1 große Gefahr für die Continental-Aktie
Die spannende Frage, wer in Zukunft Antriebe für in Großserie produzierte Elektrofahrzeuge liefert, schien schon fast entschieden. In dem sich lichtenden Wettbewerberfeld wirkte Continental (WKN:543900) unter den Hersteller-unabhängigen Zulieferern als einer der großen Favoriten. Siemens (WKN:723610) hingegen hatte bislang nur wenige Erfolge vorzuweisen. Ein starkes Argument spricht dafür, dass sich über die Allianz mit Valeo (WKN:854052) die Vorzeichen ändern werden.
Darum braucht Siemens den Partner Valeo
Bereits seit Jahren bemüht sich Siemens das Thema Elektromobilität voranzutreiben. 2011 konnte noch Volvo für eine Kleinserie gewonnen werden. Seither war nicht mehr viel zu hören, Schlagzeilen machten eher andere wie Continental, ZF, Schaeffler (WKN:SHA015) oder auch die englische GKN (WKN:694194).
Es steht zu vermuten, dass der Technologiekonzern seit dem Verkauf der Tochter VDO im Jahr 2008 an eben jene Continental AG einfach nicht mehr ausreichende Automobilkompetenz hat, um mit den spezialisierten Konkurrenten mithalten zu können. Das Management von Fahrzeugprogrammen folgt schließlich ganz anderen Regeln als industrielle Projekte, mit denen Siemens sonst zu tun hat.
Genau hier kommt jedoch Valeo ins Spiel: Die innovativen Franzosen spielen in der ersten Liga der Automobilzulieferer und haben enge Beziehungen zu allen großen Herstellern. Das vereinbarte Joint Venture unter Führung der Bayern wird voraussichtlich im vierten Quartal dieses Jahres richtig Fahrt aufnehmen.
Dabei ergänzen sich die Partner ausgezeichnet: Siemens gehört zu den wegweisenden Erfindern der Elektromotortechnik und ist bei industriellen Anwendungen und Nutzfahrzeugen seit Generationen weltweit spitze. Valeo auf der anderen Seite ist stark bei der Entwicklung und Integration von komplexen mechatronischen Systemen nach Kundenwunsch. Schon allein deshalb wären die beiden gemeinsam ein gefährlicher Herausforderer am Markt.
Der eine große Vorteil für Siemens
Zu bedenken ist aber zusätzlich Folgendes: Für den Siemens-Konzern hat ein Durchbruch der Elektromobilität strategische Bedeutung. Je schneller er kommt, desto dringlicher werden Investitionen in intelligent aufgerüstete Stromnetze (Smart Grids), Erneuerbare Energien und fortschrittliche Energiemanagementlösungen.
Während die Automobilzulieferer also vielleicht in einigen Jahren zusammengerechnet wenige Milliarden Euro Umsatz mit Elektroantrieben machen, springt für die Münchener ein Vielfaches davon an Großaufträgen heraus. Schließlich hat Siemens dort überall nur wenig ebenbürtige Konkurrenz und kann mit einem großen Stück vom Kuchen rechnen, egal ob Windturbinen oder Smart Grids.
Für Continental kann der Wandel hingegen gerne auch etwas langsamer verlaufen, weil die Hannoveraner noch viel Umsatz mit Produkten für Verbrennungsmotoren machen. Deshalb werden sie gerade genug dafür tun, um eine führende Position sicherzustellen, aber zunächst nicht wesentlich mehr riskieren.
Für Siemens auf der anderen Seite wäre die logische Strategie, in die Vollen zu gehen, die Serienproduktion offensiv anzuschieben, hochentwickelte Antriebskomponenten preiswert in den Markt zu drücken und die Vertriebspower von Valeo zu nutzen, um auf Anhieb bei vielen Modellen zum Zuge zu kommen.
Dabei muss gar kein großer Profit herausspringen, weil die erwarteten Margen bei den anderen Geschäften viel aussichtsreicher sind. Für die Wettbewerber bedeutet dies aber wohl zusätzlichen Margendruck und damit geringere Gewinnaussichten.
Fazit
Bisher konnte sich Continental recht sicher sein, zu den Gewinnern der Elektromobilität zu gehören. Die technische Stärke, die breite Automobilkompetenz und die Fähigkeit zum weltweiten Ausrollen von Großserien machen sie zu einem Marktführer.
Über die Bildung einer Allianz mit Valeo hat Siemens allerdings einen aus meiner Sicht entscheidenden Schachzug gemacht und greift damit nach der Spitzenposition. Selbst wenn die Topzulieferer technologisch wohl in etwa gleichauf sind, hat das Joint Venture den wichtigen Vorteil, dass Siemens sich mehr Risiko leisten kann und wahrscheinlich mehr Interesse an Stückzahlen denn an direkten Profiten hat – zu Lasten der Konkurrenz.
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Ralf Anders hält keine Wertpapiere genannter Unternehmen. The Motley Fool besitzt keine der genannten Aktien.