Carnival verbucht Verlust in Milliardenhöhe: Wann nimmt die Reederei wieder Fahrt auf?

Die Carnival Corporation & plc (WKN: 120071), das Mutterunternehmen der berühmten Aida-Kreuzfahrtgesellschaft, hat das erste Quartal 2021 mit einem satten Verlust von 2 Mrd. US-Dollar abgeschlossen. Das Management trommelt jedoch weiter für Aufwind im Sommer und macht Hoffnung auf ein starkes Comeback.
Die Nachfrage nach zukünftigen Kreuzfahrten habe im Vergleich zum vierten Quartal 2020 kräftig zugelegt, gab CEO Arnold Donald bekannt. In den drei Monaten bis Ende Februar seien die Buchungen gegenüber dem vorherigen Quartal um rund 90 % gestiegen. Das kam bei vielen Anlegern gut an. Die Aktie legte in den letzten Stunden nochmals deutlich zu und notiert aktuell bei 28,30 US-Dollar (Stand: 8. April 2021).
Carnival hatte ein schweres Jahr 2020
Die Corona-Pandemie hat dem Konzern, zu dem neben der deutschen Aida Cruises auch Kreuzfahrtanbieter wie Costa und Princess gehören, heftig zugesetzt. Der Branchenführer war durch Virus-Ausbrüche auf einigen seiner Schiffe schon relativ früh in die Schlagzeilen geraten.
Der Umsatz sackte im Gesamtjahr 2020 um 73 % ab. Das Unternehmen verbuchte einen Verlust von insgesamt 10,2 Mrd. US-Dollar. Die Verschuldungsrate zog deutlich an. Mittlerweile übersteigen die Verbindlichkeiten das Eigenkapital um 14 %.
Kreuzfahrtunternehmen haben es in der Pandemie besonders schwer
Ob die Nachfrage zurückkommt, könnte sich jedoch bereits im Juni zeigen. Wenn es gut laufen sollte, können dann die Schiffe der großen Betreiber wieder in See stechen.
Und hier sehe ich Carnival als Primus der Kreuzfahrt-Branche weiterhin am besten aufgestellt, um von einer Erholung zu profitieren. Im Vergleich mit seinen Konkurrenten Norwegian Cruise Line (WKN: A1KBL8) und Royal Caribbean Cruises (WKN: 886286) ist Carnival mit weniger Schulden in die Krise gegangen und hat sich weniger stark rekapitalisieren müssen. Kommt die Öffnung wie erwartet im Sommer, dürfte das Unternehmen zudem über genügend Cash verfügen, um ohne Kapitalerhöhung über die Runden zu kommen.
Carnival bewies schon früher Krisenresistenz
Vor der Pandemie hatte Carnival in 16 Geschäftsjahren keinen Verlust geschrieben. Selbst in konjunkturell schwierigen Phasen wurden zweistellige Nettomargen erwirtschaftet. Ein wichtiger Vorteil des Geschäftsmodells: Auf den Ozeanen entfallen so manche Steuerpflichten, etwa die Mehrwertsteuer für Transport, Nahrungsmittel und Getränke.
Dieses Privileg hilft Carnival im Wettbewerb mit Anbietern in den Reisezielländern enorm. Und da die Carnival Corporation in Panama City registriert ist, unterliegt sie lediglich dem dortigen Steuerrecht. Sie muss keine Steuern auf Gewinne zahlen, die sie außerhalb Panamas erwirtschaftet hat. Einzig die in London registrierte Carnival Plc unterliegt dem britischen Steuerrecht.
Die starke Bilanz ist ein wichtiger Stabilisierungsfaktor. Ich rechne dem Management auch hoch an, dass es sich gewissenhaft von alten Schiffen getrennt hat. Diese Verjüngung der Flotte wird sich künftig sicherlich in steigenden Margen niederschlagen.
In Asien spielt sogar ein wenig Wachstumsmusik
Bisher haben nur wenige Menschen aus Chinas aufstrebender Mittelschicht eine Kreuzfahrt unternommen. Ich sehe hier zukünftig noch viel Luft nach oben. Gemeinsam mit der chinesischen Werftengruppe CSSC und dem Staatsfonds China International Capital Corporation schloss Carnival im Oktober 2015 ein Joint Venture für den asiatischen Markt.
Im November vergangenen Jahres begann der Bau des ersten gemeinsamen Kreuzfahrtschiffes. Es wird das erste in China gebaute Kreuzfahrtschiff sein, das dann auch den chinesischen Markt bedienen wird. Das Schiff wird Platz für rund 4.250 Passagiere und 1.400 Besatzungsmitglieder haben. Das Design an Bord wird auf den spezifischen Geschmack der chinesischen Passagiere zugeschnitten sein.
Carnival mausert sich wieder zu einem interessanten Investment
Angesichts der international gut laufenden Impfkampagnen blicke ich für Carnival wieder zuversichtlich auf die nächsten Monate. In den letzten Wochen ist auch die Aktie trotz aller bestehenden Unsicherheiten gut gelaufen. Der Kurs kletterte seit dem 29. Januar um 52 % und steht aktuell bei 28,30 US-Dollar. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis liegt bei 4, das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 6 und das Kurs-Cashflow-Verhältnis sogar bei 22.
Dennoch sehe ich noch einen ordentlichen Abstand zum fairen Wert der Aktie. Auch mir als vorsichtigem Investor kribbelt es langsam in den Fingern …
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Carnival.