TUI-Aktie nach 1.452,7 Mio. Euro Verlust im 3. Geschäftsquartal 2020 weiter am Boden
- Reisebranche in der Krise
- Umfangreiche Staatshilfen und unsichere Zukunft
- Starke Einbrüche im dritten Geschäftsquartal 2020
- 2021 könnte positiver ausfallen
Kaum ein Bereich wurde von der Coronakrise so stark getroffen wie der Luftfahrt- und Reisesektor. Warren Buffett hat schnell reagiert und während der ersten Wirtschaftsschließung alle seine Airline-Aktien verkauft.
Reisebranche in der Krise
Nun zeigt sich langsam, warum. Unternehmen wie die Lufthansa (WKN: 823212) weisen derzeit enorme Verluste aus und könnten ohne Staatshilfe nicht überleben. Ähnlich verhält es sich mit der Reisebranche, die schon vor der Krise von Überangeboten und einem harten Wettbewerb gekennzeichnet war. So musste bereits im vergangenen Jahr Thomas Cook Insolvenz anmelden.
Dass ausgerechnet diese Unternehmen in guten Zeiten eine Dividende ausschütten, statt Krisenvorsorge zu betreiben, ist unverständlich. Wahrscheinlich ging man hier (aufgrund der eigenen Größe und vieler Mitarbeiter) von staatlicher Unterstützung aus, die nun tatsächlich im großen Umfang eingetroffen ist.
Umfangreiche Staatshilfen und unsichere Zukunft
Bereits im März 2020 musste TUI (WKN: TUAG00) Staatshilfe in Höhe von 1.800 Mio. Euro in Anspruch nehmen. Doch auch dieser Betrag wird wohl nicht ausreichen, um das Unternehmen durch die Krise zu bringen. So hat sich der Konzern mit der Regierung zuletzt auf weitere Unterstützungen in Höhe von 1.200 Mio. Euro geeinigt. Über eine Wandelschuldverschreibung könnte der Staat zudem später 9 % der Anteile übernehmen.
Sollte TUI die Krise überstehen und danach wieder Gewinne erzielen, könnten die Gelder zurückgezahlt werden. Doch dies kann unter Umständen sehr lange dauern, denn niemand weiß genau, wie der Reisesektor nach der Krise gestaltet sein wird. Bereits vor der Krise wies TUI nur hauchdünne Gewinnmargen aus.
Starke Einbrüche im dritten Geschäftsquartal 2020
Währenddessen fiel das dritte Geschäftsquartal 2020 für TUI verheerend aus. Der Umsatz brach mit 98,5 % komplett in sich zusammen. Der Verlust lag allein in den Monaten April bis Juni 2020 bei -1.452 Mio. Euro. Wenn sich die Lage nicht deutlich verbessert, wovon in der zweiten Jahreshälfte 2020 noch nicht auszugehen ist, könnten selbst die derzeitigen Staatshilfen nicht ausreichen. Aktuell beträgt die Konzern-Liquidität 2,4 Mrd. Euro.
In den ersten drei Geschäftsquartalen 2020 lag der Umsatzrückgang bei -41,2 % und der Verlust bei -2.341,1 Mio. Euro. Mittlerweile konnte der Konzern 55 seiner Hotels wieder öffnen, was allerdings nur 15 % des möglichen Gesamtangebots entspricht. Zudem sind die Menschen weiterhin vorsichtig, weshalb die Auslastung nur 23 % beträgt. Das Kreuzfahrtgeschäft bleibt weiterhin ausgesetzt. Die Buchungszahlen sind mit -81 % ebenfalls eingebrochen, während die Verkaufspreise um 10 % sanken.
2021 könnte positiver ausfallen
Dennoch besteht auch etwas Hoffnung. So arbeitet TUI an umfangreichen Kostensenkungen, was vor allem die Mitarbeiter trifft. Ihre Zahl wird wahrscheinlich um 8.000 sinken. Zudem wird TUIflys Flotte reduziert und hier bis zu 900 Stellen abgebaut.
Die Fixkosten hat TUI während des dritten Geschäftsquartals 2020 bereits um 235 Mio. Euro pro Monat gesenkt. Zudem werden die jährlichen Kosten langfristig um 300 Mio. Euro reduziert. Mit Boeing (WKN: 850471) konnte sich TUI zudem auf eine Kompensation aus dem Flugverbot der 737 Max- und auf einen Auslieferungsaufschub von 61 Maschinen einigen.
Hoffnung weckt zudem das Geschäftsjahr 2021, in dem die Buchungszahlen wieder deutlich ansteigen könnten. Dies ist jedoch davon abhängig, wie wirksam ein bis dahin entwickelter Impfstoff sein wird. Ab 2022 rechnet TUI sogar mit einer Normalisierung des Geschäfts und einer Rückkehr in die Gewinnzone.
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Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.