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Elektromobilität kann warten: VW wird noch 100 Mio. Verbrenner verkaufen

Foto: Audi

Die Elektromobilität nimmt allmählich Fahrt auf. Viele Anleger fragen sich deshalb, ob sich hier nicht für Zulieferer und Hersteller ein verheerender Tsunami entwickelt. Beispiele aus der Vergangenheit und ein Blick in die Zukunft zeigen aber, dass nicht nur der Branchenprimus Volkswagen (WKN:766403), sondern auch die gesamte Industrie noch über viele Jahre gute Geschäfte mit dem Verbrennungsmotor machen werden.

Was man von Flachbildschirmen, Wind und Solar lernen kann

Etwa 20 Jahre nachdem LCD-basierte Flachbild-Fernseher populär wurden, sind weltweit immer noch etwa eine Milliarde klassische Kathodenröhren-Geräte im fast täglichen Einsatz. In China werden auch heute noch fleißig neue Geräte im Klotz-Format hergestellt und zu einem Großhandelspreis ab 20 Euro angeboten.

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Ein anderes Beispiel, das zeigt, wie langwierig technische Umschwünge oft sind, ist der Energiemarkt. Fans der erneuerbaren Energien freuen sich darüber, dass diese seit etwa 2013 schneller ausgebaut werden als die konventionellen. Weil aber die globale Energie-Nachfrage ungebremst weiter ansteigt, geht die fossile Energie-Erzeugung noch lange nicht zurück. Die Internationale Energieagentur (IEA) führt Wind, Solar und Geothermie in ihren Statistiken noch immer zusammengefasst unter „Sonstiges“. Sie tragen erst 2 % bei.

Selbst wenn Deutschland über die kommenden Jahrzehnte den Umstieg auf 100 % Erneuerbare schaffen sollte, dürfte es noch 50 oder 100 weitere Jahre dauern, bis alle anderen nachgezogen haben. Der Turbinen-Service für Kohle und Gas wird also noch sehr lange ein größeres Geschäft bleiben als etwa für Wind. Solche Beispiele lassen sich auch teilweise auf die Elektromobilität übertragen.

Der langsame Siegeszug der Elektromobilität

Nach langer Verzögerung haben mittlerweile praktisch alle großen Hersteller attraktive Modelle in der Pipeline, die künftig vielfältige Käuferschichten ansprechen werden. Wie bei der Energie-Erzeugung und den Fernsehern, hat die konventionelle Technologie aber zunächst noch Vorteile. Sie ist ausgereifter und preiswerter.

Was in Tokio, Paris, Shanghai und San Francisco vielleicht schon heute Sinn ergibt, dürfte in weiten Teilen der Welt nur für eine absolute Minderheit interessant sein. Dort sind Distanzen oft größer als etwa im dicht besiedelten Europa und es gibt meist nicht die notwendige Infrastruktur.

Vielerorts hat die Elektromobilität daher meines Erachtens zunächst kaum Erfolgsaussichten. Aber gerade in solchen aufstrebenden Regionen lebt der überwiegende Teil der Menschheit. Vor allem dort lassen sich deshalb noch sehr viele Verbrenner verkaufen.

Trotz aller Versprechungen: Die Autobranche setzt weiter auf Erdöl

Volkswagen hat 2016 den Spitzenplatz geholt. 10,31 Millionen Fahrzeuge wurden abgesetzt – und davon nur ein Bruchteil mit Elektroantrieb. Es wird erwartet, dass die Autonachfrage ähnlich wie die Weltbevölkerung weiterhin steigt. Bei 3 % pro Jahr könnte die Gesamtzahl für den Konzern bis 2025 auf 13 Millionen steigen. Nun hat das Management das scheinbar ambitionierte Ziel ausgegeben, dass man in eben diesem Jahr 2025 mindestens 1 Million Elektrofahrzeuge der Marke VW verkaufen will. Konzernweit sollen es bis dahin alleine in China 1,5 Millionen sein.

Das hört sich zwar gewaltig an, aber insgesamt kann man davon ausgehen, dass die Wolfsburger auch im Jahr 2025 noch rund 10 Millionen Verbrenner an den Mann und die Frau bringen werden. Alleine dieser Konzern wird also über die kommenden 10 Jahre noch etwa 100 Millionen rauchende Autos produzieren. Nimmt man die Konkurrenz hinzu, kommt man schnell in den Bereich von einer Milliarde, denn der globale Marktanteil der Volkswagen-Gruppe liegt bei etwa 10 %.

Daimler (WKN:710000)-Chef Zetsche will zwar die Beschäftigung in der klassischen Motorfertigung schrittweise reduzieren, sagte aber kürzlich auch, dass er für 2025 noch mit einem stolzen Verbrenner-Anteil von 75 % der Neuwagen rechnet.

Was das für Anleger bedeutet

Wenn man sich auf Leitmärkte in Europa, Nordamerika und Ostasien fokussiert, dann könnte man fast glauben, dass Elektroautos schon in wenigen Jahren dominieren werden. Das hätte verheerende Auswirkungen auf Hersteller sowie Zulieferer, die sich auf Bauteile wie Katalysatoren, Motorsteuerungen und Kolben spezialisiert haben.

Weitet man jedoch den Blick, dann lässt sich schnell erkennen, dass noch über Jahrzehnte gute Geschäfte mit Otto- und Diesel-Motoren gemacht werden. Der entsprechende Neuwagenmarkt wird dank der steigenden Gesamtnachfrage voraussichtlich erst nach 2025 langsam schrumpfen, und in der Folge sind immer noch ein Autoleben lang etwa 2 Milliarden Gebrauchtwagen mit Ersatzteilen zu versorgen.

Deshalb muss man sich weder Sorgen machen, dass die Fabriken der Hersteller plötzlich entwertet würden, noch, dass die Zulieferer auf absehbare Zeit ernsthafte Probleme bekämen. Wenn sie international gut aufgestellt sind und kostenseitig wettbewerbsfähig bleiben, dann haben diese selbst dann Erfolgschancen, wenn sie den Sprung in die Elektromobilität völlig verpassen.

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Ralf Anders hält keine Wertpapiere genannter Unternehmen. The Motley Fool empfiehlt Daimler.



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