Eine 10-Punkte-Checklist für das Investieren in selbstfahrende Autos
Viele Automacher glauben, dass im nächsten Jahrzehnt selbstständige Autos die öffentlichen Straßen einnehmen werden. Das Marktforschungsunternehmen PWC schätzt, dass der Markt für vollständig vernetzte Autos von 35 Milliarden US-Dollar in 2015 bis 2020 auf 128 Milliarden US-Dollar wachsen wird, und BI Intelligence glaubt, dass der prozentuelle Anteil der neu ausgelieferten, Internetverbundenen Autos von 13 % in 2015 auf 75 % bis 2020 steigen wird.
Diese optimistischen Vorhersagen haben einige Chiphersteller in die Welt der Automobilchips getrieben. Investoren sollten folgende 10 Fragen beantworten, um zu sehen, ob irgendein Chiphersteller ein entwicklungsfähiges Investment ist.
1. Was macht das Unternehmen wirklich?
Autochiphersteller verkaufen eine große Auswahl an Komponenten. Zum Beispiel verkauft Nvidia (WKN: 918422) Tegra Chips für Infotainment Systeme und End-To-End Computing Lösungen für selbstständige Autos. Mobileye (WKN: A119ES) verkauft ADAS (advanced driver assistance systems, dt. erweitere, fahrerunterstützende Systeme), welche Kameras und Radare zur Erkennung und Vermeidung von Hindernissen verwendet, und EyeQ Computer Vision Chips für teil-autonomes Fahren.
2. Wie viele Wettbewerber hat das Unternehmen?
Zweifellos überlappen sich einige Interessen dieser Chiphersteller. Nvidias Tegra Chips stehen im direkten Wettbewerb zu Mobileyes EyeQ und Qualcomms (WKN: 883121) Snapdragon A Chips. NXP Semiconductors (WKN: A1C5WJ), der weltweit größte Automobilchiphersteller, führte vor kurzem sein eigenes „Plug-and-Play“ (dt. Einstecken und Abspielen) BlueBox Computing System für selbstfahrende Autos ein, um Nvidias Drive PX Plattform und dem bevorstehenden EyeQ5 Chip für selbständige Autos von Mobileye zu kontern.
3. Ist das Unternehmensprodukt günstig für Autohersteller?
Der Preis des Produktes spielt eine große Rolle. Ungefähr 90 % der weltweit größten Autohersteller installieren Mobileyes ADAS, weil die Mischung aus günstigen Kameras und Radare viel günstiger ist als ein vollautonomes LIDAR-basiertes System, welches zwischen 8.000 – 30.000 US-Dollar kosten kann. Wenn ein Unternehmensprodukt zu teuer ist, wird es wahrscheinlich nicht von vielen Autoherstellern adaptiert.
4. Kann das Unternehmen seine Produkte und Dienstleistungen zusammenlegen?
Größere Unternehmen können verschiedene Autochips zusammenlegen, um kleinere Wettbewerber zu überbieten. Zum Beispiel kann NXP seine bestehenden Autochips, die nicht für ADAS oder selbstfahrende Zwecke verwendet werden, mit BlueBox kombinieren. Qualcomm und Mobileye fehlt dieser wesentliche Vorteil.
5. Ist das Unternehmen weitreichend von anderen abgeschnitten?
Chiphersteller müssen weit genug von ihren Konkurrenten abgeschnitten sein, um potenzielle Wettstreiter abzuwimmeln. Qualcomm kann seine Expertise in angebundenen Chips mit integrierten Modems, um Autos mit dem Internet zu verbinden, wirksam einsetzen. Nvidia könnte vielleicht seine Erfahrung mit grafischer Aufbereitung einsetzen, um im Rennen der Computer Visualisierung vorne zu bleiben. Ohne einen unverwechselbaren Wettbewerbsvorteil kann ein Chiphersteller in dem Durcheinander verloren gehen.
6. Wieviel Prozent vom Umsatz werden von angebundenen Autos getrieben?
Viele Chiphersteller reden über angebundene Autos als nächsten Pfeiler für ihr Wachstum, aber die Produkte machen nur einen kleinen Teil ihres Gesamtumsatzes aus. Delphi Automotive (WKN:925366), einer der weltweit größten Lieferanten von Autoteilen, ist häufig als Führer in Sachen selbstständige Autos aufgeführt, da es bereits seine Prototypen auf öffentlichen Straßen testet. Allerdings stellen Electronics and Security, die ADAS und autonome Lösungen verkaufen, nur 18 % des Umsatzes im letzten Quartal dar. Im Vergleich macht NXPs Autochipsegment 36 % seines Gesamtumsatzes im letzten Quartal aus.
7. Ist das Unternehmen Teil eines erweiterten IoT Bündnisses?
Tech-Unternehmen haben den angebundenen Automarkt in unzählige Bündnisse, mit verteilen Kommunikationsstandards für das Internet der Dinge (IoT), geteilt. An der Chipherstellungsfront kämpfte Qualcomms AllSeen Alliance erfolgreich gegen Intels Open Interconnect Konsortium. NXP trat Anfang des Jahres in AllSeen ein und weist darauf hin, dass angebundene Autos mit Smart Homes, Geräten, Wearables und anderen IoT Geräten kompatibel sein wird.
8. Ist das Unternehmen ein Aufkaufziel?
Da der Markt für angebundene Automobilchips wächst, wird er sich wahrscheinlich konsolidieren. Kleinere Mitspieler werden von größeren verschlungen. Mit einem Unternehmenswert von 8,2 Milliarden US-Dollar und dem Erstanbietervorteil im ADAS Markt, wird Mobileye häufig als potenzielles Aufkaufziel für größere Chiphersteller erwähnt. In letzter Zeit gab es auch viele Gerüchte darüber, dass Qualcomm für NXP bieten möchte. Nichtsdestotrotz solltest du deine Investmentthese nicht auf dem potenziellen Aufkauf basieren, da er vielleicht nie stattfinden wird.
9. Ist das Unternehmen überbewertet?
Seitdem angebundene Autos als angesagter Wachstumsmarkt erachtet wird, werden „rein spielerische“ Aktien wie Mobileye um das 115-fache dessen Einkommen gehandelt. Währenddessen wird eine „reife“ Chiphersteller Aktie wie NXPI, mit wachsendem Anteil im Markt der Automobilchips, nur um das 20-fache ihres Einkommens gehandelt. Falls du den Kauf einer Aktie in Betracht ziehst, solltest du darauf achten, ob genau jetzt ein richtiger Zeitpunkt ist. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist eine Kennzahl, die du dabei beobachten solltest.
10. Was passiert mit dem Unternehmen, falls selbstständige Autos kein Erfolg werden?
Zu guter Letzt sollten Investoren darüber nachdenken, was mit dem Unternehmen passiert, falls die Nachfrage nach selbstständigen Autos schwächer ist als erwartet. Eine aktuelle Umfrage der University of Michigan Transportation Research Institute fand heraus, dass nur 15,5 % der Befragten an einem selbstständigen Fahrzeug Interesse haben. In diesem Szenario sind diversifizierte Chiphersteller wie Nvidia eine bessere Wahl als überwertete Unternehmen wie Mobileye.
Aber das ist nur der Anfang
Falls ein Chiphersteller all diese Fragen übersteht, könnte es vielleicht ein gutes Investment im wachsenden und fahrerlosen Automarkt sein. Allerdings sollten Investoren dennoch tiefer bohren und ihre Hausaufgaben machen, bevor sie in irgendein Unternehmen investieren.
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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Nvidia, NXP Semiconductors und Qualcomm. The Motley Fool empfiehlt Intel
Dieser Artikel wurde von Leon Sun auf Englisch verfasst und wurde am 09.06.2016 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.