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Nordex oder Siemens Gamesa: Wo der Rückenwind besser weht

Neue Siemens Offshore-Turbine 2016 Siemens Energy
Bildquelle: www.siemens.com/presse

Siemens Gamesa und Acciona Nordex, das sind zwei deutsch-spanische Konkurrenten mit hohen Ambitionen. Noch bis Ende 2015 zeigten die Kurse für beide steil nach oben. Seither trennten sich die Wege. Nordex (WKN:A0D655) stürzte ab, während Gamesa (WKN:A0B5Z8) weiter zulegen konnte. Lass uns daher mal genau überlegen, welcher Konzern heute günstiger bewertet ist.

Wo Gamesa und Nordex jetzt stehen

Wenn es um Windkraft an Land geht, sind die beiden frisch kombinierten Konzerne sehr ähnlich aufgestellt. Beiden decken ein breites Spektrum an Windklassen ab und haben sowohl simple als auch hochspezialisierte Lösungen in petto. International decken sie fast alle wichtigen Windregionen ab.

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Im April meldete Nordex die Einführung von zwei neuen Produktvarianten sowie einen 195-MW-Auftrag aus Brasilien. Zuvor wurde im Februar ein Großprojekt in den USA angekündigt. Gamesa hingegen hatte zuletzt eher in Richtung Asien Vertriebserfolg: Lieferung der ersten Windturbinen Indonesiens, ein Auftrag aus Thailand und ein starker Ausbau des Geschäfts in Indien. Die Marke Siemens testet seit Februar ein neues getriebeloses Turbinenmodell mit neuartigen Hybrid-Carbon-Rotorblättern.

Nordex musste im Februar seine optimistischen Wachstumsziele kräftig eindampfen. Statt bis zu 4,5 Mrd. sollen es jetzt für 2018 nur noch etwa 3,5 Mrd. Euro sein. Von diesem erneuten Schock haben sich die Aktionäre bis heute nicht erholt.

Gamesa erfüllt hingegen die hohen Erwartungen ihrer Eigentümer und wächst ungebrochen. Sie ist damit bereits heute größer als es Nordex im nächsten Jahr sein will — selbst ohne das jetzt hinzugekommene Onshore-Geschäft von Siemens (WKN:723610). Was aber den eigentlichen Unterschied macht, ist das Offshore-Geschäft, wo Siemens die Nummer 1 ist und Nordex seit der Aufgabe der Entwicklung 2012 überhaupt nicht mehr mitspielt. Daran ändert auch Acciona Wind Power nichts. Die alte Gamesa hingegen hat immerhin ihren Anteil an Adwen und weiteres Know-how eingebracht.

Offshore drängt immer mehr in den Vordergrund

Bislang galt, dass Offshore vielleicht gut für das Marketing sei, aber das wahre Geld würde an Land gemacht, wo die Anzahl der Projekte viel größer sei. Nach und nach zeichnet sich jedoch ab, dass das Geschäft im Meer schnell aufholen wird. Die jüngsten Auktionen in der Nord- und Ostseeregion verliefen höchst erfolgreich aus staatlicher Sicht. Für viele überraschend müssen zukünftig praktisch keine Subventionen mehr bezahlt werden, so stark wurden die Kostenprojektionen der Projektentwickler nach unten korrigiert.

„Der Markt hat sich plötzlich verzwanzigfacht!“ kommentierte ein Experte von Green Giraffe euphorisch. Konzerne wie Shell wollen weiter ihre Investitionen in den Markt erhöhen, Autohersteller suchen intensiv nach erneuerbaren Energiequellen für das Laden ihrer Elektroflotten und der Weltverband EWEA gibt sich in seinem aktuellen Ausblick für den Windmarkt überzeugt, dass der globale Durchbruch über die Grenzen Europas hinaus in den nächsten 5 bis 10 Jahren gelingen wird.

Bereits im letzten Jahr standen in Europa rückläufigen Investitionen an Land ein kräftiger Anstieg von 39 % für Projekte vor den Küsten gegenüber. Die USA brachten ihre ersten Offshore-Anlagen ans Netz und in Asien und Australien sind die Planungen vielerorts weit fortgeschritten. Weltweit ist das Interesse zuletzt enorm gestiegen. Die nächste Stufe mit schwimmenden Plattformen in tieferem Gewässer wird das Potenzial noch vervielfachen.

Die Hoffnung von Investoren wie Dong Energy (WKN:A0NBLH) besteht darin, dass in den kommenden Jahren noch wesentlich leistungsfähigere Turbinen auf den Markt kommen, welche die Kosten pro produzierter Megawattstunde weiter nach unten drücken. Schließlich haben die Gewinner der letzten Auktionen zum Teil Zeit bis Mitte des nächsten Jahrzehnts. Sie müssen also nicht bereits heute alles bestellen. 12 bis 15 MW Leistung sollen bis dahin möglich sein, fast eine Verdopplung gegenüber den heute stärksten Anlagen.

Genau an solchen Giganten wird bereits seit Jahren geforscht. Gamesa hatte sich bis 2014 als Projektkoordinator mit zehn weiteren spanischen Forschungspartnern eine Menge Grundlagenwissen angeeignet, um bis 2020 ein solches Design entwickeln zu können. Siemens hat gleichzeitig die konkrete Basis für Anlagen mit Leistungen jenseits der 10 MW gelegt, welche in Cuxhaven gebaut werden sollen.

Vorteil Gamesa — eigentlich

Während sich also einige wenige starke Wettbewerber den geradezu explodierenden Offshore-Markt aufteilen, keilen sich die anderen in größerer Zahl um einen fast stagnierenden Markt an Land. Für Gamesa lief es nicht nur über die letzte Zeit besser als für Nordex, sondern sie liegt auch dank des Zusammengehens mit Siemens besser in der Spur, um den Wachstumskurs fortzusetzen.

Völlig zurecht hat sich daher der Aktienkurs viel besser entwickelt. Die Marktkapitalisierung liegt aktuell (28.04.) bei stolzen 13,5 Mrd. Euro und damit zehnmal (!) so hoch wie bei Nordex. Wir sollten uns daher die Frage stellen, was wahrscheinlicher ist: dass Nordex sein Gewinnniveau von 2016 in Höhe von 95 Mio. Euro über die nächsten zehn bis zwanzig Jahre zumindest halten kann oder, dass Siemens Gamesa ihren Gewinn innerhalb dieses Zeitraums auf Niveaus jenseits der Milliarde hieven kann?

Vom Gefühl her würde ich eher mit der bärenstarken Gamesa gehen. Wenn man sich aber nüchtern die Zahlen und Aktienkurse ansieht, dann bietet Nordex vielleicht sogar das etwas bessere Chancen-Risiken-Profil.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Nordex.



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