Energieunternehmen werden weiter bohren, aber das ist keine Strategie, die ihnen groß helfen wird. Das funktioniert nur kurzfristig und nur unter der Annahme, dass sie Zugang zu weiteren Mitteln bekommen werden und bessere Konditionen auf ihre Schulden aushandeln können. Aber das Problem ist, dass es vielleicht nicht genug Kapital geben wird, um sie alle zu retten.

Saudi Arabien hat seine Absichten klar dargestellt, die Produktion zu erhöhen, sollten die USA höheren Bedarf haben. Alle Indikatoren zeigen, dass die Nachfrage schon jetzt steigt, da die Preise für Öl und Gas so niedrig sind. Aber die amerikanische Ölindustrie kann langfristig nicht mit einem Preis von 30 USD arbeiten. Das bedeutet nicht, dass dieser Preis uns nicht noch länger begleiten wird. Darum sollten die Investoren sich auf hochwertige Unternehmen konzentrieren, die auch in einem Umfeld mit niedrigen Preisen überleben können.

In solch einem feindseligen Umfeld konzentriert man sich am besten auf Unternehmen mit mehreren Einnahmensquellen und guten Bilanzen. Dazu gehören die integrierten Öl- und Gasunternehmen, darunter Exxon und Chevron. Auch Midstream-Unternehmen wie Phillips 66 werden sich wahrscheinlich in dieser Situation gut schlagen, da die Nachfrage und die Gewinnmargen steigen.

Aber es wird auch für diese Unternehmen nicht einfach. Sie haben bereits ihre Ausgaben eingeschränkt, aber sie werden den Rotstift wohl noch öfter ansetzen müssen. Es würde mich nicht wundern, wenn sie ihre Dividenden auf dem aktuellen Niveau belassen oder leicht kürzen würden, aber ich glaube nicht, dass sie die Auszahlungen ganz einstellen werden. Viele dieser Unternehmen generieren bei den aktuellen Preisen nämlich nicht genug Cashflow, um die Dividende abzudecken.

Sollten wir uns Sorgen über Insolvenzen machen

Insolvenzen passieren, wenn der Markt die Talsohle erreicht. Ich würde sagen, sie sind sogar ein notwendiges Übel, denn sie vernichten einen großen Teil der Konkurrenz und schwache Unternehmen. Aber das ist nicht notwendigerweise etwas Schlechtes. Weniger Wettbewerb bedeutet höhere Ölpreise und höhere Preise sind das Signal, langfristig zu investieren. Höhere Preise signalisieren den Investoren, dass das Schlimmste hinter uns liegt.

Sollten sich die Investoren Sorgen machen? Ja und nein. Kurzfristig müssen wir uns in diesem Umfeld zurechtfinden, um die langfristigen Gewinner zu finden. Wir sollten dabei vorsichtig sein, aber wir möchten auch die Gelegenheit beim Schopf packen und hochwertige Unternehmen mit den besten Bilanzen und integrierten Geschäftsmodellen auswählen. Daher konzentrieren wir uns auf Unternehmen mit guter Schuldenquote und wenig Schulden im Verhältnis zu den Vermögenswerten. Die Unternehmen mit den besten Bilanzen werden die langfristigen Gewinner sein, denn sie sind besser aufgestellt, um die Schlappe zu überstehen. Wie wir in der Grafik weiter unten sehen können, hat die Industrie eine Schuldenquote von 0,39, während Exxon, Chevron und Phillips 66 alle auf oder unter diesem Durchschnitt liegen.

BILDQUELLE: CSIMARKET.COM

BILDQUELLE: CSIMARKET.COM

UnternehmenVerschuldungsgrad
ExxonMobil0,2
Chevron0,23
Phillips 660,39

Es sieht nicht nach einem guten Jahr für den Energiesektor aus, aber das bedeutet auch, dass es jetzt an der Zeit ist, sich nach opportunistischen Investitionen umzusehen, indem man die Unternehmen mit Stehvermögen auswählt. Denn sie werden von den Insolvenzen und der Konsolidierung des Marktes profitieren, wenn es wieder aufwärts geht.

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Motley Fool besitzt Aktien von ExxonMobil.

Dieser Artikel wurde von Luke Neely auf Englisch verfasst und wurde am 29.01.2016 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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