2 Mittelstandsaktien, die investieren wie Warren Buffett mit Berkshire Hathaway
Der Mittelstand gilt als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, ich hatte hier schon darüber geschrieben. Jetzt möchte ich dir zwei Unternehmen vorstellen, die in den Mittelstand investieren und mich in vielerlei Hinsicht an Warren Buffett und seine Firma Berkshire Hathaway erinnern.
Diese beiden Unternehmen sind die Indus Holding AG (WKN:620010) und die GESCO AG (WKN:A1K020). Indus ist Mitglied im SDAX (dem Index von 50 „kleinen“ Gesellschaften, den so genannten Small Caps) und ist etwa drei Mal so groß wie GESCO. Doch trotz dieser unterschiedlichen Größen haben die beiden jede Menge Gemeinsamkeiten.
Eine davon ist der nicht versiegende Strom an Kaufgelegenheiten.
Der Mittelstand hat Nachfolgeprobleme
Viele Mittelständler haben Probleme, einen Nachfolger zu finden. Geschätzte 22.000 Übergänge stehen pro Jahr an und am liebsten möchten die Gründer, dass Firma und Chefsessel in der Familie bleiben und an Sohn oder Tochter übergehen. Oftmals stellt sich dieser Weg jedoch als schlecht vorbereitet, überhastet oder schlichtweg falsch heraus. Oder es gibt gar keine Kinder.
Hier setzen Indus und GESCO an. Sie stellen sich selbst als neues „Zuhause“ für die Unternehmen dar. Wichtig sind beiden dabei die Langfristigkeit des Investierens und der Erhalt der Identität der übernommenen Gesellschaften (z.B. Marken, Namen oder Unternehmenskultur). Ein späterer Verkauf der Beteiligungen ist dabei nicht vorgesehen – das gibt dem Eigentümer Sicherheit im Hinblick auf das „Schicksal“ seines Lebenswerkes und klingt wie eine Kopie von Buffetts Vorgehen bei Unternehmenskäufen: sich durch Vertrauen einen Vorteil gegenüber anderen, möglicherweise zahlungskräftigeren Interessenten zu verschaffen.
Investitionen in klassische Branchen
Indus und GESCO investieren in die klassischen deutschen Branchen wie Fahrzeugbau, Maschinen- und Anlagenbau, Metallverarbeitung und Kunststoffe. Bei Indus kommen noch Verkehrs- sowie Medizintechnik hinzu.
Auch hier könnte Berkshire als Vorbild dienen: Das sind „langweilige“ Branchen, die aber dennoch Zukunftspotential haben. Moderne Sektoren wie das Internet, die Buffett wegen ihrer Schnelllebigkeit meidet, suchen wir hier jedenfalls vergeblich.
Auf der Homepage von Indus finden wir weitere Kriterien, die ein Übernahmekandidat erfüllen sollte, und die ebenfalls von Buffett stammen könnten:
- Geringe Verschuldung
- Breite Abnehmerstruktur (damit der Ausfall eines Kunden keine gravierenden Auswirkungen hat)
- Stabiles Geschäftsmodell
- Gute Position in einer Nische (und damit weniger Wettbewerber)
- Orientierung mehr am Cash-Flow als am Gewinn (da der Cash-Flow – anders als der Gewinn – zeigt, was tatsächlich in der Kasse verbleibt)
Direkter Vergleich zwischen GESCO und Indus
Nach so vielen Gemeinsamkeiten bietet es sich an, einen Vergleich der Zahlenwerke vorzunehmen. Dazu habe ich mir die 9-Monats-Berichte angesehen und anhand der Zahlen und Ausblicke versucht, die Werte für das gesamte Geschäftsjahr hochzurechnen.
GESCO AG | Indus Holding AG | |
Anzahl Beteiligungen | 17 | 43 |
Umsatz in Mio. EUR (geschätzt) | 500 | 1.300 |
EBIT in Mio. EUR (geschätzt) | 31 | 130 |
EBIT-Marge in % | 6,2 | 10 |
Gewinn in Mio. EUR (geschätzt) | 16 | 63 |
Gewinn pro Aktie in EUR (geschätzt) | 4,84 | 2,57 |
Kurs pro Aktie in EUR (29.02.2016) | 71,50 | 40,045 |
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) | 14,7 | 15,6 |
Quellen: Geschäfts- und Zwischenberichte, eigene Recherchen
Wir sehen, dass Indus beim EBIT, also beim operativen Ergebnis aus dem Geschäft, bessere Ergebnisse erzielt als GESCO. Das macht sich in der Bewertung anhand des Kurs-Gewinn-Verhältnisses bemerkbar. Die Indus-Aktie ist daher relativ gesehen etwas teurer als die von GESCO.
Beide Holdings leiden derzeit unter Schwierigkeiten bei Tochterunternehmen, über die sie in ihren Berichten offen reden. Zwei GESCO-Töchter hatten zu viele Aufträge angenommen, die mit den vorhandenen Kapazitäten nicht zu erledigen waren. Hier musste teuer nachjustiert werden, was die Gewinnmargen drückt.
Indus schloss sogar eine Tochter wegen anhaltender Verluste. Bei einer anderen Beteiligung lief die Produktion nicht wie erwartet und gewünscht an.
Allerdings sind alle diese Vorgänge wohl nur vorübergehend, so dass die EBIT-Margen in Zukunft wieder höher liegen könnten.
Der entscheidende Unterschied
In einer Sache aber unterscheiden sich GESCO und Indus wesentlich. Es gehört zur Geschäftsphilosophie von GESCO, dass die Geschäftsführer der Beteiligungsunternehmen selbst einen Anteil in Höhe von etwa 10 bis 20 % ihres Unternehmens erwerben und GESCO den Rest hält. Diese Beteiligung zahlen die Geschäftsführer aus eigener Tasche.
Die Idee dahinter ist die, dass der Chef somit auch ein eigenes finanzielles Interesse am Unternehmenserfolg hat, was riskante oder unüberlegte Entscheidungen unwahrscheinlicher macht und wiederum mein Risiko als Aktionär der Holdinggesellschaft verringert.
GESCO oder Indus – das ist hier die Frage
Von den Zahlen her macht Indus den besseren Eindruck. Die Margen sind besser, dafür ist das KGV nicht sehr viel höher als bei GESCO. Hinzu kommt die breitere Aufstellung von Indus.
Dagegen finde ich die Beteiligungen der Chefs an ihren Unternehmen bei GESCO interessant und einen echten Vorteil für die Aktionäre. Müsste ich mich entscheiden, würde ich deswegen GESCO wählen.
Lieber wäre mir aber eine andere Alternative: Gibt es eine aussichtsreiche Branche mit zwei ähnlich guten Unternehmen, kaufe ich im Zweifelsfall einfach beide.
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Peter Roegner besitzt Aktien von Berkshire Hathaway. The Motley Fool empfiehlt und besitzt Aktien von Berkshire Hathaway.