Wirecard-Aktie: „Eine Schande für den DAX“
Der Aktie von Wirecard (WKN: 747206) werden aktuell viele Dinge nachgesagt. Für die einen verbirgt sich hinter dem DAX-Konzern noch immer eine langfristige Chance. Aussichten, Wachstum und auch der Megatrendmarkt lassen schließlich noch auf weitere goldene Jahre schließen, entsprechend scheint das definitiv eine plausible Sichtweise zu sein.
Für andere überwiegen gegenwärtig eher die Risiken. Insbesondere seitdem sogar das „Handelsblatt“ auf den Zug der Kritiker aufgesprungen ist, scheinen noch einmal mehr Investoren verunsichert zu sein. Auch dieser Blickwinkel ist gewiss legitim, zumal belastbare Ergebnisse in den neuen Wendungen noch Mangelware sind.
Für einen Redakteur der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ ist Wirecard wiederum eins: eine Schande. Schauen wir im Folgenden einmal, worauf der besagte Schreiberling abzielt und was an den weiteren Vorwürfen denn dran ist.
Der Schandfleck für den Leitindex
Wie die bekannte und renommierte Tageszeitung derzeit titelt, sei der Zahlungsdienstleister, wie gesagt, ein Schandfleck für die erste deutsche Börsenliga. Ein Vorwurf, der natürlich mit der aktuellen Nachrichtenlage zusammenhängt, allerdings auch mit dem Umgang des DAX-Konzerns mit dieser Thematik.
Vor gut einem Jahr sei der Zahlungsdienstleister erst in die erste deutsche Börsenliga aufgenommen worden. Seitdem habe die Aktie zig Milliarden an Börsenwert vernichtet, was eine durchwachsene Entwicklung sei. Vor allem das Geschäft in Singapur sei sinngemäß regelmäßiger Auslöser für weiteren Ärger, der sich in solchen Kurskapriolen niederschlage.
Allerdings scheint das nicht die Kernkritik der neueren Anklage zu sein. Wirecard-CEO Braun und Finanzvorstand von Knoop seien gemäß Artikel entweder nicht in der Lage oder aber nicht willens, die Öffentlichkeit offensiv über erklärbare Fehler der Tochtergesellschaft aufzuklären, und entsprechend bereite sich unter den Aktionären weiteres Misstrauen aus.
Für die Investoren habe das zu mehreren Kapiteln mit Kursverlusten geführt und für alle, die an eine kluge Investitionsidee Made in Germany geglaubt haben, sei das bislang ein schmerzhaftes Kapitel gewesen. Zumindest, wenn ich das einmal ergänzen darf, seitdem der Zahlungsdienstleister im DAX gelistet ist.
Ein sehr einseitiger Blickwinkel mit einem Funken Wahrheit
Es ist definitiv eine bemerkenswerte, wenngleich etwas überspitzte Sichtweise, die dieser FAZ-Schreiberling meines Erachtens formuliert hat. Natürlich ist der bisherige Verlauf in der ersten deutschen Börsenliga sehr unglücklich verlaufen. Allerdings kann man dem DAX-Zahlungsdienstleister gewiss auch nachsagen, dass der Aktienkurs alleine in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 1.000 % angestiegen ist. Möglicherweise ein etwas fairerer und langfristig orientierterer Blickwinkel, der ein anderes Licht auf die Erfolge des vergleichsweise neuen DAX-Mitglieds werfen dürfte.
Außerdem sollten Investoren hier bedenken, dass das Management ebenfalls kein Interesse daran hat, der kurskapriolenbehaftete Schandfleck des heimischen Leitindex zu sein. Die Vorwürfe, die seit etwa zehn Monaten von der „Financial Times“ hervorgebracht werden, sind schließlich alles andere als hausgemacht und bislang, um auch an dieser Stelle fair zu bleiben, konnte dem Zahlungsdienstleister noch kein Fehlverhalten nachgewiesen werden. Möglicherweise sollte daher auch hier das ansonsten übliche Credo im Zweifel für den Angeklagten gelten. Wie gesagt, bis sich einer der Berichte bewahrheiten wird.
In einem Punkt muss ich dem Redakteur der FAZ allerdings zustimmen. Das Krisenmanagement und die Informationspolitik von Wirecard ist bislang wirklich eher dürftig. Dass in diesen Wochen durchgesickert ist, dass im Singapur-Geschäft ein Testat fehlt, wäre in Anbetracht der vergangenen zehn Monate definitiv eine Neuigkeit gewesen, über die man hätte besser proaktiv informieren sollen. Zumindest an den neuerlichen Schlagzeilen ist das Management somit nicht ganz unschuldig.
Die Kirche im Dorf lassen
Wirecard macht in diesen Tagen gewiss nicht alles richtig. Von einer Schande für den DAX zu sprechen, wirkt allerdings sehr scharf in der Kritik, sowie in vielerlei Hinsicht überspitzt.
Die bisherige DAX-Mitgliedschaft ist zwar noch nicht sonderlich erfolgreich, allerdings währt sie auch erst ein Jahr. Sofern der Zahlungsdienstleister dieses unrühmliche Kapitel hinter sich lassen kann, könnte sich die schändliche Betrachtungsweise außerdem wieder ändern.
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Vincent besitzt Aktien von Wirecard. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.