Volkswagen: Hochmut vor dem Fall oder kein Grund zur Sorge?

Designskizze des neuen Volkswagen Golf in Grau- und Silbertönen
Foto: Volkswagen AG

Vor dem Beginn der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in München äußerten sich sätmliche Manager mit Rang und Namen aus der Branche zur Zukunft der Mobilität. Wie könnte es anders sein, stehen besonders die Themen rund um E-Mobilität und die neue Konkurrenz aus Asien im Mittelpunkt der Finanzmärkte.

Währenddessen scheint die Aktie von Volkswagen (WKN: 766403) von Tag zu Tag auf neue Jahrestiefs abzustürzen. Kein Wunder! Denn die Nachrichtenlage um den bekannten deutschen Autobauer ist alles andere als ermutigend. Dennoch scheint VW-CEO Oliver Blume zuversichtlich gestimmt für die Zukunft. Hochmut vor dem entgültigen Fall oder sollte man den Worten Glauben schenken?

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Keine Konkurrenz aus China?

So erteilte der VW-Chef dem Gerücht, dass Volkswagen an den neu aufstrebenden Konkurrenten aus China scheitern könnte, eine klare Absage. Denn Blume verweist darauf, dass chinesische Anbieter ihre Fahrzeuge nicht zu den chinesischen Preisen in Europa anbieten können. So würde die Anpassung der Autos an die europäischen Richtlinien sowie der Aufbau eines Händlernetzwerkes zusätzliche Kosten verursachen. So kann man als Faustregel den chinesischen Preis mal den Faktor 2 rechnen.

Des Weiteren verweist Oliver Blume auf das Markenerbe von Volkswagen. So geht der VW-Chef davon aus, dass westliche Verbraucher eher zu bekannten und arrivierten Marken greifen, anstatt ein Elektrofahrzeug von einem unbekannten, chinesischen Hersteller zu beziehen.

Zweifelsohne sind beide Punkte valide Gründe, die für arrivierte Marken wie Volkswagen sprechen. Dennoch sollten Anleger nicht vergessen, dass von insgesamt 8,26 Mio. ausgelieferten Fahrzeugen im Jahr 2022 3,19 Mio. Fahrzeuge in China ausgeliefert wurden. Dies entspricht ca. 39 % der gesamten Konzern-Auslieferungen. Somit wird es langfristig nicht ausreichen, die chinesischen Konkurrenten in Europa in Schach zu halten. Ein möglicher Ausweg besteht jedoch darin, sich auf den aufstrebenden indischen Markt zu fokussieren.

Schwächen zur Stärke erklären?

Des Weiteren adressiert der Volkswagen CEO Oliver Blume eine vielzitierte Schwäche des Volkswagen-Konzerns, dass man zu sehr vom Verbrennungsmotor abhängig ist. So verweist dieser darauf, dass die Margen bei Elektrofahrzeugen in den nächsten Jahren aufgrund hoher Forschungs- und Entwicklungskosten nicht positiv ausfallen werden.

Somit geht Blume davon aus, dass das Geschäft mit Verbrennungsmotoren in den nächsten Jahren den Volkswagen-Konzern in der Übergangsphase zur Profitabilität beim Elektromotor finanzieren kann. Des Weiteren kommt der VW-Chef nicht um einen Seitenhieb auf die Konkurrenten herum. So geht Blume davon aus, dass der eine oder andere Konkurrent in den Übergang zum reinen Elektromotor nicht überleben dürfte.

Preiskampf mit Tesla?

Auf die Frage, ob Volkswagen sich einen Preiskampf mit Tesla in China liefern wird, hat VW-Markenchef Schäfer eine klare Antwort. So geht dieser davon aus, dass etwaige Marktanteilgewinne von Telsa durch Preisreduktionen nicht nachhaltig sind und die operative Marge des Konzerns zu stark belasten könnten.

Aus meiner Sicht ist hier die Ansicht des VW-Managements etwas arrogant. So hat Tesla erkannt, dass man den Absatz über eine kompetitive Preispolitik steigern kann. Dass vor allem Volkswagen sich mit einem technologisch rückschrittlicheren Auto nicht am Preiskampf beteiligen möchte, könnte den Kapitalmarkt zunehmend kritisch stimmen.

Denn dass Volkswagen offensichtlich keine Preisreduktion durchführen möchte, wirft zunehmend die Frage auf, ob der Konzern dazu kostentechnisch überhaupt in der Lage ist. Denn sollte durch steigende Kosten die operative Marge schon unter Druck stehen, hätte der VW-Konzern nicht die Flexibilität, die Preise laufend zu reduzieren. Daher kommt die Mitteilung, dass VW den Preis des ID.4 in China deutlich senken wird, zur richtigen Zeit. Wenngleich diese Vorgehensweise eine Inkonsistenz zu Schäfers Aussage darstellt, gehe ich davon aus, dass sinkende Margen im Zweifel besser als Ladenhüter sind.

Fazit

Ob der Volkswagen-Konzern unter Oliver Blume tatsächlich den Turnaround schaffen kann, steht zum derzeitigen Stand in den Sternen. Nichtsdestotrotz stellen die Aussagen des CEOs eine Antithese zum aktuellen Marktkonsens dar und sollte daher Beachtung finden.

Denn aktuell scheint es, als würden die Finanzmärkte den Untergang des VW-Konzerns einpreisen. Aus meiner Sicht sind die Würfel jedoch noch nicht gefallen. Wichtig für einen nachhaltigen Aufschwung an den Börsen sind zweifelsohne eine zeitnahe Finalisierung des Betriebssystems Cariad und eine bessere Kommunikation mit den Finanzmärkten.

Vor allem Blumes Plan, mit dem Auslaufen der Verbrennungsmotoren die nächste Generation an Elektromotoren zu finanzieren, sollte Leben eingehaucht werden und über Business Cases mit dem Markt geteilt werden. Denn in der Vergangenheit wurde schon zu oft Vertrauen verspielt, indem Ziele genannt wurden ohne näher zu spezifizieren wie diese erreicht werden können.

Alles in allem bleibt Volkswagen aus meiner Sicht ein interessanter Kandidat für einen Turnaround. Dennoch sollte man das Risiko nicht unterschätzen und somit für eine ausreichende Diversifikaiton im Portfolio sorgen. Denn die Vergangenheit zeigte schon am Beispiel von Nokia, dass Spitzenpositionen nicht in Stein gemeißelt sind.

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Michael besitzt Aktien von Volkswagen. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von Tesla.



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