Gold- und Silberaktien sind dieser Kennzahl zufolge außergewöhnlich günstig
Die Aktienmärkte haben 2016 eine rasante Achterbahnfahrt durchgemacht, aber für Langzeitinvestoren ist Volatilität nichts Neues. Die ersten zwei Wochen des Jahres stellten an den Börsen einen neuen Negativ-Startrekord ein. Danach war an den Märkten die größte Rally innerhalb eines Quartals seit 1933 zu beobachten. Und erst vor kurzem sind alle drei großen US-Indices auf neue Rekordhochs geklettert.
Während sich viele Investoren im Laufe des Jahres mit heftigen Stimmungsschwankungen rumplagten, bekamen Edelmetall-Investoren von dem ganzen Trubel – in der Sonne liegend und Champagner schlürfend – kaum etwas mit. Trotz einiger schwierigen Wochen im Anschluss an die Ankündigung der US-Notenbank, den Leitzins wieder erhöhen zu wollen, haben im S&P 500 17 von 22 Gold-Förderern mit einer Marktkapitalisierung von über 300 Mio. US-Dollar seit Anfang des Jahres über 100 % gutgemacht und alle sechs Silber-Förderer mit einer Marktkapitalisierung von über 300 Mio. US-Dollar haben bis dato mindestens 117 % zugelegt (Stand 25.8).
Und dennoch ist eine Tatsache höchst verblüffend: Trotz dieser riesigen Kursgewinne scheinen viele Gold- und Silberaktien immer noch im Vergleich zum S&P 500 (WKN:A0AET0) ziemlich unterbewertet zu sein. In welcher Hinsicht? Werfen wir doch einen Blick auf das sogenannte Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV).
Dieser Kennzahl zufolge scheinen Gold- und Silberaktien äußerst günstig
Der Cashflow ist für alle Unternehmen von entscheidender Wichtigkeit – aber auch für Investoren, die dabei sind, ein Unternehmen oder eine ganze Reihe von Unternehmen zu analysieren. Es steht außer Frage, dass Investoren ein Unternehmen sehen wollen, das positive Cashflows aus seinen Geschäftstätigkeiten generiert, da ein positiver Cashflow unerlässlich ist, um Reinvestitionen und Akquisitionen vorzunehmen, Aktionäre mit Dividenden und Aktienrückkäufen zu belohnen und um sich – im äußersten Fall – über Wasser zu halten. Je höher der positive Cashflow eines Unternehmens, desto größer ist zumeist auch seine finanzielle Flexibilität. Je günstiger eine Aktie also im Verhältnis zu ihrem Cashflow per Aktie gehandelt wird, desto stärker unterbewertet ist sie wohlmöglich.
CSIMarket.com zufolge hat der S&P 500 momentan ein KCV von 8,7. Wie du dir vielleicht bereits denken kannst, schwankt diese Kennzahl von Quartal zu Quartal. Beispielsweise lag das KCV des S&P 500 am Ende des zweiten Quartals 2015, als der Ölpreis gerade eine Talfahrt durchmachte, bei über 17. Im Allgemeinen liegt das KCV des S&P 500 zwischen 10 und 20.
Blickt man allerdings auf Gold- und Silberaktien, so findet man einige Unternehmen, die basierend auf dem Kurs-Cashflow-Verhältnis deutlich günstiger sind – insbesondere nach der jüngsten Marktkorrektur. In vielen Fällen lassen sich sogar Gold- und Silberförderer mit KCV-Werten im mittleren bis hohen einstelligen Bereich finden.
Ist Yamana Gold ein echtes Cashflow-Schnäppchen?
Nehmen wir doch den Niedrigkostenproduzenten Yamana Gold (WKN:357818) als Paradebeispiel. Yamana hat es ziemlich hart getroffen, nachdem es sich mit Agnico-Eagle Mines verbündet hat, um 2014 Osiskos Bergbau- und Explorationsvermögenswerte zu kaufen. Auch aufgrund der sinkenden Edelmetallpreise ist die Yamana-Aktie von über 20 US-Dollar im Oktober 2012 auf einen Tiefststand von 1,38 US-Dollar im Januar 2016 gefallen.
Aber Yamana hat eine aussichtsreiche Zukunft vor sich; und das selbst trotz des nicht gerade berauschenden Preises von Kupfer, das Yamana als Nebenprodukt herstellt, um seine Goldabbaukosten wettzumachen. Im zweiten Quartal stieg Yamanas operativer Cashflow im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel auf 202 Mio. US-Dollar und das Unternehmen zielt darauf ab, seine Produktion weiter hochzuschrauben. Yamana geht davon aus, das Riacho dos Machados, eine Gold- und Kupfermine, die das Unternehmen für 51 Mio. US-Dollar von Carpathian Gold erworben hat, Anfang des kommenden Jahres völlig betriebsbereit und jährlich in etwa 100.000 Unzen Gold bei Gesamtförderkosten von weniger als 800 US-Dollar je Unze fördern soll. Yamana erwartet außerdem, dass sowohl Cerro Moro als auch C1 Santa Luz spätestens 2018 ihre Produktion aufnehmen und sich in den kommenden Jahren zu ähnlich ertragsreichen Minen wie El Penon und Gualcamayo entwickeln werden. Trotz eines Anstiegs der Gesamtförderkosten von 12 % gegenüber dem Vorjahr weist Yamana immer noch eine Bruttomarge von weit über 350 US-Dollar je Unze Gold aus.
Analysteneinschätzungen zufolge ist Yamana in der Lage, 2016 einen Cashflow je Aktie von 0,68 USD, 0,81 USD im Jahr 2017, 0,91 USD im Jahr 2018 und 1,10 USD im Jahr 2019 zu erzielen. Dies bedeutet, dass Yamana zu einem 6,6-Fachen seines diesjährigen Cashflows je Aktie und gerade einmal zu einem 4-Fachen seines prognostizierten Cashflows je Aktie für 2019 gehandelt wird.
Kinross Gold, der König unter den Cashflow-Schnäppchen
Unter den Gold-Förderern gibt es wohl keinen Mid- oder Large-Cap, der basierend auf dem KCV eine attraktivere Bewertung hat als Kinross Gold (WKN:A0DM94).
Kinross hat sich Anfang des Jahres einige Unannehmlichkeiten eingehandelt, als es Red Back Mining für 7,1 Mrd. US-Dollar übernommen hat, um sich die Rechte am Aushängeschild des Unternehmens, der Tasiast-Mine, zu sichern. Aufgrund des seit 2011 fallenden Ölpreises war Kinross gezwungen, in den darauffolgenden Jahren den Wert seiner Anschaffung um fast 5,6 Mrd. US-Dollar abzuschreiben. Jedoch hat Kinross Anfang dieses Jahres verkündet, dass es bis zum ersten Quartal 2017 die Produktionskapazität der Tasiast-Mine um 50 % auf 12.000 Tonnen Erz pro Tag hochschrauben möchte. Dieser Schritt, der Kinross in etwa 728 Mio. US-Dollar an Expansions- und Abraumaufwendungen kostet, wird Tasiast Betriebskosten um über 45 % auf 535 US-Dollar je Unze senken; und bei weiterer Expansion könnten die Förderungskosten pro Unze Gold sogar unter 700 US-Dollar fallen.
Außerdem versucht Kinross, sich größere finanzielle Flexibilität zu verschaffen. Nach den jüngsten Schuldenrückzahlungen sind bis 2020 keine Verbindlichkeiten mehr fällig, womit den Aktionären eine große finanzielle Last von den Schultern genommen wird. Außerdem investiert das Unternehmen viel klüger als noch 2010 – so fallen insgesamt niedrigere Investitionsaufwendungen an.
Bei einem Aktienkurs von 4,34 US-Dollar (Stand: 25.8) gehen Analysten davon aus, dass Kinross 2016 einen Cashflow je Aktie von 0,85 USD generieren wird. 2017 und 2018 werden 1,02 USD bzw. 0,99 USD erwartet. In anderen Worten: Dieses Jahr wird die Kinross-Aktie gerade einmal zu einem 5-Fachen ihres derzeitigen Cashflows je Aktie und zu einem Vier-Fachen ihres prognostizierten Cashflows für 2017 und 2018 gehandelt. Ziemlich preiswert!
Für die Spekulanten unter uns
Edelmetall-Investoren, denen bei ersten Marktschwankungen nicht gleich schwarz vor Augen wird, sollten sich ernsthaft damit beschäftigen, sich Aktien der gebeutelten Bergbau-Unternehmen Primero Mining (WKN:A1C15L) und Great Panther Silver (WKN:A0YH8Q) zuzulegen.
Primero Mining hatte 2016 neben fortlaufenden Steuernachzahlungen mit deutlich höheren Kosten zu kämpfen. Im ersten Quartal dieses Jahres schloss es Teile seiner San Dimas Mine, um an ihren Sicherheitsstandards zu arbeiten. Dies sorgte für einen niedrigeren Gold-Output und höhere Kosten. Seine mexikanische Tochter lag sich zudem mit den mexikanischen Steuerbehörden in den Haaren, die den Versuch unternommen haben, Primeros „Advanced Pricing Agreement“ (APA) zu annullieren. Das APA bestimmt, wie viel von Primeros Gewinn an den mexikanischen Staat fließt. Die daraus resultierenden Nachzahlungen schickten die Aktie des Unternehmens auf Talfahrt.
Jedoch sind dies lediglich kurzfristige Probleme, die nach erfolgreicher Bewältigung Platz für langfristiges Produktionswachstum und deutlich niedrigere Kosten machen sollten. San Dimas hat sein Produktions-Output in den vergangenen Jahren bei anhaltend geringen Kosten stetig gesteigert, während die Gesamtförderkosten der Black Fox Mine in Kanada stetig gefallen sind. Wenn die Cerro del Gallo Mine im mexikanischen Guanajuato erst einmal in Betrieb geht, könnten Primero Minings Gesamtbetriebskosten auf ein erstaunlich niedriges Niveau sinken. Die Primero-Aktie wird derzeit zu einem 3-Fachen des prognostizierten Cashflows je Aktie für das Jahr 2017 gehandelt.
Silber- und Goldförderer Great Panther Silver haben hohe Förderkosten stark zugesetzt. Im vergangenen Quartal vermeldete das Unternehmen einen Verlust je Aktie von 0,01 US-Dollar – dies war genau einen Cent schlechter, als Analysten erwartet hatten. Blickt man aber auf die Ergebnisse für das zweite Quartal, wird ersichtlich, dass das Unternehmen auf dem Weg einer schnellen Besserung ist.
So hat das Great Panther Silver im zweiten Quartal beispielsweise einen operativen Gewinn von 13,2 Mio. US-Dollar erzielt, bevor im darauffolgenden Quartal einmalig anfallende Kosten für einen bereinigten Verlust je Aktie von 0,01 US-Dollar sorgten. Zuvor konnte Great Panther seine direkten Betriebskosten um 43 % und seine Gesamtförderkosten auf 7,19 US-Dollar je Unze Gold senken. Das Unternehmen erwartet für 2016 durchschnittliche Silber-Gesamtförderkosten von 13 US-Dollar je Unze – einen Dollar weniger, als die zuvor ausgegebene Prognose. Höhere Metallpreise verlocken Great Panther dazu, in explorative Projekte zu investieren. Allerdings reden wir immer noch von einem Unternehmen mit einer Gewinnmarge von 5 US-Dollar je Unze Silber und Gesamtförderkosten von 13 US-Dollar. Obwohl es keine Analysteneinschätzungen zu Great Panther Silvers Cashflow je Aktie gibt, glaube ich, dass das Unternehmen 2017 einen Wert zwischen 0,20 und 0,30 US-Dollar erzielen wird. Die Aktie schloss am 25. August mit 1,24 US-Dollar.
Als Value-Investor auf der Jagd nach günstigen Aktien sollten Edelmetall-Bergbauer auf deiner Liste ziemlich weit oben auftauchen.
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The Motley Fool hält keine der erwähnten Aktien.
Dieser Artikel wurde von Sean Williams auf Englisch verfasst und am 29.08.2016 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.