Kursziel +81 %: Ist dieser DAX-Dividendenchampion jetzt einen Kauf wert?

Eine Person schaut mit einem Fernglas den Kursen an der Börse hinterher.
Foto: Luisella Planeta via Pixabay

Der Gesundheitskonzern Fresenius (WKN: 578560) macht derzeit Schlagzeilen. Das Unternehmen aus Bad Homburg möchte zwei seiner vier Geschäftsbereiche als Finanzbeteiligung fortführen, Kosten einsparen und wird erstmals seit 27 Jahren seine Dividende nicht erhöhen. Als Reaktion darauf hat die Berenberg Bank ein Kursziel von 44,50 Euro für die Fresenius-Aktie ausgegeben. Ausgehend vom heutigen Kurs entspricht dies einem Kursplus von 81 % (Stand aller Angaben: 07.03.23). Wir schauen auf die neue Ausrichtung von Fresenius und darauf, ob dieses Kursziel realistisch ist.

Warum lief es bei Fresenius in den letzten Jahren so schlecht?

Bevor wir zu den neuen Plänen kommen, möchte ich jedoch kurz zurückschauen. Schließlich fiel die Fresenius-Aktie seit ihrem Allzeithoch Mitte 2017 um satte 68 %. Obwohl das Geschäft mit dem Betrieb von Krankenhäusern (Helios), dem Anbieten von Dialysediensten (Fresenius Medical Care), dem Verkauf von Infusionslösungen, klinischer Ernährung und Biosimilars (Kabi) sowie dem Anbieten von Dienstleistungen für Gesundheitseinrichtungen (Vamed) eigentlich recht stabil sein sollte.

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Es ist nicht so, dass die Umsätze und Gewinne in den letzten Jahren stark schrumpften. Ausgehend vom Jahr 2017 wuchs der Umsatz sogar mit durchschnittlich 4 % pro Jahr, das Ergebnis je Aktie sank leicht um im Durchschnitt 1 % pro Jahr. Natürlich spielen Sondersituationen wie die Coronapandemie und die zuletzt hohen Kostensteigerungen hier mit rein.

Doch die Wachstumsraten sanken deutlich – auch schon vor dem Jahr 2020. Dies fällt besonders auf, wenn man die Jahre bis 2016 zum Vergleich heranzieht. Damals waren sowohl das Umsatz- als auch das Gewinnwachstum zweistellig. Aufgrund des hohen, stetigen Wachstums wurde die Aktie im Jahr 2016 noch zu einem KGV von 24 gehandelt. Heute liegt das KGV bei 8 – die Bewertung brach somit um 67 % ein.

Die Aktie von Fresenius kommt heute also weniger gut am Kapitalmarkt an. Die Gründe dafür sind schnell gefunden: Das Wachstum ist – auch aufgrund nur noch kleinerer Übernahmen – gering, die Schulden sind hoch und könnten in Zeiten steigender Zinsen zum Problem werden und ein klarer Fokus mit Blick nach vorne scheint zu fehlen.

Wie möchte Fresenius wieder auf den Wachstumspfad kommen?

Diese Themen möchte Fresenius nun mit seiner neuen Ausrichtung angehen. Der Fokus soll zukünftig auf den beiden Segmenten Helios und Kabi liegen, die sich in den letzten Jahren besser als der Gesamtkonzern entwickelt haben. Die schwächelnden Bereiche Fresenius Medical Care und Vamed sollen mehr Freiraum erhalten und als Finanzbeteiligung gehalten werden. Sollten die Vorstellungen von Fresenius hier nicht erfüllt werden, sind auch (Teil-)Verkäufe möglich.

Innerhalb dieser simpleren Unternehmensaufstellung sollen jährliche Kosteneinsparungen von 1 Mrd. Euro ab 2025 umgesetzt werden. Der Bereich Kabi soll stärker wachsen, bei Helios soll besonders die Cashflow-Generierung verbessert werden. Wie diese Ziele genau erreicht werden sollen, wird das Management um den neuen CEO Michael Sen in den nächsten Monaten vorstellen.

Die hohen Schulden sind ein Problem

Die neue Dividendenpolitik wurde jedoch jetzt schon festgelegt. Zukünftig soll die Dividende mit dem Gewinnwachstum je Aktie Schritt halten, mindestens jedoch stabil gehalten werden. In 2023 wird die Dividende also nicht erhöht – Fresenius verliert somit seinen Status als Dividendenaristokrat.

Dieser Schritt scheint dem Management notwendig zu sein, um nicht von der hohen Schuldenlast erdrückt zu werden. Die Finanzverbindlichkeiten betrugen zuletzt knapp 28 Mrd. Euro und waren damit 16-mal so hoch wie das Konzernergebnis im abgelaufenen Geschäftsjahre. Aufgrund der allgemein steigenden Zinsen erwartet Fresenius, im aktuellen Jahr 700 bis 750 Mio. Euro an Zinsausgaben aufbringen zu müssen. Das wären mehr als 20 % des aktuellen EBIT und mehr als die rund 500 Mio. Euro, die derzeit an Dividenden ausgeschüttet werden.

Ist die Aktie nun einen Kauf wert?

Man sieht leicht, dass die durch stetige Übernahmen gewachsene Verschuldung zum Problem werden könnte. Die verkündete Strategie von Fresenius scheint mir ein erster Schritt, um sich dieses Themas anzunehmen. Die neue Dividendenpolitik empfinde ich jedoch als halbherzig und ich kann mir vorstellen, dass der Großaktionär – die Else Kröner Fresenius Stiftung – ein Absenken der Dividende verhindert hat.

So wird sich das Management auf Wachstum und eine Verbesserung der Profitabilität konzentrieren müssen. Ich bin gespannt, welche Fortschritte hier in den nächsten Quartalen erzielt werden und ob nicht vielleicht doch der eine oder andere Verkauf von als Finanzbeteiligung gehaltenen Anteilen erfolgen wird, um die Schulden etwas zu reduzieren.

Sollte Fresenius seine anvisierten Ziele erreichen und sollte das allgemeine Zinsniveau mittelfristig wieder sinken, wäre die Aktie mit einem KGV von 8 und einer Dividendenrendite von 3,7 % günstig. Dann könnte der Aktienkurs auf Sicht einiger Jahre definitiv das Kursziel der Berenberg Bank erreichen. Es könnte allerdings auch ganz anders kommen. Bis die weitere Entwicklung klarer ist, sehe ich daher keinen Anlass für einen (Nach-)Kauf.

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Hendrik Vanheiden besitzt Aktien von Fresenius. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.



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