Warum ich erwäge in E.ON zu investieren – und nicht in RWE
Die deutschen Versorger hatten es in den letzten Jahren wahrlich nicht leicht. Der folgenschwere politische Wirbel um die Atomenergie ließ die Aktien der beiden Unternehmen massiv einbrechen.
Nun, da sich die Wogen allmählich glätten – und für die Unternehmen absehbar wird, wie teuer sie der energiepolitische Paradigmenwechsel letztlich zu stehen kommt – beginnen auch E.ON (WKN: ENAG99) und RWE (WKN: 703712) ihre Ausrichtung für die Zukunft zu überdenken und zu planen.
Inwiefern sich diese Planungen gleichen und unterscheiden, und vor allem wieso E.ON meiner Meinung nach die besseren Weichen für die Zukunft stellt, erfährst du, wenn du weiterliest.
Die geplanten Veränderungen
Oberflächlich betrachtet planen beide Unternehmen, ihre Geschäftsbereiche aufzuspalten. E.ON plant hierbei, seine Geschäftsfelder Gas-, Kohle- und Wasserkraft sowie den Energiehandel in das Unternehmen Uniper auszugliedern. Derzeit ist Uniper noch ein Tochterunternehmen von E.ON. E.ON selbst behält die erneuerbaren Energien sowie zwangsweise die Atomenergiesparte. Langfristig soll Uniper gänzlich veräußert und ein vollkommen selbstständiges Unternehmen werden – ohne Beziehungen zur ehemaligen Muttergesellschaft.
RWE hingegen plant, seine Geschäftsgelder Ökostrom, Stromnetze und Vertrieb in das zukünftige Tochterunternehmen Innogy auszugliedern. Hierbei fokussiert sich RWE in der Folge auf das, was E.ON so dringend loswerden will: Kohle, Gas und Vertrieb. Zusätzlich verbleibt selbstverständlich auch hier die geächtete Atomkraftsparte in dem Unternehmen. Innogy soll auch perspektivisch weiterhin hauptsächlich in den Händen RWEs bleiben.
Doch wo liegt nun der Vorteil von E.ON?
Einfach ausgedrückt: E.ON bedient einen Markt, der meiner Meinung nach langfristig zukunftsfähig ist und RWE nicht. Die erneuerbaren Energien erfreuen sich sowohl gesellschaftlich als auch politisch einer immer größer werdenden Gruppe von Befürwortern, während die klassischen Energien mit politischen und emissionsbehafteten Ärgernissen verbunden sind.
Durch die gänzliche Abspaltung von diesen Geschäftsfeldern konzentriert sich E.ON auch auf einen Bereich, der weniger risikoanfällig ist. Sollte irgendwann einmal die gesellschaftlich-politische Stimmung beispielsweise gegen die Kohlekraft kippen, verliert zwar neben RWE auch Uniper, allerdings ist bis dahin die Trennung vermutlich in Gänze vollzogen. Dies stellt sicher, dass E.ON und mit E.ON die Aktionäre, durch so ein Szenario nicht noch einmal so stark belastet werden, wie es bei der Atomenergie der Fall war – vorausgesetzt, die Stimmung kippt nicht irgendwann gegen erneuerbare Energien. Allerdings ist dies für mich unwahrscheinlich, da sie aufgrund der Emissionsfreiheit als „sauber“ gelten.
Und falls du jetzt denkst, dass RWE mitsamt Innogy durch die breitere Aufstellung derartige Verluste kompensieren kann, lass uns kurz noch einmal überlegen, wie so eine Kompensation beim Atomausstieg funktioniert hat: nämlich gar nicht. Sowohl RWE als auch E.ON haben es beide nicht geschafft, über andere Geschäftsfelder Kompensation zu erlangen, wodurch massive Verluste geschrieben und Jahre zum Vergessen hervorgebracht worden sind.
Apropos Atomenergie …
Ja, hier gebe ich dir Recht – das Thema ist noch nicht gänzlich abgehakt. Allerdings setzt E.ON nicht mehr auf diesen Zweig und will sich möglichst schnell hier seiner Verpflichtungen entledigen. Und mit dem bereits eingefädelten Deal mit der Bundesregierung ist ein riesengroßer Meilenstein erreicht worden, der diesen Schritt kalkulierbar ermöglicht.
Doch stop!
Bevor du jetzt schnell losspringst und dir unverzüglich Aktien von E.ON ins Depot legst, lies dir noch meinen letzten Abschnitt durch.
Zwar ist E.ON durch die beschriebene Aufspaltung vor zukünftigen hohen und außerordentlichen Kosten, die durch die klassische Energiegewinnung bedingt werden, gefeit.
Allerdings muss E.ON in der nächsten Zeit erst einmal beweisen, dass sie in der Lage sind, in ihrem neuen Hauptgeschäftsfeld, der Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien, erfolgreich und profitabel zu sein. Und erst wenn sie das liefern, dann kann aus den Erwägungen ernst werden.
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Vincent besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.