Gilead Sciences schockiert seine Investoren – und das war schlecht
Gilead Sciences (WKN:885823) Aktien sind seit 2015 im freien Fall und der Ausblick, der mit dem vierten Quartalsbericht veröffentlicht wurde, deutet an, dass Umsatz und Gewinn nicht so bald zu einer Erholung des Aktienpreises beitragen.
Zu tiefst enttäuschend
Gilead Sciences ist der weltweit führende Anbieter von HIV-Behandlungen. Aber die Investoren wurden auf das Unternehmen aufmerksam, als es die Behandlung von Hepatitis C anging. Dies ist eine weitverbreitete Lebererkrankung, die weltweit Hunderte Millionen Menschen betrifft.
Vor der Markteinführung seiner neuen Hepatitis C-Therapien, die funktionale Heilungsraten von über 90 % innerhalb von acht Wochen bieten, bestand die Therapie aus einem Präparatecocktail, der voller Nebenwirkungen sein konnte und trotz einer 48 Wochen dauernden Behandlung nur unzuverlässige Heilungschancen bot.
Die Präparate Sovaldi und Harvoni von Gilead Sciences stellten einen großen Fortschritt in der Behandlung dar. Und die schnelle Verbreitung brachte zusammen fast 20 Milliarden US-Dollar Umsatz im ersten Gesamtjahr nach der Markteinführung.
Der kometenhafte Aufstieg des Umsatzes fand letztes Jahr jedoch sein Ende. Der Grund war, dass die Zahl der Altfälle fiel und nicht genug neue Patienten nachrückten. Letztes Jahr begannen 231.000 Patienten eine Behandlung ihrer Hepatitis C-Erkrankung. 2015 waren es noch 256.000. Auch die Markteinführung von Konkurrenzprodukten zieht die Ergebnisse nach unten, da sie einen Preisrückgang für die Mittel von Gilead bedeuten.
Aus dem Ausblick von 2017 geht nicht hervor, wie weit die Umsätze noch fallen könnten.
Das Management erwartet jedoch, dass 2017 nur 150.000 bis 175.000 Patienten eine Therapie beginnen. Dieser Fall zusammen mit dem Preisdruck lies das Management zu dem Schluss kommen, dass die Umsätze aus dem Hepatitis C-Geschäft auf einen Wert zwischen 7,5 Milliarden US-Dollar und 9 Milliarden US-Dollar fallen. 2016 waren es noch 14,8 Milliarden US-Dollar und 2015 19,1 Milliarden US-Dollar.
Nach dem starken Fall des Hepatitis C-Umsatzes geht das Management von einem Gesamtumsatz von 22,5 Milliarden US-Dollar bis 24,5 Milliarden US-Dollar aus. Im Vergleich dazu lagen die Zahlen 2016 bei 30 Milliarden US-Dollar und 2015 bei 32,2 Milliarden US-Dollar.
Kann es noch schlimmer kommen?
Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie der Hepatitis C-Markt in den kommenden Jahren aussehen wird. Aber es gibt starke Forschungsbemühungen und die daraus folgenden Innovationen können zu einer weiteren Erosion der Marktanteile von Gilead Sciences führen.
Kurzfristig erwartet AbbVie (WKN:885823) die Zulassung seiner Hepatitis-Behandlung der zweiten Generation durch die FDA. Und wenn die Zulassung erteilt ist, dann könnte das Unternehmen beim Marktanteil mit Gilead gleichziehen. Bei Studien lieferte das Kombipräparat, welches einmal täglich über einen Zeitraum von acht Wochen eingenommen werden muss, und gegen mehrere Stämme eingesetzt werden kann, robuste Ergebnisse. Je nachdem, wie teuer es wird und ob es genehmigt wird, könnte es sich mit dem Mittel von Gilead Sciences ein Kopf an Kopf Rennen liefern.
Auch Johnson & Johnson (WKN:853260) arbeitet zusammen mit Achillion Pharmaceuticals (WKN:A0LCU8) an Hepatitis C-Behandlungen, die dank kürzerer Behandlungszeiten von ca. sechs Wochen für Patienten von Vorteil sind.
Es ist nicht alles schlecht, oder?
HIV-Mittel waren 2016 der Glanzpunkt von Gilead. Neue Formeln des Mehrpräparate-Cocktails, die sicherer sind, wurden von mehr Patienten eingesetzt. Im Ergebnis stieg der Umsatz der HIV-Mittel von Gilead Sciences letztes Jahr im zweistelligen Bereich.
Die aufgemöbelte Produktlinie generierte 3,4 Milliarden US-Dollar Umsatz im vierten Quartal. Im Vorjahresquartal lag der Wert bei 3 Milliarden US-Dollar. Für das Gesamtjahr verzeichnete das Unternehmen 12,9 Milliarden US-Dollar Umsatz. 2015 lag diese Zahl zum Vergleich bei 11,1 Milliarden US-Dollar. Aufgrund der neuen HIV-Medikamente schätzt Gilead, dass die Nicht-Hepatitis-C-Umsätze dieses Jahr zwischen 15 Milliarden US-Dollar und 15,1 Milliarden US-Dollar liegen werden.
Allerdings wird der Umsatzzuwachs bei den HIV-Mitteln mehr als aufgefressen durch den Umsatzrückgang bei den Hepatitis C-Medikamenten. Das heißt, dass der Aktienpreis von der Pipeline abhängt. Gilead Sciences gab letztes Jahr 3,7 Milliarden US-Dollar für F&E aus. Investoren hoffen nun, dass sich diese Ausgaben in Form von neuen Produkten bemerkbar machen.
Leider ist nicht zu erwarten, dass Gilead Sciences dieses Jahr viele Phase 3-Daten vorlegen wird, die Investoren erfreuen werden. Es wird erwartet, dass das Unternehmen im dritten Quartal eine Spätphasenstudie für GS-5745 zu Magenkrebs veröffentlicht. Investoren müssen aber bis 2018 warten, bevor sie Daten zu Filgotinib sehen. Dies ist wahrscheinlich der vielversprechendste Kandidat in der Pipeline. Filgotinib soll bei eitriger Dickdarmentzündung und rheumatischer Arthritis eingesetzt werden. Beides sind profitable Befunde, die die Leistung des Unternehmens spürbar beeinflussen können.
Eins könnte man Gilead Sciences zugutehalten; seine Aktien sind billig. Aber das hängt ganz davon ab, ob es dem Unternehmen gelingt, wieder zu wachsen. Und im Moment ist nicht klar, wie oder wann das passieren wird.
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Dieser Artikel wurde von Todd Campbell auf Englisch verfasst und am 08.02.2017 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.
The Motley Fool hält und empfiehlt Aktien von Gilead Sciences. The Motley Fool empfiehlt Johnson and Johnson.