3 Gründe, warum mich Gazprom eine Menge Geld gekostet hat
Im Jahr 2011 dachte ich, ich wäre auf ein wunderbares Investment gestoßen. Dabei handelte es sich um Gazprom (WKN:903276), einen der größten Erdgasproduzenten der Welt. Viele Dinge sprachen in meinen Augen für das russische Unternehmen: Die Aktie war günstig, im Bereich Erdgas gehörte man weltweit wie erwähnt zu den führenden Konzernen und in Europa hatte man praktisch eine Monopolstellung.
Zusätzlichen Rückenwind für den Erdgaspreis schien der Atomausstieg einiger Länder wie Deutschland oder Japan zu liefern. Für mich stand fest: Gazprom ist ein wunderbares Investment. Dementsprechend steckte ich Teile meines mühsam ersparten Geldes in Aktien des russischen Energieriesen.
Leider kam alles anders: Der Kurs brach in den letzten fünf Jahren um über 60 % ein. Anfang dieses Jahres habe ich dann beschlossen meine Anteile zu verkaufen, obwohl der Verlust natürlich schmerzhaft war. Trotzdem konnte ich dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen.
Denn immerhin habe ich die Gründe ausfindig gemacht, die für diesen Verlust ausschlaggebend waren. Für zukünftige Investitionen habe ich also etwas daraus gelernt. Vielleicht können die folgenden drei Lehren aus meinem Gazprom-Debakel auch dir dabei helfen, ein besserer Investor zu werden.
Grund 1: Abhängigkeit von Rohstoffpreisen
Als Erdgasproduzent ist der Erfolg von Gazprom logischerweise hauptsächlich von einer Sache abhängig: klar, natürlich vom Erdgaspreis. Und der entwickelte sich entgegen der damaligen Erwartungen desaströs schlecht: So muss man heute nur noch halb so viel für Erdgas bezahlen, als es im Oktober 2011 der Fall war.
Hand in Hand mit den fallenden Erdgaspreisen ging auch der Gewinn von Gazprom in den Keller, und natürlich auch der Wert meiner Anteile. In meinen Augen zeigt uns das: Sei vorsichtig bei Unternehmen, deren Erfolg in hohen Maße von Rohstoffpreisen abhängig ist.
Denn die Entwicklung von Rohstoffpreisen ist von so vielen Faktoren abhängig, dass sie meiner Meinung nach nicht zuverlässig vorhergesagt werden können. Ein gutes Beispiel ist hier Öl. Zwar hat sich der Verbrauch seit 2010 um mehr als 5 % erhöht, aber dem Ölpreis war das leider egal, er brach trotzdem zeitweise um über 50 % ein.
Daher mein Tipp: Finger weg von Unternehmen, deren Erfolg fast ausschließlich von der Entwicklung von Rohstoffpreisen abhängig ist!
Grund 2: Unstabiles wirtschaftliches Umfeld
Eine weitere Ursache für den Kurseinbruch bei Gazprom ist der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Der russische Leitindex RTS, der aufgrund der bewaffneten Auseinandersetzungen der beiden Länder in den letzten fünf Jahren um mehr als 50 % eingebüßt hat, riss auch Gazprom mit in die Tiefe.
Der Grund ist einleuchtend: Niemand möchte in ein Land investieren, in dem nicht klar ist, ob dort auch in fünf Jahren noch ein stabiles wirtschaftliches Umfeld vorzufinden ist. Es kann Jahrzehnte dauern, bis das Vertrauen der Investoren wiederhergestellt ist und neues Kapital in das Land fließt.
Daher mein Tipp: Finger weg von Unternehmen, die ihr Geld hauptsächlich in politisch instabilen Regionen verdienen. Meiner Meinung nach solltest du dich bei einem Großteil deiner Investitionen auf die USA, Kanada, Mittel- und Nordeuropa und die Schweiz beschränken.
Grund 3: Staatsbeteiligungen
Die dritte Ursache für den Kurssturz bei Gazprom ist die Mehrheitsbeteiligung Russlands am Unternehmen. So wurde der Konzern als Druckmittel im Konflikt mit der Ukraine eingesetzt, indem ihr mit der Einstellung von Gaslieferungen gedroht wurde. Aus der Sicht eines Aktionärs gibt es kaum etwas Schlimmeres, als dass man zu solchen Maßnahmen gezwungen wird.
Dieses Handeln verdeutlicht aber, wie unterschiedlich die Interessen von Anlegern und investierten Staaten sein können. Investoren wie du und ich haben das Ziel, ihr Kapital zu vermehren. Beteiligen sich Regierungen an Firmen, haben diese in der Regel nicht unbedingt dasselbe Ziel. Der Fall Gazprom zeigt das sehr deutlich.
Daher mein Tipp: Finger weg von Konzernen, bei denen Staaten durch ihre hohe Beteiligung zu viel Einfluss auf die Unternehmenspolitik haben. Es könnten Entscheidungen getroffen werden, die nicht im Interesse von uns gewinnorientierten Anlegern sind.
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Thomas Brantl besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der genannten Aktien.