Lieber 5 % Dividende von Munich Re oder wachsende 1 % Dividende von Infineon kassieren?
Kursgewinne sind eine schöne Sache. Aber auf lange Sicht sind für die meisten Anleger Dividenden interessanter. Die regelmäßigen Ausschüttungen können ab einer bestimmten Größe des Portfolios signifikant das Einkommen aufbessern. Aber die größten Dividendenrenditen sind nicht immer die besten Aktien. Und eine heute noch kleine Dividende kann über die Jahre zu einem echten Goldesel heranwachsen.
Was also spricht aktuell aus Dividendensicht dafür, auf eine Aktie wie Munich Re (WKN: 843002) oder aber Infineon (WKN: 623100) zu setzen? Hier kommen einige Überlegungen dazu.
Am Ende kommt es auf die Summe der Ausschüttungen an
Wer langfristig investiert und es dabei nicht auf Kursgewinne abgesehen hat, der sollte kalkulieren, welche Art von Aktien die größten Rückflüsse versprechen. Dazu muss man natürlich wissen, von welchem Anlagehorizont wir sprechen. Wer noch jung ist, für den könnte das 50 bis 70 Jahre bedeuten. Oder sogar noch mehr, wenn man an die nachkommenden Generationen denkt.
Über einen solch langen Zeitraum kann viel passieren. Aktien, die heute noch wenig ausschütten, aber dafür ein höheres Dividendenwachstum aufweisen, könnten die heutigen Dividendenkönige irgendwann überholen.
Zu diesen gehört zum Beispiel Munich Re, auch bekannt als Münchener Rückversicherung. Bei einem Kurs von aktuell 227 Euro (8. August) bezahlte sie zuletzt stolze 11 Euro je Anteil. Das sind nahezu 5 %. Wie in der Vergangenheit dürfte es allerdings von hier aus auch in Zukunft eher in kleinen Schritten vorangehen. Das naturgemäß stark schwankende Ergebnis pro Aktie erlaubt keine großen Sprünge.
Anders sieht es bei Infineon aus. Der Chiphersteller schreibt aktuell fantastische Gewinne und liegt stabil in der Erfolgsspur. Beim derzeitigen Kurs von 27,55 Euro bedeutet die jüngste Ausschüttung von 0,27 Euro zwar nur eine Rendite von knapp 1 %. Aber es ist absehbar, dass die Gewinne in diesem und den kommenden Jahren weitaus höhere Dividenden erlauben werden.
Ein Rechenbeispiel mit Munich Re und Infineon
Angenommen also, dass Munich Re ihre Dividenden alle 12 bis 13 Jahre verdoppeln kann. Dann hätten wir in 25 Jahren eine Vervierfachung und in 50 Jahren Faktor 16. Aus den aktuell 11 Euro werden dann 176 Euro Ausschüttung je Anteil im Jahr 2072.
Bei Infineon könnte die Sache allerdings noch deutlich schneller vorangehen. Der ebenfalls bei München angesiedelte Chipkonzern verfügt über die Ressourcen, um seine Dividende alle fünf Jahre zu verdoppeln. Dann wären wir schon nach 20 Jahren bei Faktor 16. Um die oben genannte Dividende der Munich Re im Jahr 2072 zu überholen, bedarf es dann noch weitere 10 bis 15 Jahre, weil sie ja nur mit rund einem Fünftel gestartet ist (1 % versus 5 % Rendite).
Das heißt, dass es in diesem Rhythmus nach spätestens 35 Jahren mehr Dividende bei Infineon gibt als bei Munich Re 15 Jahre später. Und die Mathematik sagt, dass ab 2042 höhere Rückflüsse auf den Einsatz bei der Infineon-Aktie anfallen.
Was ist hier plausibler?
Wir sollten uns an dieser Stelle fragen, was hier schiefgehen könnte. Denn solche geradlinigen Aufstiege sind an der Börse höchst selten. Üblicher sind starke Schwankungen.
Als Rückversicherer trägt Munich Re gewaltige Risiken. Wenn mal in aufeinanderfolgenden Jahren besonders große Schadensfälle auftreten, dann könnte das Ergebnis dermaßen schlecht ausfallen, dass die Dividende gekürzt werden muss oder sogar ausfällt. Ähnliches kann freilich auch bei Infineon passieren. Die Halbleiterzyklen sind tückisch.
Die aktuelle Glückssträhne könnte folglich von begrenzter Dauer sein. Schon in wenigen Jahren würden die Steigerungsraten dann wieder moderater ausfallen. Wenn Infineon aber den ambitionierten Rhythmus beim Gewinn und den Ausschüttungen nicht durchhält, dann dauert es auch länger, bis das Niveau von Munich Re erreicht wird.
Auf drei Dinge kommt es an
Es ist keineswegs eine ausgemachte Sache, dass eine Aktie wie die von Infineon jemals an das hohe Ausschüttungsniveau einer Munich Re herankommt. Von daher sollte man vor einem Investment genau überlegen, wie gut die langfristigen Aussichten tatsächlich sind. Die Münchener Rück hat über viele Jahre bewiesen, dass sie auch über Krisen hinweg im Durchschnitt mehrerer Jahre gute Erträge erwirtschaften kann.
Infineon hingegen musste immer mal wieder schwierige Phasen überwinden und ging mit milliardenschweren Übernahmen auch öfters größere Risiken ein. In den letzten Jahren ist es stets gut ausgegangen. Aber das war nicht immer so. Aus dieser Perspektive heraus würde ich derzeit die Aktie von Munich Re bevorzugen.
Andererseits denke ich, dass man während der Sparphase keine Dividenden benötigt. Erst in der Entsparphase im Rentnerdasein werden die regelmäßigen Zahlungen im Depot wichtig. Je jünger man ist, desto eher sollte man auf Unternehmen mit langfristig überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen setzen.
Eine Infineon, die von starken Trends profitiert und auf dem besten Weg in Richtung einstelligem Kurs-Gewinn-Verhältnis ist, wirkt aus diesem Blickwinkel heraus dann doch wieder attraktiv.
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Ralf Anders besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.