Hat die Deutsche Börse-Aktie das Potenzial zum Selbstläufer?
Wer an Aktien denkt, verbindet dies unweigerlich mit der Börse, dem Ort, an dem der Kauf und Verkauf von Unternehmensanteilen über die Bühne geht. Um das Unternehmen, welches diesen Service hier in Deutschland überwiegend anbietet, die Deutsche Börse AG (WKN: 581005), soll es in diesem Artikel gehen.
Das Geschäftsmodell eines Handelsplatzbetreibers
Einfach zusammengefasst organisiert die Börse den Kauf und Verkauf von handelbaren Waren. Sie nimmt dafür eine Gebühr, in der Regel von beiden Seiten. In Deutschland ist hierfür die Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) mit ungefähr 90 % Umsatzanteil Marktführer und gehört zur Deutschen Börse AG. Früher erfolgte dies über den sogenannten Präsenzhandel auf dem Parkett, inzwischen ausschließlich elektronisch.
Welche Leistungen bietet das Unternehmen an?
Als Privatanleger tätigen wir gewöhnlich über unsere Depotbank Kauf- und Verkaufsaufträge für an der Börse gehandelte Aktiengesellschaften. Dies bleibt für uns meist der wahrnehmbare Teil des ganzen Prozesses. Die Deutsche Börse AG organisiert aber auch noch den Vorhandel, die Verrechnung und Verwahrung von Wertpapieren. Auch international bietet man Dienstleistungen und Technologien an, welche die gesamte Wertschöpfungskette im Finanzgeschäft abdecken.
Ebenso ist die Deutsche Börse AG für die DAX-Indexfamilie verantwortlich. Der bekannteste hierbei, der DAX, ist ein Blue-Chip-Index und bildet die Wertentwicklung der 30 nach Marktkapitalisierung größten deutschen Unternehmen ab. Ein weiteres Kriterium ist der Streubesitz, der Aktienanteil eines Unternehmens, welcher für einen Handel an der Börse tatsächlich zur Verfügung steht. Aufgrund ihrer Größe ist die Deutsche Börse AG selbst seit 2002 Mitglied des DAX. Für den September dieses Jahres ist beim DAX eine Erhöhung auf 40 Teilnehmer vorgesehen.
Nach dieser eher allgemeinen Einführung nun ein Blick auf die Zahlen, ein besonders wichtiger Teil für die Anlageentscheidung eines jeden Investors, unabhängig von der Höhe der Anlagesumme.
Wachstum im Zeitraum von 2015–2020
Mit Ausnahme eines kleinen Rückgangs im Geschäftsjahr 2018 konnte das Ergebnis je Aktie von 2015 bis 2020 jährlich gesteigert werden. Das bedeutet in diesem Zeitraum je Anteilsschein eine Erhöhung von 3,31 auf 5,93 Euro. Auf Jahresbasis stieg der um Sondereffekte bereinigte Gewinn in 2020 um 9 % auf 1,2 Mrd. Euro. Prospektiv soll der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) bis 2023 jährlich um 10 % gesteigert werden.
Neben dieser Gewinnsteigerung konnte man auch Zuwächse beim Umsatz erzielen. Im Vorjahresvergleich konnten die Nettoerlöse in 2020 um 289 Mio. Euro auf 3,214 Mrd. Euro gesteigert werden. Für das laufende Jahr strebt man nun einen Umsatz von 3,5 Mrd. Euro und als Zielgröße für 2023 4,3 Mrd. Euro an.
Neben organischem Wachstum hat sich die Deutsche Börse AG in der Vergangenheit auch durch Zukäufe gestärkt, zuletzt erwarb man in 2020 die Mehrheit an dem Aktionärsberater Institutional Shareholder Services (ISS). Ziel der Übernahme ist eine Stärkung des Angebotes zur Bereitstellung von Daten und Dienstleistungen im Bereich Unternehmensführung. Hierdurch wurde das Unternehmen bei ESG-Daten und -Research zu einem der weltweit führenden Anbieter, ein auch aus Anlegersicht sinnvoller Schritt.
Dividende und KGV
Als Dividende für das Geschäftsjahr 2020 werden 3 Euro vorgeschlagen, das entspricht einem Plus von 3,4 % zum Vorjahr. Für ein Jahr mit Einflüssen durch COVID-19 kein Hurra-auslösendes, aber ein ordentliches Ergebnis.
Damit liegt die Ausschüttungsquote bei unter 50 %. Künftige Dividendenzahlungen sollten also mindestens auf dem jetzigen Niveau möglich sein, von weiteren Steigerungen ist auszugehen. Setzt man den aktuellen Kurs ins Verhältnis zum erwarteten Gewinn von 5,93 Euro je Aktie in 2020 kommt man aktuell auf ein KGV von unter 23 (26.02.2021, maßgeblich für alle Daten). Nicht gerade billig, aber vor dem Hintergrund geplanter Erlössteigerungen in den kommenden Jahren ein vertretbarer Wert.
Der nach Marktkapitalisierung ähnlich große Mitbewerber aus Amerika, die Nasdaq, kommt im Moment auf fast das gleiche KGV-Level. Bei der London Stock Exchange aus Großbritannien ist es bei mehr als doppelter Marktkapitalisierung aktuell sogar ein deutlich höherer Wert.
Fazit zur Deutsche Börse-Aktie
Aufgrund des Geschäftsmodells und des wachsenden Interesses an Aktienanlagen sind Umsatz- und Gewinnsteigerungen erwartbar, evtl. auch durch strategische Zukäufe. Als Anleger sollte man keine Wachstumsexplosion, aber auch keinen überraschenden Einbruch erwarten. Die Deutsche Börse-Aktie kann mit ihrer soliden Wachstumsperspektive eine Mittelposition in einem ausgewogenen Depot aus Wachstums- und Substanzwerten einnehmen.
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Mark Merz besitzt Aktien der Deutsche Börse AG. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.