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2 Gründe, weshalb der Aktienmarkt überbewertet sein könnte

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Foto: Getty Images

Unabhängig davon, ob deine Aktien Wachstumstitel oder Value-Werte sind – bei diesen zwei Argumenten ist es gut möglich, dass sie für dich relevant sind.

1. Aktienrückkäufe bei hohen Kursen

Einer der Gründe, weshalb viele Titel so hoch bewertet sind, ist das Zurückkaufen eigener Aktien durch das Unternehmen selbst. Dadurch wird das Angebot der ausstehenden Aktien verringert mit dem Ergebnis, dass der Kurs steigt.

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Bei makroökonomischen Themen dieser Art ist es meiner Meinung nach eine gute Idee, auf den S&P 500 Index zu achten. In diesem Index befinden sich die 505 größten börsennotierten Unternehmen der Vereinigten Staaten, die in der Summe rund 75 % der gesamten Börsenkapitalisierung der USA ausmachen. Das macht diesen Index äußerst repräsentativ.

Die Summe, die Unternehmen des S&P 500 im Jahr 2018 für solche Rückkäufe ausgegeben haben, ist mit über 800 Mrd. US-Dollar deutlich höher als jemals zuvor. Zum Vergleich: 2017 waren es rund 520 Mrd. US-Dollar, 2012 noch rund 400 Mrd. US-Dollar. Aber was genau heißt das für uns Anleger?

Bei Aktienrückkäufen muss man zwischen zwei verschiedenen Finanzierungsarten differenzieren. Die erste, meiner Meinung nach durchaus sinnvolle Methode ist ein Rückkauf aus unternehmenseigenen Mitteln. Das heißt zwar, dass das Cash-Polster kleiner wird, aber auf der anderen Seite wird der Aktienkurs beflügelt, was wiederum den Investoren, also den Eigentümern des Unternehmens, zugutekommt.

Bei der zweiten Methode kauft das Unternehmen Aktien mit geliehenem Geld zurück. Besonders bedenklich ist das meiner Meinung nach während eines Hochs an den Aktienbörsen. Auf der einen Seite setzt man geliehenes Geld ein, um entsprechend von kurzfristig ansteigenden Aktienkursen zu profitieren. Jedoch wird dabei das Fremdkapital langfristig erhöht. In einer Hausse, also während eines Booms an den Börsen, wäre es aber doch eigentlich sinnvoll, die Eigenkapitalquote auszubauen und sich ein Cash-Polster für die nächste Krise zu schaffen …

2. Gewinnsteigerungen sind auf niedrige Zinsen zurückzuführen

Zugegeben, die Unternehmensgewinne der Unternehmen aus dem S&P 500 sind seit 2007 bis 2018 um 43 % gestiegen. Gleichzeitig sind die entsprechenden Aktienkurse um rund 87 % angestiegen. So weit, so gut.

Was mich wirklich geschockt hat, ist eine Zahl, die von Florian Homm stammt: Von 2007 bis heute sind rund 83 % der Gewinnsteigerungen dieser Unternehmen auf gesunkene Zinskosten zurückzuführen. Das heißt, dass Unternehmen ihre Gewinne zum Großteil nur steigern konnten, weil die Kosten für Kredite deutlich geringer waren als noch 2007.

Daraus kann man Folgendes schließen: Zum einen würde ein Anstieg der Zinsen die Unternehmensgewinne in den USA enorm negativ beeinflussen. Andererseits bin ich mir ziemlich sicher, dass den wenigsten Anlegern bewusst sein dürfte, woher die gestiegenen Unternehmensgewinne kommen. Damit ist das Risiko eines Zinsanstiegs meiner Meinung nach nicht in die Kurse eingepreist. Vor allem, wenn man beachtet, dass der Leitzins in den USA von Ende 2016 bis heute von 0,63 % auf 2,38 % angestiegen ist. Seit diesem Zeitpunkt werden die Kredite also deutlich teurer ausfallen als noch vor etwas über zwei Jahren. Die Zinskosten für neue Kredite sind also bereits jetzt schon gestiegen.

Was das für Investoren bedeutet

Jetzt hast du zwei Gründe kennengelernt, weshalb der Aktienmarkt überbewertet sein könnte. Ein Crash in nächster Zeit ist möglich, die Märkte könnten jedoch auch weiter steigen. Meiner Meinung nach wäre es eine sehr gute Methode, sich die Frage zu stellen, ob eine deiner Investmentthesen aufgrund dieser beiden Argumente gefährdet ist.

Hast du beispielsweise in eine Firma investiert, die in den USA sitzt und enorme Investitionsvolumen in den nächsten Jahren benötigt, sollte darauf geachtet werden, dass diese Investitionen auch mit angestiegenen Zinskosten gestemmt werden können. Ein Blick auf die Cash-Flow-Rechnung und auf die relativen Zinskosten, im Vergleich zum Gewinn, wäre hierbei hilfreich. Vor allem bei Branchen mit schwachen Nettomargen und hohem Verschuldungsgrad ist das besonders relevant.

Falls deine Investmentthese ist, in vermeintlich sichere Value-Aktien zu investieren, sollte überprüft werden, ob und in welchem Umfang Aktien zurückgekauft wurden und wie das Management die nächsten Jahre mit Aktienrückkäufen verfahren will. Auch ursprünglich zeitlose Firmen, wie beispielsweise Coca-Cola, die als sicher gelten, kaufen Aktien im großen Stil zurück und bauen dabei ihre Schulden aus.

Versuche dir also ein Bild davon zu machen, ob deine Investmentthese auch unter Berücksichtigung dieser Punkte weiterhin gilt.

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Yannic Joekel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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