Lohnt es sich eigentlich in Dividendenaristokraten zu investieren?

Aus wachsenden Stapeln von Münzen keimen zarte Pflanzen
Foto: Nattanan Kanchanaprat via Pixabay

Die Investment-Plattform Public fragte Privatanleger im Jahr 2023, welche Anlagestrategie sie verfolgen. Die häufigste Antwort lautete: die Dividendenstrategie. Der Goldstandard dieser Strategie scheinen die sogenannten Dividendenaristokraten zu sein. Entsprechend gerne investieren Anleger wie du und ich in Aktien dieser Gruppe von Unternehmen. Doch ist das wirklich clever?

Was sind Dividendenaristokraten?

Bevor wir diese Frage beantworten, starten wir mit einer kurzen Einführung in das Konzept der Dividendenaristokraten. Dies sind schlicht börsennotierte Unternehmen, die seit mindestens 25 Jahren in jedem einzelnen Jahr ihre Dividende erhöht haben. Im amerikanischen S&P 500 gibt es besonders viele dieser Unternehmen – nämlich ganze 64 Stück (Stand aller Angaben: 14.01.2024). Hierzu zählen bekannte Größen wie Coca-Cola und McDonald’s, aber auch kleinere Perlen wie der Gewürzhersteller McCormick & Co. oder der Vermögensverwalter T. Rowe Price.

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Diese Unternehmen eint, dass sie offensichtlich über besonders verlässliche Geschäftsmodelle verfügen, die es ihnen ermöglicht haben über unterschiedlichste Wirtschaftsphasen hinweg ihre Dividende stetig zu erhöhen. Entsprechend gut scheinen die Aussichten für weiterhin kontinuierlich steigende Ausschüttungen an uns Aktionäre.

Analyse historischer Gesamtrenditen

Das klingt gut! Doch reicht diese Tatsache für ein attraktives Investment aus? Zumindest für die Vergangenheit können wir diese Frage leicht beantworten. Hierzu nehmen wir den S&P 500 Dividend Aristocrats Index, der stets alle aktuellen Dividendenaristokraten enthält, und vergleichen dessen Gesamtrendite (also die Summe aus Kurssteigerungen und Dividendenzahlungen) mit der des marktbreiten S&P 500.

1 Jahr3 Jahre5 Jahre10 Jahre
S&P 500 Dividend Aristocrats Index4,53 %25,56 %73,57 %174,61 %
S&P 50022,08 %31,96 %100,64 %212,56 %

Quelle: S&P Global

Wir erkennen, dass die Gruppe der US-Dividendenaristokraten auf lange Sicht schlechter als der S&P 500 abgeschnitten hat. Obwohl die Dividendenaristokraten im Durchschnitt höhere Dividenden zahlen (aktuell liegt die durchschnittliche Dividendenrendite der Aristokraten bei 2,56 %, während sie im S&P 500 bei rund 1,5 % liegt) und ihre Dividende per Definition verlässlicher steigern.

Damit muss die Aktienkursentwicklung bei den Dividendenaristokraten langfristig schwächer gewesen sein. Kurzfristig ist dies jedoch nicht immer der Fall. Insbesondere in Zeiten, in denen der Gesamtmarkt deutlich gefallen ist, hielten sich die Kurse der Dividendenaristokraten vergleichsweise gut. So verlor der Index der Dividendenaristokraten im Jahr 2022 „nur“ 6 % während der S&P 500 um 18 % abstürzte.

Vor- und Nachteile der Dividendenaristokraten

Damit sind wir auch schon bei dem ersten Vorteil eines Investments in Dividendenaristokraten. Diese schwanken als Gruppe tendenziell weniger stark als der gesamte Aktienmarkt. In Krisenjahren können sie somit dazu beitragen, Verluste im Depot abzufedern. Die kontinuierlichen Dividendenzahlungen versorgen uns Anleger zudem auch in turbulenten Zeiten mit frischem Geld auf dem Konto, welches dann gewinnbringend investiert werden kann. Und natürlich ist der psychologische Vorteil kontinuierlich eingehender Dividendenzahlungen nicht zu unterschätzen. Diese können uns zum Beispiel dabei helfen, Aktien auch durch Krisen hindurch zu halten und somit von dem langfristigen Zinseszinseffekt am Aktienmarkt zu profitieren.

Der größte Nachteil ist in meinen Augen, dass dieser Zinseszinseffekt in der Vergangenheit jedoch geringer als mit einem schlichten ETF auf den S&P 500 war. Ein Grund für diese geringere Gesamtrendite dürfte das im Durchschnitt geringere Unternehmenswachstum der Dividendenaristokraten sein. Die Gruppe der Dividendenaristokraten ist am häufigsten in den wenig dynamischen Sektoren Basiskonsum, Industrie und Grundstoffe beheimatet und tendiert dazu, ihre Gewinne weniger in zukünftiges Wachstum zu investieren, sondern in Form von Dividenden auszuschütten.

Diese Ausschüttungen sind jedoch nicht in Stein gemeißelt – ganz im Gegenteil. Egal wie lange ein Unternehmen bisher seine Dividenden kontinuierlich erhöht hat, das Management kann die Ausschüttung jederzeit mit einer simplen Entscheidung kürzen oder sogar ganz streichen. Dies kommt häufiger vor als man denkt. Erst Anfang 2024 verkündete die Apotheken-Kette Walgreens Boots Alliance das die Dividende nun um 48 % gekürzt werde, nachdem diese zuvor über einen Zeitraum von 47 Jahren stetig erhöht wurde. Wer hier als Anleger „nur“ wegen der Dividende investiert hatte steht nun vor einem Problem.

Mein Fazit

In die Gruppe aller Dividendenaristokraten zu investieren – zum Beispiel über einen ETF auf den erwähnten S&P 500 Dividend Aristocrats Index – lohnte sich in den letzten zehn Jahren nicht. Ich sehe keinen Anlass, warum dies in den nächsten zehn Jahren anders sein sollte. Denn viele Unternehmen – insbesondere jene mit besonders hohen Dividendenrenditen wie das Industriekonglomerat 3M (5,5 % Dividendenrendite) oder der Hersteller von Möbeln und Autoteilen Leggett & Platt (7,2 % Dividendenrendite) scheinen mir notorisch wachstumsschwach und zu hoch verschuldet. Entsprechend wenig traue ich diesen Aktien für die Zukunft zu.

Einzelne Dividendenaristokraten scheinen mir hingegen attraktiv. Insbesondere jene, die schon bisher mit starkem operativem Wachstum glänzen und in ihrem Bereich über weiterhin rosige Aussichten verfügen. Unternehmen wie der Hersteller von Berufsbekleidung Cintas Corporation (0,9 % Dividendenrendite) oder der Finanzgigant S&P Global (0,8 % Dividendenrendite) verfügen zwar über geringe Dividendenrenditen und scheinen auf den ersten Blick hoch bewertet. Dafür wachsen diese Unternehmen stark und steigern auch ihre Dividenden mit hohen Raten. Ein Investment in diese Art von Dividendenaristokraten könnte sich auch weiterhin lohnen.

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Hendrik Vanheiden besitzt Aktien von McDonald's.



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