Kfz-Entwickler Bertrandt, EDAG und AKKA – welche Aktie ist jetzt am attraktivsten?
Engineering-Dienstleister für die Automobilbranche stehen nur selten im Scheinwerferlicht. Dabei arbeiten bei den stürmisch wachsenden Branchenführern mittlerweile mehr hochqualifizierte Ingenieure als bei so manchem Großkonzern. Genug Gründe, einmal einen genaueren Blick auf sie zu werfen.
Bertrandt (WKN:523280), Börsenneuling EDAG (WKN:A143NB) und die deutsch-französische AKKA (WKN:A0D94W) sind alle sehr stark für die Zukunft aufgestellt. Nach kurzen Portraits der drei Kontrahenten begründe ich, warum unter den Gesichtspunkten Chancen, Risiken und Börsenwert die AKKA für mich die erste Wahl wäre.
Bertrandt
Bei Bertrandt ist das Geschäftsjahr im September zu Ende gegangen. Die am 10. Dezember vorgelegten Zahlen und der Ausblick stimmen positiv. In den letzten fünf Jahren konnte der Konzernumsatz um rund 80 % gesteigert werden, bei jeweils rund 10 % operativer Gewinnmarge und moderat ansteigenden Dividendenzahlungen.
Einen Großteil seines Geschäfts erwirtschaftet Bertrandt mit dem digitalen Engineering für die Automobilbranche. Entwicklungsleistungen werden aber auch für die Luftfahrtindustrie und andere Sektoren angeboten. Bezüglich des immer stärker aufkommenden Themas “Industrie 4.0” werden die Fühler ebenfalls ausgestreckt. Dort kann Bertrandt seine Expertise in der Verknüpfung von Elektronik, Mechanik und IT einbringen.
Das Management ist überzeugt, dass technische Trends, die weiter steigende Modellvielfalt und eine hohe Bereitschaft der Hersteller zur Auslagerung dem Unternehmen auch in Zukunft in die Hände spielen. Entsprechend wurden stark erhöhte Investitionen in technische Anlagen, Konstruktions- und Versuchsflächen getätigt, darunter ein Erprobungszentrum für E-Mobilität – es scheint alles auf einem guten Weg zu sein!
EDAG Engineering
EDAG ist gerade erst frisch an der Börse notiert. Der Dienstleister ist nach dem Zukauf von Rücker im Jahr 2012 in die Spitzengruppe aufgestiegen. Er ist weiterhin stark abhängig von den deutschen Automobilherstellern, was sich bisher aber sehr positiv ausgewirkt hat. Daneben stehen auch asiatische und europäische Pkw- und Nfz-Hersteller sowie große Zulieferer auf der Kundenliste.
EDAG bietet eine breite Palette an Entwicklungsleistungen. Über besondere Expertise verfügt das Unternehmen bezüglich komplexer Systeme rund um die immer wichtiger werdende Elektrik und Elektronik. Sichtbar gemacht wird diese durch die Schaffung von Kompetenzzentren. Hauptumsatzbringer ist jedoch derzeit die Gesamtfahrzeugentwicklung.
Obwohl EDAG keine richtige Forschung betreibt, wurden im Vorfeld des Börsengangs einige innovative Initiativen vorgestellt, mit denen man sich als wegweisender Partner positionieren möchte. Ein aufsehenerregender Coup ist mit dem preisgekrönten Light Cocoon Konzept aus dem 3D-Drucker gelungen. Spannend ist auch die junge Softwareentwicklungs-Sparte Trive.me, die das Thema Car-IT gemeinsam mit den Kunden auf eine neue Ebene heben möchte.
Insgesamt ist EDAG so optimal positioniert, um vor allem mit den deutschen Premium-Herstellern weiter zu wachsen.
AKKA Technologies
AKKA dürfte nur Insidern ein Begriff sein. Die französische Gruppe ist allerdings seit dem Börsengang im Jahr 2005 von 120 Mio. EUR auf über eine Milliarde Jahresumsatz gewachsen. Zu ihren Tochtergesellschaften gehört seit 2012 MBtech, an der Daimler (WKN:710000) immer noch mit 35 % beteiligt ist. Das Engagement im Luftfahrtsektor wurde 2011 mit der Übernahme der französischen Aeroconseil gestärkt, welche zuvor mit Bertrandt kooperiert hat.
AKKA integriert regelmäßig weitere Konkurrenten, die zur Diversifizierung der Gruppe beitragen. Am wichtigsten ist aber immer noch der Automobilsektor wo 42 % erwirtschaftet werden. Der internationale Anteil außerhalb Deutschlands und Frankreichs macht 18 % aus und soll zukünftig erheblich ausgebaut werden.
Eine Besonderheit von AKKA ist das 2010 gegründete eigene Forschungsinstitut, durch welches die Gruppe ein Patentportfolio aufbaut und proaktiv Innovationsprojekte vorantreibt. Beispielsweise wurden mit dem Technologieträger “Link & Go 2.0” Ideen für das Fahrzeug der Zukunft umgesetzt.
Kurz gesagt ist AKKA eine breit aufgestellte Gruppe mit starker deutsch-französischer Identität und ausgezeichnetem Zukunftspotenzial.
Welcher der drei Dienstleister ist heute der beste Kauf?
Die aktuelle Mitarbeiterzahl, der Umsatz der letzten 4 Quartale (bei AKKA einschließlich aller Übernahmen), die zuletzt gemeldete operative Marge und der Börsenwert vom 10. Dezember sind in folgender Übersicht zusammengestellt.
Mitarbeiter | Umsatz in Mrd. EUR | Operative Marge | Börsenwert in Mio. EUR | |
---|---|---|---|---|
Bertrandt | 12.000 | 0,9 | 9,7 % | 1.105 |
EDAG | 8.000 | 0,7 | 10,3 % | 550 |
AKKA | 11.000 | 1,0 | 4,8 % | 535 |
Datenquelle: Unternehmensangaben (Präsentationen, Geschäftsberichte, IPO Prospektus, Unternehmenswebsites), Finanztreff und Zonebourse.com
Die drei Kandidaten spielen vom Umsatz und der Mitarbeiterzahl her in der gleichen Liga. An der Börse wird Bertrandt hingegen etwa doppelt so hoch bewertet wie die Konkurrenten.
Bei AKKA gefällt mir gut, wie die Unternehmensziele kommuniziert werden, mit einem klaren Plan, um die Diversifizierung und Profitabilität zu steigern. Bertrandt auf der anderen Seite zeigt in seinen Materialien, dass man sich dort umfassend Gedanken zu den Marktpotenzialen macht und wie man sie nutzen kann.
Wer sich an EDAG beteiligen möchte, muss unbedingt eine positive Meinung zur zukünftigen Entwicklung der deutschen Autobauer mitbringen. Vermutlich würde EDAG im besten Fall am stärksten von einer Fortsetzung des langjährigen Outsourcing-Trends profitieren. Dabei musst du aber bedenken, dass diese Dynamik auch in die andere Richtung gilt.
Das beste Chancen-Risiko-Profil hat aus meiner Sicht die sowohl geographisch als auch branchentechnisch am stärksten diversifizierte AKKA. Die Franzosen beeindrucken durch ihre kraftvollen Expansionspläne und die Aktie ist an der Pariser Börse vergleichsweise günstig zu erwerben.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Ralf Anders hält keine Aktien der genannten Unternehmen. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.