Was kauft man am Ende des Ölzeitalters?

Erinnerst du dich noch an die Hochzeiten des Öls? Damals gab es eine riesige Debatte darüber, wie die Gesellschaft damit umgehen würde, wenn die Ölproduktion ihren Höchststand erreichen würde. Und dann ging es steil bergab.
M. King Hubbert, der die Theorie in den 50er Jahren entwickelt hatte, sagte einmal, dass die Produktion in den 70er Jahren ihren Höhepunkt erreichen würde. Später korrigiert er sich selbst auf 1995. Andere sprachen von 2006, 2017, 2020, 2022, doch jetzt sieht es so aus, als würde das niemals passieren.
Die Sache ist schon vorbei.
Das Zeitalter der Disruption
Trotzdem erleben wir gerade das Ende des Ölzeitalters, zumindest wenn die radikalen Behauptungen der unabhängigen Forschungsgruppe RethinkX Recht haben.
In dem Bericht Rethinking Transportation 2020-2030 wird behauptet, wir würden vor einer historischen Revolution stehen, nach der 95 % der Strecken, die in den USA im Auto zurückgelegt werden, mit selbstfahrenden Elektroautos und Carsharing-Fahrzeugen bewältigt würden. Dieser Zustand soll schon 2030 erreicht werden. LKWs und Busse sollen dann auch elektrisch laufen.
Der Co-Autor und einer der Gründer des Unternehmens, Tony Seba, behauptet: „Wir befinden uns am Beginn einer der schnellsten, tiefgreifendsten und einflussreichsten Disruptionen im Transportbereich in der Geschichte der Menschheit.“
Das Öl
Ja, da bin ich auch skeptisch. Technische Probleme, Neuentdeckungen, der Widerstand der Verbraucher, die Interessen der Lobby oder Probleme mit selbstfahrenden Autos könnten diese Zukunftsvision doch noch etwas vertragen.
Bis 2030 könnten wir noch über die Vorhersagen von Tony Seba lachen, so wie wir über M. King Hubbert heute lachen.
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Es ist aber klar, wohin die Reise geht. Jede Menge amerikanische Schieferöl-Produzenten haben den Ölpreis bei etwa 55 US-Dollar pro Barrel gehalten, egal was die OPEC jetzt noch macht. Die grünen Technologien werden das noch zusätzlich verstärken.
Vermögenswerte
Man kann Seba aber nicht einfach ignorieren. Im Jahr 2009 behauptete er, dass nicht-subventionierte Solarenergiekosten bis 2020 auf 3,5 Cent pro Kilowattstunde fallen würden, und wäre somit günstiger als Öl, Kohle und Atomstrom. Diese Vorhersage ist vor Kurzem wahr geworden.
Die Nachfrage nach Kohle und Kernenergie hat bereits ihren Zenit erreicht und fällt seither stetig. Daher sind, wie Seba anmerkt, die Marktwerte der Unternehmen, die in diesen Bereichen agieren, eingebrochen.
Er spricht auch davon, dass die globale Ölnachfrage bis 2020 mit 100 Millionen Barrel pro Tag ihren Höhepunkt erreichen wird und dann bis 2030 auf 70 Millionen Barrel sinken wird.
Seba könnte natürlich Unrecht haben, aber falls sich in deinem Portfolio BP, Exxon Mobil, Chevron, Petrobras, Royal Dutch Shell oder ConocoPhillips befinden, dann solltest du dir vielleicht Sorgen machen, dass er Recht haben könnte.
Was ist mit den Autos?
Du solltest vielleicht auch einen Blick auf deine Positionen von Autoherstellern wie Ford, General Motors, BMW und Volkswagen werfen.
Seba sagt, der durchschnittliche amerikanische Haushalt wird pro Jahr 5.600 US-Dollar sparen, wenn er kein eigenes Auto besitzt und stattdessen bei Bedarf ein selbstfahrendes Auto mietet.
Daher werden jedes Jahr auch weniger Autos und LKWs hergestellt werden. Die Autohersteller, Werkstätten und Versicherungen werden dabei herbe Verluste hinnehmen müssen, die im Laufe der Zeit immer weiter steigen könnten.
Zukunftsschock
Ich persönlich hoffe, das Seba Recht behält. Ich habe mit meinem Geld nämlich besseres zu tun, als Steuern, Versicherungen, Treibstoff und Reparaturen für mein Auto zu bezahlen.
Allerdings waren die Behauptungen, wann der grüne Strom denn günstig genug sein würde, in der Vergangenheit schon deutlich übertrieben. Diejenigen, die ihren Blick nur auf die Zukunft richten, verlieren sich manchmal ein wenig in ihren eigenen Visionen.
Bisher haben wir den Produktionshöchststand beim Öl auch nicht gesehen, daher könnte sich all das als illusorisch herausstellen. Du kannst natürlich wetten, worauf du willst. Jetzt allerdings Öl-Aktien zu kaufen, könnte sich als ein großer Fehler herausstellen. Aber es gibt ja auch noch andere Möglichkeiten, wie man sein Portfolio zerstören kann.
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Dieser Artikel wurde von Harvey Jones auf Englisch verfasst und am 20.05.2017 auf Fool.co.uk veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.