Warum man als Investor keine Angst vor einer Katastrophe am Bondmarkt haben sollte
Die Experten haben gewarnt, dass die Börsen einbrechen könnten und dass die Bondpreise steigen würden, wenn Donald Trump die Präsidentschaftswahl gewinnen sollte.
Und wieder lagen die Experten falsch. Stattdessen stiegen die Börsen und die Bondpreise brachen ein. Dabei kam es zu einem erbarmungslosen Ausverkauf von 1,29 Billionen US-Dollar.
Dieselben Experten warnen jetzt, dass die Blase am Markt für 30-jährige Unternehmensanleihen endlich platzen wird. Sollte man sich also jetzt in Sicherheit bringen?
Bonds
Die meisten Privatinvestoren schenken dem Bondmarkt nur wenig Aufmerksamkeit, und doch ist er deutlich größer als der Aktienmarkt. Er hat sich nämlich in den letzten fünfzehn Jahren mehr als verdreifacht und inzwischen ein Volumen von 100 Billionen US-Dollar erreicht. Im Gegensatz dazu sind die weltweiten Börsen nur 64 Billionen US-Dollar wert (laut S&P Dow Jones Indices).
Wenn dieser Markt also in Rauch aufgeht, dann werden das riesige Schlagzeilen.
Die Rendite steigt
Der andere Grund, warum die Investoren Bonds ignorieren, besteht darin, dass sie vielleicht schwer zu verstehen sind. Das wichtigste dabei ist, dass wenn Bondpreise steigen, die Zinsen, die sie zahlen, auch bekannt als Rendite, fallen.
Das klingt erst mal nicht logisch, ergibt aber sehr viel Sinn. Nehmen wir an, du hast eine Unternehmensanleihe mit einem Wert von 100 US-Dollar, die dir 1,50 US-Dollar pro Jahr zahlt. Wenn die Bondpreise auf 90 US-Dollar fallen, dann ergibt diese Rendite von 1,50 US-Dollar eine großzügigere Rendite von 1,67 %. Und die Bondpreise sind stark gefallen, als die Investoren ihre Bonds gar nicht schnell genug verkaufen konnten und damit die Renditen erhöht haben.
Das Problem Trump
Der Grund für den Ausverkauf ist, dass der neu gewählte Präsident Trump Steuersenkungen, Stimuluspakete für die Infrastruktur und hohe Militärausgaben versprochen hat, die 5 % des amerikanischen BIP ausmachen sollen, und das wird möglicherweise die Inflation erhöhen, was wiederum die Zinsen auf der ganzen Welt nach oben treiben könnte.
Bonds zahlen einen festen Zinssatz und das macht sie weniger attraktiv, wenn die Zinsen steigen. Daher hatten es die Investoren so eilig, sich ihrer zu entledigen.
Es wird ernst
Die große Sorge ist, dass steigende Zinsen die verschuldete Weltwirtschaft noch weiter belasten könnten, besonders die Schwellenländer, die sich jede Menge in Dollar geliehen haben. Wenn der Dollar an Wert gewinnt, weil die Investoren erwarten, dass die amerikanische Federal Reserve die Zinsen im Dezember erhöhen wird, dann steigt auch der Wert dieser Schulden.
Trumps Reflationsplan ist aber eine gute Nachricht für die Weltwirtschaft, doch die Vorteile davon könnten von einem zu hohen Dollarkurs und einer Kreditklemme wieder ausradiert werden.
Kampf der Bullen
Die Experten haben das Ende dieses Bullenmarktes bei den Unternehmensanleihen schon vorher heraufbeschworen und lagen jedes Mal falsch damit. Da viele Staatsanleihen bereits jetzt mit negativen Renditen gehandelt werden, wäre eine bestimmte Korrektur dieses Zustandes eine gute Sache.
In Großbritannien haben die Staatsanleihen in den letzten Jahren zwischen 0,5 und 3 % abgeworfen. Nach dem Schock von letzter Woche werfen sie jetzt 1,43 % ab. Das ist noch kein Zusammenbruch des Bondmarktes, denn die Anleihen sind immer noch teuer. Wir leben dank der übergroßen Produktionskapazität in China und der alternden Bevölkerung im Westen in einer deflationären Welt. Die Fed könnte im Dezember an der Zinsschraube drehen und das nächstes Jahr noch einmal wiederholen, aber niemand erwartet einen starken Anstieg. Die Angst, dass eine Implosion des Bondmarktes die Weltwirtschaft gefährden könnte, ist absolut überzogen.
Aktien schlagen Unternehmensanleihen
Aktien entwickeln sich in Zeiten steigender Inflation üblicherweise gut, da die unschlagbare Kombination von Kapitalwachstum aus steigenden Aktienkursen und Einkommen aus Dividenden den Wert deines Geldes real beschützen.
Die Schwäche auf dem Bondmarkt wird dieses Gleichgewicht nur weiter zugunsten von Aktien verschieben.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Dieser Artikel wurde von Harvey Jones auf Englisch verfasst und wurde am 16.11.2016 auf Fool.ca veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.