Die Hierarchie der Anforderungen an Investoren
Während meines Studiums hatte ich in den Sommerferien ein Praktikum bei einer Investmentbank gemacht. Das war der schlimmste Job, den ich jemals hatte.
Ein Mitpraktikant und ich überlebten die Tage, da uns ein gemeinsames Interesse an dem Aktienmarkt verband.
Mein Mitpraktikant war brillant, ungeheuer brillant. Er gehört zu der Art Leute, in deren Gegenwart du dich schlecht fühlst, weil du merkst, wie dumm du bist. Er konnte wie niemand sonst eine Bilanz auseinandernehmen und Geschäftsstrategien analysieren. Er war der klügste Investor, den ich jemals gesehen hatte.
Er besuchte die Ivy League School und nach der Uni bekam er einen hoch bezahlten Job bei einem Investmentunternehmen. Dort fabrizierte er ein paar der schlechtesten Investmentergebnisse, die du dir vorstellen kannst. Dabei kaufte er zielsicher jede Aktie, die daraufhin die Hälfte ihres Wertes einbüßte.
Dieser Typ war auf dem Papier genial. Aber er hatte nicht das Zeug zu einem erfolgreichen Investor. Er hatte eine Spielermentalität und konnte sein Lehrbuchwissen nicht in Investitionswissen umwandeln. Dadurch war er übermäßig selbstbewusst. Seine Lehrbuchbrillanz war daher wertlos. Seine emotionalen Schwächen machten ihn zu einem furchtbaren Investor.
Er ist ein gutes Beispiel einer sehr mächtigen Wahrheit beim Investieren. Du kannst auf der einen Seite brillant sein, aber trotzdem furchtbar scheitern, weil dir auf der anderen Seite etwas fehlt.
Hier ist eine Pyramide, die dir zeigen soll, was ich meine. Die wichtigste Anforderung beim Investieren ist ganz unten am Fundament der Pyramide. Jede Fertigkeit muss vor der jeweils oberen erledigt werden. Von unten nach oben sind das: Investorenverhalten, Kapitalverteilung, Gebühren und Transaktionskosten, Security-Auswahl und schließlich Steuern.
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Jeder dieser Schritte ist unglaublich wichtig. Keiner sollte vernachlässigt werden.
Du kannst der beste Aktienkäufer der Welt sein, wenn du aber teuer kaufst und billig verkaufst, der Inbegriff schlechten Investierens, dann spielt das alles keine Rolle. Du wirst als Investor scheitern.
Du kannst ein großartiger Aktienkäufer sein, aber wenn du nur 20% deiner Anlagen als Aktien hältst (für die meisten Investoren ist das eine schlechte Kapitalverteilung), dann wirst du nicht von der Stelle kommen.
Du kannst ein extrem steueroptimierter Investor sein, aber wenn deine Aktienauswahl miserabel ist, wirst du kaum Gewinne machen, auf die du Steuern zu zahlen hast. Und wenn du zu viel für den Steuerberater ausgibst, sind die Steuerersparnisse futsch.
Ein bekanntes Problem für viele Investoren ist, dass sie ein höheres Problem lösen wollen, bevor sie ein grundlegenderes Problem gelöst haben. Das kann ich verrückt machen. Denn hast du ein späteres Problem gelöst, glaubst du, auf der Erfolgsstraße zu sein, aber tatsächlich könnte dich dein schlechtes Investorenverhalten oder eine unausgegorene Kapitalverteilung geradewegs in den Ruin führen. Genau wie bei meinem Mitpraktikanten.
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Dieser Artikel wurde von Morgan Housel auf Englisch verfasst und am 07.09.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.