Sogar ein Mindestlohn kann ziemlich reich machen
Im Oktober 2022 soll der Mindestlohn in Deutschland auf 12 Euro pro Stunde steigen. So will es die frisch gewählte Bundesregierung.
Ob das nun gesamtwirtschaftlich eher positive oder eher negative Konsequenzen haben wird, ist ein Streitpunkt, der oft zu Diskussionen anregt. Doch bei einer Sache scheinen sich alle einig zu sein: Auch mit einem Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde wird man nicht ernsthaft reich.
Das ist natürlich völlig falsch. Die folgende Rechnung beweist das Gegenteil.
Sparen allein macht nicht reich
Wer 12 Euro pro Stunde verdient, kann sich mit einer 40-Stunden Woche 1.920 Euro pro Monat erarbeiten. Nach Abzug von Steuern und Abgaben kommt der Herr Mindestlöhner in der Steuerklasse 1 auf 1.377 Euro pro Monat (Stand für diese Zahl und alle weiteren Zahlen: 28.01.2022).
Mit diesem Nettoeinkommen ist man sicher ganz weit weg von der Spitze der Einkommenspyramide. Sparen und investieren dürften unter Mindestlohnbedingungen also eigentlich kein Thema sein.
Doch nicht nur eisernen Sparfüchsen kann man eine sehr niedrige Sparquote von 10 % zutrauen. Die 137 Euro pro Monat dürften machbar sein.
Nach zehn Jahren kommt ein Sparvolumen in Höhe von 16.440 Euro zusammen. Das klingt gut. Aber reich ist man damit noch lange nicht.
Auch ein MSCI World ETF ist keine große Hilfe
Alternativ könnte man das gesparte Geld auch regelmäßig in einen breit aufgestellten Index-ETF investieren. Mit einem MSCI World-ETF wäre man nicht nur global aufgestellt, sondern könnte auch eine durchschnittliche Marktrendite von 7 % pro Jahr einstreichen.
Mit dieser Strategie hätte man nach zehn Jahren eine Summe von 23.575 Euro auf der hohen Kante. Nach 20 Jahren schlägt der Zinseszinseffekt allerdings erst richtig zu.
Nach dieser Zeit würde das Sparguthaben auf beinahe 70.000 Euro steigen. Im Vergleich mit einem Nullzins-Sparer hätte man sein Vermögen mehr als verdoppelt.
Das wäre dann ungefähr das 50-Fache des Mindestlohn-Nettoeinkommens. Aber ist man mit dieser Summe wirklich reich?
Vom Mindestlohn-Empfänger zum Millionär
Was wäre eigentlich passiert, wenn man in den vergangenen 20 Jahren jeden Monat 137 Euro in die Amazon-Aktie (WKN: 906866) investiert hätte? Bereits nach zehn Jahren wäre dabei die stolze Summe von 90.000 Euro zusammengekommen. Nach 20 Jahren hätte man gar einen Kapitalstock von 1,5 Mio. Euro aufgebaut.
Ja, diese Zahl geht schon eher in die richtige Richtung. Mit über 1 Mio. Euro ist man tatsächlich ziemlich reich.
Und woher kommt der Reichtum? Natürlich von der deutlich marktschlagenden Rendite der Amazon-Aktie. Mit durchschnittlich 32 % pro Jahr konnte man in den letzten 20 Jahren praktisch im Schlaf vom Mindestlohnempfänger zum Millionär aufsteigen.
Natürlich mit deutlich mehr Risiko. Denn damals konnte niemand die Karriere die Amazon-Aktie genau prognostizieren.
Wirklich niemand? Irgendwer hat die Amazon-Aktie offensichtlich auch damals schon gekauft. Sonst wäre sie längst auf null gefallen.
Vielleicht jemand, der seinen kargen Mindestlohn allen Schwierigkeiten zum Trotz in eine vielversprechende Vision investieren wollte. Jemand, der jetzt garantiert ziemlich reich ist.
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Stefan Naerger besitzt keine der erwähnten Aktien. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon.