Mit Wirkung zum 29. Dezember 2022 hat The Motley Fool seine Geschäftsanteile an Fool.de an Aktienwelt360 verkauft. Ab diesem Zeitpunkt trägt Aktienwelt360 die alleinige Verantwortung und Kontrolle für alle neuen Inhalte auf Aktienwelt360.de.

Wie man die Welt reicher macht

Wo wird das zukünftige Wirtschaftswachstum herkommen? Dank der hohen Schulden und der schlechten Demographie machst du dir vielleicht Sorgen darum. Aber die Welt ist voller ungenutzter Potenziale, du siehst es vielleicht nur nicht.

Das ist eine Gedankenübung, um dir zu zeigen, wie viel Potenzial die Welt hat, aber aufgrund von sozialen Normen nicht nutzt. Das ist kein ernst gemeinter Vorschlag, da es nicht realistisch ist, denn die Leute mögen ihre sozialen Normen.

🙌 Was ist dir unsere Arbeit wert?

Wir bei Aktienwelt360 denken, dass gutes Investieren mit guten Informationen beginnt. Das treibt uns an, täglich neue kostenlose Artikel für dich zu veröffentlichen, die tiefer gehen als die Berichte der anderen Aktienportale dort draußen.

Leider hat gute Recherche ihren Preis. Um weiter unabhängig bleiben zu können, wenden wir uns heute an dich: Sag uns, was dir unsere Artikel wert sind! Über den folgenden Link kannst du kinderleicht einen Beitrag leisten, der uns hilft, dich weiter mit hochwertigen Inhalten zu versorgen.

TRINKGELD GEBEN

Wirtschaftswachstum passiert, wenn 1.) die arbeitende Bevölkerung wächst und 2.) die Leute ihre Ideen einander mitteilen, wie man alles produktiver machen kann. Nachdem die Welt das schon seit mehreren tausend Jahren macht, hat sie inzwischen ein Niveau erreicht, auf dem sie jedes Jahr Güter und Dienstleistungen im Wert von 78 Billionen USD herstellt.

Das ist doch beeindruckend. Aber es könnte 100 Billionen USD unter dem liegen, was wir produzieren könnten.
Das liegt an zwei sozialen Barrieren:

  • Frauen machen einen überproportional niedrigen Anteil an der arbeitenden Bevölkerung aus, besonders in der entwickelten Welt.
  • Einwanderungsbeschränkungen hindern Arbeiter und Denker daran, dahin zu gehen, wo es für sie Möglichkeiten gibt.

Einige Studien haben errechnet, wie viel uns diese beiden sozialen Restriktionen jährlich kosten. Alles zusammen könnten das weltweit mehr als 100 Billionen USD pro Jahr sein.

Um 100 Billionen USD zu erwirtschaften, müssen wir uns eine Welt ohne Grenzen vorstellen, wo sich jeder frei bewegen und dorthin gehen kann, wo er will. Wir müssen uns auch eine Welt vorstellen, wo Kinderpflege überall ein bezahlter Beruf ist, anstatt von einem nicht-arbeitenden Elternteil übernommen zu werden.

Aber beides wird niemals passieren.

Es ist trotzdem eine gute Übung, um sich vorzustellen, wozu die Leute im Stande sind und nicht, was wir von ihnen erwarten sollten. Zweck dieser Übung ist es zu erkennen, dass die Welt deutlich mehr Potenzial hat, als sie in die Tat umsetzt, selbst wenn es nur ein Bruchteil der 100 Billionen sind.

Und so funktioniert es.

Gleichheit

Frauen machen die Hälfte der Weltbevölkerung im arbeitsfähigen Alter aus, erwirtschaften aber nur 37 % des BIP laut einem Bericht des McKinsey Global Institute.

Diese Diskrepanz kommt daher, dass weniger Frauen außer Haus arbeiten und weniger verdienen, wenn sie es tun. In einigen Teilen der Welt ist das wirklich extrem: In Indien tragen Frauen nur 17 % des BIP bei, im Nahen Osten sind es 18 % und in Südasien 24 %.

McKinsey hat berechnet, was passieren würde, wenn alle Frauen arbeiten würden, genauso lange arbeiten würden und dasselbe verdienen würden. In diesem Fall würde das globale BIP um 28 Billionen USD ansteigen – das wäre das doppelte BIP der USA. Das ist aber ziemlich weit hergeholt, daher haben sie noch berechnet, was passieren würde, wenn jedes Land dieselbe Gleichstellung wie in Westeuropa erreichen würde. Das würde die Weltwirtschaft um 12 Billionen USD erhöhen, was, wie McKinsey betont, so viel wäre wie das aktuelle BIP von Japan, Deutschland und Großbritannien zusammen.

Japan ist auch ein interessantes Beispiel. Die Wirtschaft stagniert seit Jahrzehnten, größtenteils aufgrund der alternden Bevölkerung und des daraus resultierenden Mangels an Arbeitskräften. Es nehmen auch relativ wenige Frauen am Arbeitsleben teil – 49 % im Vergleich zu 57 % in den USA. Goldman Sachs hat berechnet, dass, wenn genauso viele Frauen wie Männer in Japan arbeiten würden, etwa acht Millionen weitere Arbeitskräfte verfügbar wären und das BIP um 15 % gesteigert werden könnte – genug, um viele der Wachstumsprobleme zu lösen.

Offene Grenzen

Wenn alle Grenzen und alle Einwanderungsbegrenzungen weltweit entfernt würden, dann könnte sich das weltweite BIP sogar verdoppeln. Das wären laut dem Wirtschaftswissenschaftler Michael Clemens 80 Billionen USD.

Aber wie? Zwei Dinge.

Der Mitgründer von Google, Larry Page, wurde in Michigan geboren. Er war gut im Umgang mit Computern, also ging er studieren und gründete sein Unternehmen dort, wo Gleichgesinnte waren: Silicon Valley. Hätte Page sein ganzes Leben lang in Michigan bleiben müssen, gäbe es kein Google, keine Nerds mit Kapuzenpullis und wir wären alle schlechter dran.

Und jetzt übertragen wir diesen Fall auf den Rest der Welt. Aber dieses Mal ist es die Realität: Denk nur an die vielen Menschen in einem Land, die aufgrund von Einwanderungsbeschränkungen nicht in Länder mit besseren Voraussetzungen ziehen können. Das bedeutet, dass neue Ideen und Unternehmen nicht realisiert werden, selbst wenn Einwanderungspolitik aus anderen Gründen sinnvoll ist.

Aber hier ist noch ein Punkt, den wir in Betracht ziehen sollten: Es gibt Millionen von klugen, fähigen Leuten in armen Ländern, die gerne in reichere Länder gehen und dort für weniger arbeiten würden als die Einheimischen. Aber wir lassen sie nicht.

Wenn man die Grenzen aufhebt, dann werden Arbeitsplätze und Löhne von den individuellen Fähigkeiten und der Produktivität bestimmt und nicht von Geburtsort. Die Wirtschaft würde effizienter funktionieren und sie würde wachsen. Und zwar deutlich.

Clemens schreibt (Hervorhebungen des Autors):

Die Vorteile, die durch die Abschaffung der Grenzen entstehen würden, stellen die Vorteile der Aufhebung anderer Beschränkungen bei weitem in den Schatten. Bei einer Aufhebung von Handelsbeschränkungen und Kapitalflussbeschränkungen würden die Zugewinne nur ein paar Prozent des weltweiten BIP betragen. Bei Aufhebungen der Einwanderungs- und Arbeitsbeschränkungen liegen die Vorteile im Bereich von plus 50 bis 150 % des globalen BIP… Wenn es um politische Einwanderungsbeschränkungen geht, dann scheinen Billionen von Dollar einfach so ungenutzt auf der Straße zu liegen.

Ironischerweise sind einige derselben Leute, die gegen einen Mindestlohn sind, auch die stärksten Verfechter von geringer (oder gar keiner) Einwanderung. Aber wirtschaftlich gesehen ist es dasselbe. Beide sind politisch bestimmte subjektive Beschränkungen, die jemanden, der für einen geringen Lohn arbeiten möchte, hindert das zu tun. Der Ökonom Ha-Joon Chang schreibt:

Die Löhne in reichen Ländern sind mehr von Einwanderungsbeschränkungen bestimmt als von anderen Faktoren, darunter auch der Mindestlohn. Wie wird die Obergrenze bestimmt? Nicht bei einem freien Arbeitsmarkt, der am Ende 80 bis 90 % der einheimischen Arbeiter mit günstigeren und oft produktiveren Einwanderern ersetzen würde. Einwanderung ist vor allem politisch geregelt.

Bis zu 28 Billionen USD könnten von der Gleichstellung der Frau zusätzlich erwirtschaftet werden und 80 Billionen USD vom unbeschränkten Zuzug von Arbeitskräften.

So macht man die Welt reicher.

Aber das sind komplizierte Themen. Einige unserer sozialen Normen sind es auch wert, verteidigt zu werden und sind auch aus nicht-wirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Andere sind das aber nicht. Aber selbst die werden sich nicht über Nacht ändern. Es kann Jahrzehnte dauern, um eine Lösung umzusetzen, selbst wenn die meisten Leute dafür sind. Und niemand schlägt vor, dass wir alle Grenzen aufheben sollten.

Aber vielleicht wird dich das etwas optimistischer machen. Wenn wir unser unser Potenzial nicht ausbauen, dann liegt es nicht daran, dass uns die Ideen ausgehen oder die Arbeitskräfte oder die Ressourcen. Wir stehen uns nur selbst im Weg und eines Tages, machen wir vielleicht einfach einen Schritt zur Seite.

Wenn du mehr lesen willst:
·       Why does pessimism sound so smart?
·       Donald Trump, Harry Truman und die Sache mit dem Scheitern
·       Warum deine Eltern enttäuscht von dir sind
·       The upside of being miserable 

Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!

Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.

Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.

Klick hier, um diesen Bericht jetzt gratis herunterzuladen.

Suzanne Frey ist Führungskraft bei Alphabet und Mitglied des Vorstands von The Motley Fool.
Motley Fool besitzt und empfiehlt Alphabet (A und C).
Dieser Artikel wurde von Morgan Housel auf Englisch verfasst und wurde am 26.01.2016 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



Das könnte dich auch interessieren ...