ETF-Suche: 3 Kennzahlen, die wichtig sind
Bei der Suche nach einem geeigneten ETF begegnen einem oft mysteriöse Kennzahlen. Dabei sind börsengehandelte Fonds grundsätzlich für ihre Einfachheit berühmt.
In gewisser Hinsicht sind ETFs einfach. Insbesondere Index-ETFs. Hier erwirbt man ein mehr oder weniger transparentes Aktienpaket, zahlt minimale Gebühren und widmet sich ansonsten anderen Dingen. Passiv investieren ist angesagt. Wer nichts machen muss, kann eben auch nichts falsch machen.
Doch der ETF-Markt ist nicht das öffentlich-rechtliche Fernsehen in den 1980er-Jahren. Hier sind nicht nur ein paar Angebote auf dem Markt, sondern Tausende.
Wer genau weiß, was er will, ist bei der ETF-Suche klar im Vorteil. Insbesondere die Analyse von drei zentralen Kennzahlen kann die Wahrscheinlichkeit eines Fehlkaufs drastisch verringern: Sharpe Ratio, Betafaktor und Volatilität.
1. Sharpe Ratio
Ein ETF ist kein Tagesgeldkonto. Wer einen ETF kauft, geht ein Stück weit auch immer ein Risiko ein.
Wie hoch dieses Risiko ist, hängt vor allem vom gewählten Markt ab. Bei Aktien darf man sich für gewöhnlich auf eine wilde Achterbahnfahrt freuen. Selbst ein DAX-ETF kann sich in Krisenzeiten locker halbieren.
Die Frage ist aber nicht, wie man Risiken bestmöglich vermeiden kann, sondern ob es sich auch lohnt, etwaige Risiken einzugehen. Die Sharpe Ratio (auch Sharpe-Quotient genannt) ist eine Kennzahl, die diese Frage im Rahmen einer ETF-Suche beantworten kann.
Zur Berechnung der Sharpe Ratio wird einfach die Überrendite des ETF gegenüber einer risikofreien Vermögensklassen mit der Volatilität des ETF ins Verhältnis gesetzt.
Wichtig ist, dass die Sharpe Ratio positiv ist. Je höher der positive Wert, desto höher ist die Rendite im Verhältnis zum Risiko. Das Risiko von ETFs mit einer negativen Sharpe Ratio lohnt sich hingegen nicht.
2. Betafaktor
Der Betafaktor enthüllt das systematische Risiko eines ETF (das Restrisiko, das selbst bei optimaler Diversifizierung erhalten bleibt). Diese Kennzahl zeigt, wie stark der ETF im Vergleich zum Markt schwankt.
Die Berechnung ist leider nicht trivial. Im besten Fall liefert der Emittent des gewählten ETF den Betafaktor gleich mit. Es bietet sich also an, bei der ETF-Suche einen Emittenten zu wählen, der möglichst viele Kennzahlen präsentieren kann.
Gerne wird der Betafaktor dann auch gleich in Bezug zu verschiedenen Indizes bzw. Märkten präsentiert. Oft wird der marktbreite US-Index S&P 500 als Referenz für den Gesamtmarkt verwendet.
Die Ergebnisse sind leicht zu deuten. Ein Betafaktor größer 1 signalisiert, dass der ETF stärker schwankt als der Gesamtmarkt. Bei einem Betafaktor kleiner 1 schwankt der ETF weniger stark als der Gesamtmarkt. Eine glatte 1 bedeutet, dass man praktisch den Gesamtmarkt gekauft hat.
3. Volatilität
Die Volatilität ist der Erzfeind eines jeden Investors. Die Börse könnte so einfach sein, wenn die Kurse nicht schwanken würden.
Doch nicht alles schwankt im gleichen Takt. Manche ETFs schwanken mehr, andere weniger. Daher ist die Volatilität ein wichtiger Faktor bei der ETF-Suche.
Der Vanguard USD Treasury Bond UCITS ETF (WKN: A143JN) schwankt vergleichsweise moderat. Um etwa 9 % ging es bei diesem ETF auf Sicht von einem Jahr auf und ab. Kein Wunder. Staatsanleihen sind keine Aktien.
Der Vanguard S&P 500 UCITS ETF (WKN: A1JX53) ist da schon hitziger. Um beinahe 34 % schwankte der US-Aktienindex auf Sicht von einem Jahr (Stand für alle Zahlen: 24.07.2020).
Eine hohe Volatilität ist nicht generell als Ausschlusskriterium zu werten. Die Kennzahl ist trotzdem wichtig. Man sollte schließlich wissen, auf was man sich einlässt.
Die Messung auf Jahressicht zeigt darüber hinaus ohnehin nicht die volle Wahrheit. Märkte können über viele Jahre hinweg wenig schwanken und plötzlich völlig durchdrehen. Wo Angebot und Nachfrage aufeinandertreffen, kann prinzipiell alles passieren.
ETF-Suche leicht gemacht
Die drei genannten Kennzahlen sind selbstverständlich nicht ausreichend, um eine endgültige Kaufentscheidung zu treffen. Doch als grober Filter taugen Sharpe Ratio, Betafaktor und Volatilität allemal.
Mit diesen Kennzahlen bewaffnet kann man sich auch mal auf Märkte trauen, die man nicht so gut kennt wie DAX & Co. Schwellenländer, Immobilien, Anleihen – wer seine Kennzahlen beherrscht, bekommt schnell einen guten Überblick.
ETFs sind einfach. Doch ein wenig Handwerkzeug gehört letztendlich trotzdem dazu.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.