Indexaufstieg = Kursanstieg? Grenke steigt in den MDAX auf

Zur nächsten Verkettung der deutschen Aktienindizes, die turnusmäßig am 24. Juni stattfindet, wird der Finanzdienstleister Grenke (WKN: A161N3) in den MDAX – der zweiten deutschen Börsenliga – aufsteigen. Dafür muß die Wacker Chemie AG diesen Index verlassen. Das hat der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse am 5. Juni bekannt gegeben. Beim Arbeitskreis Aktienindizes handelt es sich um ein Gremium, das Empfehlungen zur Zusammensetzung sowie den Regelwerken der Auswahlindizes der Deutschen Börse ausspricht und aus Mitarbeitern der Deutschen Börse sowie Vertretern von führenden nationalen und internationalen Finanzinstituten besteht. Dieser Kreis tritt jeweils spätestens am sechsten Arbeitstag im März, Juni, September und Dezember zusammen.
Während dieses Treffens wird über die Zusammensetzungen in DAX, MDAX, TecDAX und SDAX mitentschieden, die dann am dritten Freitag im März, Juni, September und Dezember umgesetzt und am darauffolgenden Handelstag effektiv werden. So weit die nüchternen Fakten und Regelungen.
Die immer wieder anzutreffende Meinung ist, dass die Nachricht eines Aufstiegs zu nachhaltigen Pluszeichen der betroffenen Unternehmen sorgen wird, nicht zuletzt aus dem Grund, da sich die Fondsgesellschaften neu eindecken müssen. Das stimmt aber nur zum Teil.
Nach der Bekanntgabe: Zunächst steigende Kurse …
So zeigt der Blick auf die Vergangenheit, dass es zwar unmittelbar nach der Bekanntgabe der Entscheidung zu Pluszeichen kommt – doch dann ändert sich das Bild häufig: Ist der Wert dann tatsächlich im neuen Index drin, entwickelt er sich überwiegend eher unterdurchschnittlich.
Prominentes Beispiel für diese Beobachtung ist – zugegebenermaßen im Leitindex DAX – die K+S AG, die dann auch wieder in die zweite Börsenliga abgestiegen ist. Hier gab es während der DAX-Notierung eine jährliche Negativperformance von mehr als 15 %, während der Leitindex jährlich um mehr als 3 % zulegte. Ähnliche Negativerfahrungen sammelte auch die TUI AG (beim Aufstieg 2002 wurden Kurse von rund 17 Euro erzielt, zum Abstieg 2008 waren es rund 12 Euro) und die Salzgitter AG (Aufstieg 2008 bei Kursen von knapp 90 Euro, Abstieg 2010 bei einem Kurs von etwas mehr als 50 Euro). Beim MDAX dürfte dies nicht anders sein, da die Aufmerksamkeit ähnlich hoch ist.
… dann die Rückgänge
Was ist der Grund dafür? Um in eine neue Börsenliga aufzusteigen, müssen die Marktkapitalisierung (wie wertvoll ist das Unternehmen) und die Handelsumsätze (wie oft wurde das Papier in den vergangenen zwölf Monaten an der Börse gehandelt) deutlich zugenommen haben. Dabei müssen diese Kennziffern die Vergleichswerte des möglichen Absteigers übertreffen. Und genau dies war bei Grenke gegenüber Wacker Chemie der Fall.
Mit anderen Worten spricht vieles dafür, dass das Aufstiegsunternehmen bereits im Vorfeld eine Outperformance an den Tag gelegt hat. Grenkes Kurswert hat seit Jahresanfang bis zum 5. Juni rund 20 % zugelegt und damit den SDAX, der in diesem Zeitraum um rund 15 % zulegte, outperformt, was ein Beleg der Beobachtungen der Vergangenheit ist. Die Aktien der Wacker Chemie sind in diesem Jahr bis zum 6. Juni übrigens um mehr als 10 % gefallen, während der MDAX zeitgleich um 17 % gestiegen ist.
Und was ist mit den Fondsgesellschaften? Mit der Bekanntgabe der Indexveränderungen decken sich bereits zahlreiche Anleger – außerhalb der passiv gemanagten Fonds – im Vorfeld mit der Aktie ein und verkaufen diese dann oft am Tag der effektiven Aufnahme in den Index. Dies kann dann auch für Verkaufsdruck sorgen – trotz des Engagements der Fondsgesellschaften.
Unternehmensporträt Grenke
Unabhängig von diesen Indexnachrichten ist Grenke – früher als Grenkeleasing bekannt – recht gut positioniert. Das Unternehmen ist ein deutscher Finanzdienstleister mit Sitz in Baden-Baden. Zum Geschäftsfeld gehört Leasing von Produkten der Bürokommunikation. Zudem ist Grenke im Bereich Factoring tätig und verfügt über eine Banklizenz.
Bereits in der Vergangenheit konnte das Unternehmen mit zweistelligen Umsatz- und Gewinnsteigerungen überzeugen – und laut Prognosen wird sich dies auch in den kommenden Jahren so fortsetzen. Aus Anlegersicht ist die Dividendenrendite von weniger als 2 % allerdings etwas enttäuschend.
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Uli Jörg Lotter besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.