3 Gründe, warum Apple mit seinen iPhone-Verkäufen vielleicht schon das Ende der Fahnenstange erreicht hat
In den letzten Jahren wurden die Aktionäre von Apple (WKN:865985) wirklich geradezu verwöhnt. Als letztes Jahr die Aktie sank, war dies das erste Mal seit 2008, dass man nicht mit einem Jahresplus abschloss. Trotz Margen-Kontraktionen im Geschäftsjahr 2013 und iPad-Verkäufen, die Anfang 2014 ihren Höchststand erreichten, stieg die Aktie weiterhin beständig. Bis eben das iPhone im letzten Jahr plötzlich nicht mehr ganz so kugelsicher erschien.
Die Angst dürfte sich bestätigen, wenn Apple am Dienstagnachmittag die Quartalszahlen vorlegt. Analysten erwarten einen Abfall gegenüber dem Vorjahr, vor allem aufgrund sinkender iPhone-Verkaufszahlen gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das wäre das erste Mal, dass dies passiert. Wall Street erwartet diesen Rückgang übrigens für das gesamte Geschäftsjahr 2016.
Für Apple ist sein Smartphone von essenzieller Bedeutung. Im Q4 sorgte das iPhone für 68 % von Apples Gesamtumsatz. Wahrscheinlich hat es noch einen größeren Anteil am Profit. Bullen gehen davon aus, dass dieser Einbruch nur eine temporäre Erscheinung ist. Tenor: Apple wird es schon gelingen, das iPhone wieder interessant und attraktiv zu machen bzw. eine andere, neue Branche an sich zu reißen, indem man ein frisches Produkt auf den Markt wirft.
Dieses optimistische Szenario ist machbar, und ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Apple in der Lage sein sollte, dieser Annahme gerecht zu werden. Die Aktie steht derzeit höher, trotz der Einbrüche an beiden Enden der Bilanz. Aber: Es ist schon lange kein Selbstläufer mehr, dass die Verkaufszahlen des iPhone einfach so steigen. Und es sieht auch nicht so aus, als wäre die Apple Watch in der Lage, sich zur Speerspitze eines 586-Milliarden-Dollar-Imperiums aufzuschwingen. Schauen wir doch einmal, wieso es schwieriger sein kann als du denkst, dass das iPhone zu alter Verkaufsstärke zurückfinden kann.
1 Das Ende der iPhone-Subventionierung in den USA ist ein Problem
In den USA ist Verizon (WKN:868402) im vergangenen Sommer der letzte der großen Anbieter geworden, die aufgehört haben, das iPhone für die Kunden zu bezuschussen. Vorbei die Zeiten, in denen man für 199 US-Dollar sein neues iPhone bestellt und damit die nächsten beiden Jahre Verizon-Kunde war. Verizon und alle anderen großen Anbieter finanzieren neuerdings Smartphone-Käufe mit monatlichen Raten.
Der Unterschied ist wichtig: In den goldenen Zeiten der Bezuschussung machte es keinen Sinn, sein altes Telefon nach zwei Jahren weiter zu nutzen. Man zahlte halt einen Anbieter für eine Leistung, die ohnehin schon in die monatlichen Gebühren eingerechnet war. Mittlerweile aber gibt es einen spürbaren Preisnachlass, wenn man das Gerät komplett kauft, was ein sofortiges Upgrade weniger reizvoll macht.
Die Zahl der im Q4 verkauften Exemplare – das erste Quartal nach Verizons Entscheidung – stieg winzige 0,4 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum an. Jetzt wird für das Quartal sogar ein Rückgang erwartet. Das ist natürlich kein Zufall.
Mit der Subventionierung von Anbieterseite wurde das iPhone mit einem Schlag so erschwinglich wie die besten Android-Modelle. Nun, da diese Schwelle wieder höher ist, fragen sich viele Nutzer, ob sich der doppelte oder gar dreifache Preis für ein iPhone tatsächlich lohnt. Für viele Apple-Fans ist die Sache klar, aber Menschen, die ein bisschen sparen wollen, stehen vor einer schwierigeren Entscheidung.
2 Apple findet sich am falschen Ende des Akzeptanz-Zyklus
Smartphones an sich sind schon lange keine neue, frische, heiße Ware mehr. Da fast jeder eines in der Tasche hat, geht das Verkaufswachstum langsamer voran. Der Branchendienst IDC erwartet lediglich einen Zuwachs von 5,7 % in weltweiten Lieferzahlen. Im letzten Jahr waren es noch 10,4 %, 2014 sogar 27,6 %.
Dass der Markt satter wird, bedeutet nicht automatisch, dass das iPhone den Zenit überschritten hätte. Allerdings ist die Marktakzeptanz mittlerweile bei den nicht ganz so vermögenden Nutzern angekommen, die ihr erstes Smartphone kaufen. Und für diese Kunden ist ein iPhone in der Regel nicht erschwinglich.
Das zeigten die flachen Verkaufszahlen über die Weihnachtsfeiertage. Es sieht nicht so aus, als würde es bald besser laufen.
3 Das iPhone 6 Plus kann man nicht einfach so überbieten
Es ist vielleicht keine Überraschung, dass die besten Verkaufszahlen in jenen Quartalen stattfanden, in denen das iPhone 6 und 6 Plus am Start waren. Dass man Ende 2014 das Telefon ein bisschen (iPhone 6) bzw. ziemlich viel (iPhone 6 Plus) vergrößert hat, hat einfach alles auf den Kopf gestellt. Keine Überraschung, dass die Verkaufszahlen ein Jahr später im Jahr 2015 stagnierten und für das jüngst abgeschlossene Geschäftsquartal sogar zurückgehen.
Theoretisch sollte das für Bullen gute Neuigkeiten sein. Betrachte die Zahlen am Dienstag nicht als Trend-Umschwung. Die Zeitspanne davor war eine angenehme Anomalie. Mit zweijährigem Wachstum vergleicht man wenigstens Äpfel mit Äpfel.
Allerdings befindet sich Apple letztlich doch wieder in einer Situation, wo man die Latte ein bisschen höher legen muss. Das 6s konnte nicht so richtig begeistern, und auf dem iPhone 7 lastet jetzt der Druck, dass es etwas ganz besonderes bieten muss, was es nirgendwo anders gibt. Da Verizon und Co. nicht mehr willens sind, iPhones mitzufinanzieren, muss das Smartphone schon sehr speziell sein, damit sich der Kauf eines Geräts lohnt, geht es doch um mehrere Hundert Dollar bzw. Euro, die man im Vergleich zur Konkurrenz mehr zahlt.
Apple kann es schaffen. Keine Frage, ist ja auch vorher schon gelungen. Aber es wird mehr benötigen als nur Margen zu opfern indem man kleiner wird oder die Leistung der derzeitigen Features verbessert.
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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Apple sowie Verizon.
Dieser Artikel von Rick Munarriz erschien am 24.4.2016 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.