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Das Oligopol der drei großen Ratingagenturen

Wall Street: Nasdaq, S&P 500 und Dow REIT REITs
Foto: Getty Images

Ratingagenturen sind im Leben eines Investors allgegenwärtig, wenngleich man diese Tatsache nicht immer bewusst wahrnimmt. Die Beurteilungen einzelner Finanzprodukte durch Ratingagenturen hilft sowohl Privatanlegern als auch institutionellen Investoren bei Entscheidungen, in welche Finanzprodukte investiert werden soll. Das betrifft vor allem Staats- oder Unternehmensanleihen beziehungsweise deren Emittenten, die nach Bonitätsnotenskalen beurteilt werden. Desto besser das Rating, desto eher ist man gewillt, sein hart verdientes Geld einem positiv bewerteten Schuldner zu überlassen.

Üblicherweise werden monopolartige Marktstrukturen nicht gerne gesehen und oft genug durch staatliche Regulierungen zerschlagen. Bei den Ratingagenturen gelten gewissermaßen etwas andere Regeln. Die „Großen Drei“ beherrschen gemeinsam 95 % des Weltmarktes. Dabei führen Standard & Poors (der Namensgeber für den S&P 500) und die börsennotierte Gesellschaft Moody’s (WKN: 915246) den Weltmarkt mit jeweils 40 % Marktanteil an. Daneben existiert noch Fitch Ratings, die kleinere der drei Ratingagenturen, mit einem Marktanteil von 15 %.

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Die übrigen 5 % Marktanteil kann man getrost vernachlässigen und daher von einem Oligopol von drei großen Ratingagenturen sprechen. Dass drei große Ratingagenturen über die Investment Grades von einem riesigen Anleihenmarkt mehr oder weniger alleine bestimmen, wirft zurecht Zweifel auf und sorgt für gewisse Kritik an diesem Risikopotenzial.

Was Investoren über diese Umstände wissen sollten und was für eine Rolle die Ratingagenturen bereits bei der Finanzkrise 2008 eingenommen haben, möchte ich nachfolgend etwas näher beleuchten.

Die Rolle von Ratings bei Investoren

Wie bereits angedeutet, nehmen die drei großen Ratingagenturen eine essenzielle Rolle am Anleihenmarkt ein. Gewissermaßen als Richter und Henker gleichzeitig beurteilt man Emittenten und deren Schuldscheine. Investoren vertrauen seit jeher auf diese ausgegebenen Ratings und fällen dementsprechend ihre Anlageentscheidungen. Man könnte meinen, dass überwiegend die weniger bewanderten Privatanleger diesem Irrglauben verfallen. Das mag durchaus zutreffen, aber es sind meistens nicht die Privatleute, die mehrere Milliarden verwalten und anlegen.

Tatsächlich ist es so, dass oft institutionelle Investoren (Investmentbanken, Versicherungen, Fonds etc.) diesem Rating sehr viel Gewicht schenken. Die Annahme, dass professionelle Anlagemanager die Anleihen, in die sie später investieren, selber prüfen und bewerten, dürfte in den meisten Fällen nicht zutreffen. Es wird auf das Rating geschaut – das entsprechend viel Vertrauen genießt – und entsprechend gehandelt.

Um an dieser Stelle aber auch eine Lanze für institutionelle Investoren zu brechen: Je nachdem, welchen staatlichen Regularien man unterliegt, ist man mehr oder weniger dazu gezwungen, aus Gründen des Anlegerschutzes ausschließlich in Anleihen zu investieren, die ausreichend positives Investment Grade aufweisen – zum Beispiel mindestens BBB.

Ratingagenturen während der Finanzkrise

Zweifelsohne waren an der Entwicklung der Finanzkrise mehrere Akteure beteiligt und ich möchte die Ratingagenturen nicht als die alleinigen bösen Verursacher hinstellen. Nichtsdestotrotz ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Ratingagenturen eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Finanzkrise mit all ihren Folgen gespielt haben. Um den Rahmen dieses Artikels nicht zu sprengen, nachfolgend eine sehr kompakte Zusammenfassung.

Als durch die US-Regierung verkündet wurde, dass jeder Amerikaner das Recht auf ein eigenes Haus hat, wurde das Übel geboren. Im damaligen Niedrigzinsumfeld haben die Hypothekenbanken kurzerhand damit angefangen, mehr oder weniger Kredite zu vermitteln, als sie selber auszugeben. Man hat Kredite an Personen vergeben, die unter gewöhnlichen Umständen niemals einen Kredit erhalten hätten. Diese „junk bonds“ hat man verbrieft und weiterverkauft, beispielsweise an Investmentbanken.

Damit aber Investoren wie die Investmentbanken überhaupt auf die Idee kommen, solche Kredite zu kaufen, waren die Ratings der Ratingagenturen vonnöten. Bei den drei großen Ratingagenturen beurteilte man die verbrieften Kredite als anlagewürdig und so nahm die Geschichte ihren Lauf. Doch wussten die Ratingagenturen nicht, dass die Kredite überhaupt nicht anlagewürdig waren?

Hier kommt die Art ins Spiel, wie Ratingagenturen ihr Geld verdienen. Sie werden nämlich nicht von den Investoren bezahlt, sondern von den Emittenten. Das ist ein ganz klarer Interessenkonflikt, der offensichtlich dazu geführt hat, dass die Ratings entsprechend gut ausgefallen sind. Man könnte es mit einem Schüler vergleichen, der seinem Lehrer Geld für die bessere Schulnote gibt. Auch heute noch hat sich nicht viel an diesem Umstand geändert, weshalb ein Rating für Investoren ein Indiz sein kann, aber meiner Meinung nach sollte man niemals alleine deswegen eine Investmententscheidung treffen.

Das Oligopol der Ratingagenturen hält an

Auch heute noch, mehr als zehn Jahre nach der Finanzkrise, besteht dieses Oligopol noch immer. Man könnte behaupten, dass es staatlich gewollt ist, die Ratingagenturen nicht überzuregulieren. Denn die Ratingagenturen übernehmen gewissermaßen eine Aufgabe des Staates. Durch die Prüfung und Beurteilung von Anleihen soll immerhin ein Anlegerschutz gewährleistet sein, damit Investoren nicht auf die Nase fallen und somit Gelder von Privatleuten nicht verloren gehen. Im Grunde genommen vollkommen richtig, aber leider nicht richtig ausgeführt, solange man als Emittent für sein eigenes Rating bezahlt.

Dass das Geschäft nach wie vor läuft, beweisen die Finanzkennzahlen von Moody’s. Sowohl der Umsatz als auch der Nettogewinn steigt nach wie vor ansehnlich an. Im Geschäftsjahr 2019 hat man knapp 4,8 Mrd. US-Dollar umgesetzt, wovon etwa 1,4 Mrd. US-Dollar an Nettogewinn übrig geblieben sind – nicht übel. Man könnte glatt von einem gesund wachsenden, margenstarken Geschäft sprechen, das über einen deutlichen Burggraben verfügt. Kein Wunder also, dass Warren Buffett mit seiner Beteiligungsgesellschaft größter Einzelaktionär ist.

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Caio Reimertshofer besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Moody´s.



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