Kann Mercedes-Benz Tesla die Stirn bieten?
Tesla Motors (WKN:A1CX3T) weist gerne darauf hin, dass die Verkäufe des Model S im letzten Jahr stark gestiegen sind, während die anderen Luxusmarken an Boden verloren haben. Das Unternehmen ging sogar so weit, das in einer Grafik im Februar bei der Präsentation der Ergebnisse des 4. Quartals zu erwähnen.
Wir brauchen hier nicht zu erwähnen, dass die Chefetagen der deutschen Autobauer das nicht so gerne sehen werden. Eigentlich waren sie sogar ziemlich wütend, denn mehr und mehr Berichte wie z.B. einer im Automobile Magazine, in dem ein Porsche-Produktmanager das Model S von Tesla schlechtmacht, lege nahe, dass BMW (WKN:519000), Audi (WKN:675700), Porsche (WKN:PAH003) und Daimler (WKN:710000)sich gerade bereitmachen, um mehr Elektroautos auf den Markt zu bringen. Sie möchten Tesla wie Amateure aussehen lassen.
Das zeigt, dass sich der Plan von Tesla vielleicht gegen den Erfinder richten könnte, aber es sollte zumindest unterhaltsam anzusehen sein (und es sollte dem CEO von Tesla, Elon Musk, gefallen, der die anderen Autobauer schon seit längerer Zeit dazu anhält, es mit den Elektroautos endlich ernst zu nehmen). Audi und Porsche haben im letzten Herbst schon den Fehdehandschuh aufgehoben und Konzeptversionen von einem elektrischen SUV (Audi) und einer elektrischen Sportlimousine (Porsche) vorgestellt, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen sollen.
Jetzt ist Mercedes dran. Der älteste Autobauer der Welt zeigte einen elektrischen LKW, gleich nachdem Tesla seine Pläne kundgetan hatte, auch so einen bauen zu wollen. In nur ein paar Wochen wird das erste von mehreren neuen Premium-Elektroautos vorgestellt werden, das direkt auf die Zielgruppe von Tesla abzielt.
Im April habe ich schon vorgestellt, was wir über das ehrgeizige Elektroauto-Projekt von Mercedes-Benz wissen. Hier noch einmal kurz zusammengefasst:
Mercedes arbeitet seit 2014 an mehreren komplett neuen Elektroautos und SUVs, die auf die Zielgruppe von Tesla abzielen. Es wird mindestens vier Fahrzeuge geben (zwei Limousinen und zwei SUVs für den Anfang), die alle eine entsprechende Reichweite wie Tesla haben sollen und die das entsprechende Styling haben sollen, das sich aber von den aktuellen Mercedes-Produkten abheben soll. Was damit gemeint ist, könnte uns ein Blick auf das „Concept IAA“-Showcar aus dem letzten Jahr zeigen.
Jetzt wissen wir ein bisschen mehr. Letzte Woche meldete Bloomberg, dass Mercedes eine neue Untermarke für die Elektromarke schaffen möchte. Das ist nicht überraschend, denn BMW hat dasselbe mit seinen „E“-Fahrzeugen bereits getan, nämlich dem i3 und dem i8-Hybriden. Aber das legt nahe, dass das Marketing (und vielleicht auch der Verkaufsprozess) für diese neuen elektrischen Mercedes-Modelle etwas anders sein werden, als in den Märkten, in denen Mercedes seine bestehenden Produkte verkauft.
Mercedes wird das erste dieser neuen Elektroautos auf der Paris Motor Show im nächsten Monat vorstellen. Es wird erwartet, dass es ein mittelgroßer SUV mit einer Reichweite von etwa 500 km sein wird. Schließlich (zumindest glauben wir das) wird es noch zwei Limousinen geben (eine mittelgroße und eine große) und einen weiteren SUV, der größer sein soll, als alle anderen aktuellen SUVs von Mercedes.
Alle diese vier Fahrzeuge sollen bis Ende des Jahrzehnts auf dem Markt sein. Es ist noch nicht klar, wann das erste genau auf den Markt kommen soll, aber ich würde es nicht vor Ende 2017 erwarten.
Wie werden diese neuen elektrischen Mercedes-Modelle im Vergleich zu Tesla aussehen?
Wir wissen das nicht mir Sicherheit, bis wir einen Blick darauf bekommen, was Mercedes jetzt auch wirklich bauen möchte, aber hier sind meine Erwartungen:
Reichweite und Leistung werden nah genug an Tesla sein, sodass keine der beiden Marken einen besonderen Vorteil haben wird, obwohl Mercedes vielleicht ein Ladesystem auf den Markt bringen könnte, das etwas schneller ist, als die aktuelle Technologie von Tesla.
Mercedes wird Tesla bei vielen Luxusauto-Features wahrscheinlich überholen, wie z.B. dem Interieur. Insbesondere sind damit Materialien, der Komfort und die Oberflächen gemeint. Ich schätze, dass das Interieur eines Mercedes viel schöner aussehen wird, als das eines Teslas. Mercedes wird Tesla wahrscheinlich bei der Qualität und bei der Zuverlässigkeit im Laufe der Zeit schlagen (zumindest die Modelle S und X). Aber Mercedes wird hinter Tesla zurückbleiben beim Nutzerinterface und bei der Software, bei den Anzeigen und der allgemeinen Einfachheit der Benutzung.
In anderen Worten, ich schätze, dass Mercedes Tesla bei dem traditionellen Design und bei der Herstellung überlegen sein wird, während Tesla seinen Vorteil über Mercedes bei der Software und der technologischen Integration behalten wird.
Wird Mercedes jetzt Tesla die Kunden abspenstig machen?
Wahrscheinlich ein paar. Aber Mercedes könnte auch ein paar neue Käufer auf Elektroautos aufmerksam machen – luxusorientierte Käufer, die bisher (aus welchen Gründen auch immer) noch keinen Tesla gekauft haben. Wie viele, das ist momentan noch schwer zu sagen, es gibt ja noch so viel, was wir noch nicht wissen, darunter auch, wie viele Mercedes überhaupt bauen möchte.
Wenn die Elektroautos von Mercedes starke Konkurrenz bieten, wenn sie sich gut verkaufen, und wenn Mercedes beim Preis aggressive Rabatte gibt, dann könnte das Tesla dazu zwingen, seine Preise auch zu senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das wird die Margen von Tesla unter Druck setzen, was die ehrgeizigen Pläne des Unternehmens behindern könnte.
Das ist das offensichtlichste Risiko für Tesla aus der Perspektive des Geschäfts. Aber es gibt noch ein anderes, subtileres Risiko: Wenn die Produkte von Mercedes sehr wettbewerbsfähig sind, dann wird das Tesla etwas weniger besonders machen und Tesla wird dann etwas weniger bemerkenswert. Was bedeutet das für die Preissetzungsmacht von Tesla, für den Aktienkurs und für die Fähigkeit das Kapital aufzubringen, das Tesla braucht, um seine ehrgeizigen Ziele zu verfolgen?
Das ist von hier aus schwer zu sagen, aber wir werden etwas davon sehen, sobald Mercedes im nächsten Monat seinen neuen elektrischen SUV vorstellt.
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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Tesla Motors. The Motley Fool empfiehlt BMW.
Dieser Artikel wurde von John Rosevear auf Englisch verfasst und wurde am 09.08.2016 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.