Wie eröffnet man ein Depot?

Eine Person betrachtet auf dem Smartphone verschiedene Aktienkurse
Foto: Liza Summer via Pexels

Das eigene Depot folgt eigentlich zugleich auf die wegweisende Entscheidung, mit dem Investieren zu beginnen. Denn Wertpapiere wie Aktien, Anleihen, Fonds oder ETFs kannst du nicht einfach so im Laden kaufen und mit nach Hause nehmen. Du brauchst eine Bank, die deine Aufträge zum Handel an der Börse ausführt und danach die Papiere auch für dich verwahrt und verwaltet, also vor allem Zinsen und Dividenden auszahlt.

Welche Bank ist die richtige für das eigene Depot?

Für diesen Artikel unterteile ich die möglichen Banken in vier Gruppen:

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  • Filialbanken
  • Onlinebanken
  • Neobroker
  • ausländische Broker

Die Grenzen zwischen den Gruppen sind fließend, und man könnte auch eine andere Einteilung wählen. Aber an dieser Stelle ist sie ausreichend, um sich einen guten Überblick zu verschaffen.

Filialbanken

Das sind die klassischen Banken, die du aus jeder Stadt kennst: Sparkasse, Volksbank, Deutsche Bank und so weiter. Also alle Banken, die Filialen vor Ort haben und dort ihre Kunden empfangen.

Du kannst alle Geschäfte in der Filiale erledigen, hast dort auch persönliche (und im Idealfall feste) Ansprechpartner und bekommst auf Wunsch sogar eine Anlageberatung.

All dies hat natürlich seinen Preis: Die Kosten für einen Wertpapierauftrag sind sehr hoch (in der Regel 1 % vom Kurswert bei Aktien mit hohen Mindestgebühren) und du musst darüber hinaus quartalsweise oder jährlich Gebühren für das Depot zahlen.

Onlinebanken

Onlinebanken zeichnen sich dadurch aus, dass sie keine Filialen haben, sondern dass alle Geschäfte online oder am Handy erledigt werden. Diese Kostenvorteile geben sie an ihre Kunden weiter. Aber auch Filialbanken haben ähnliche Angebote, sodass Kunden, die nie in eine Filiale gehen, günstigere Konditionen erhalten. Der Kontakt zur Bank funktioniert dann per Chat, E-Mail oder auch telefonisch.

Große Onlinebanken in Deutschland sind neben vielen anderen die comdirect, die Consorsbank, die ING oder auch die DKB.

Die Kosten für einen Wertpapierauftrag variieren natürlich, aber grob gerechnet liegen die Preise für ein Geschäft in Aktien 50 bis 75 % unter denen der Filialbanken und sind häufig nach oben gedeckelt. In der Regel fallen keine Kosten für die Führung von deinem Depot an.

Neobroker

In den letzten Jahren haben Neobroker ihre Marktanteile stark erhöht. Sie unterhalten keine Filialen und sind ausschließlich online verfügbar, zum Teil sogar nur über eine App auf dem Smartphone und nicht auf dem Laptop oder PC.

Der Unterschied zu einem Onlinebroker liegt darin, dass Neobroker ein eingeschränktes Angebot haben. Ein Beispiel ist, dass nur eine vergleichsweise geringe Anzahl an Fonds und ETFs angeboten wird. In der Regel ist nur ein Börsenplatz verfügbar oder der Handel mit Wertpapieren ist lediglich über einen außerbörslichen Händler (Market Maker) wie Lang & Schwarz oder Baader möglich. Wenn dieser Market Maker deine gewünschte Aktie nicht handelt (das kommt vor allem bei kleineren Aktien häufig vor), kannst du sie über den Neobroker nicht kaufen. Es gibt auch Neobroker, über die du keine Anleihen handeln kannst.

Dafür ist das Angebot der Neobroker sehr preiswert. Kostenlose Sparpläne für Aktien, Fonds und ETFs sind Standard, die Gebühren für eine Aktienorder betragen nur wenige Euro pauschal oder sind sogar ebenfalls kostenlos. Auch das Depot wird ohne Gebühren geführt.

Dadurch bieten sie sehr geringe Einstiegshürden, weil schon wenige Euro wirtschaftlich investiert werden können. Das und die intuitiven Benutzeroberflächen der Apps machen sie vor allem bei jüngeren Anlegern populär.

Die bekanntesten deutschen Neobroker sind Scalable Capital, Trade Republic, Finanzen.net Zero und Smartbroker+.

Ausländische Banken

Alternativ zu den bisherigen Angeboten kannst du dir auch einen Broker im Ausland suchen. Der in Deutschland bekannteste ist Interactive Brokers (IB) aus den USA.

Ein ausländischer Broker bietet – je nach Geschäftsmodell – Zugang zu vielen internationalen Börsen zu sehr günstigen Preisen. Gerade wenn du mit Nebenwerten an einer kleinen Börse in Osteuropa oder Asien handeln möchtest, kommst du an IB nicht vorbei.

Ein wesentlicher Unterschied bei ausländischen Banken ist das Thema Steuern. So führen internationale Institute keine Steuern auf Kursgewinne ab. Das ist zunächst ein Vorteil, weil die eingesparte Steuer weiterhin für dich arbeiten kann (Stundungseffekt). Aber natürlich müssen die Kapitalerträge in der Einkommensteuererklärung angegeben werden. Die Berechnung musst du selbst machen, da es nicht wie bei deutschen Banken eine übersichtliche Steuerbescheinigung gibt. IB stellt zwar Unterlagen zur Verfügung, aber Aufwand ist das trotzdem.

Wenn du hohe Erträge aus Kursgewinnen oder Dividenden hast, wird dein Finanzamt von dir Steuervorauszahlungen einfordern. Dadurch wird der Stundungseffekt kleiner oder entfällt sogar ganz.

Welche Bank ist denn nun die beste für das eigene Depot?

Mit den Banken ist es ähnlich wie mit einem Auto: Es gibt nicht das eine Auto, das für jeden perfekt ist. Der Eine möchte nur sparsam von A nach B kommen, der Zweite möchte einen schnellen und coolen Sportwagen und der Dritte sucht nach einem großen Auto für die Familie und den Wocheneinkauf.

Wenn du zum Beispiel schon ein Girokonto bei der Sparkasse hast, kann dein neues Depot dort einfach hinzugefügt werden. Allerdings sind Filialbanken oft etwas träge, verwenden nicht immer aktuelle Technologien, bieten weniger Auswahlmöglichkeiten und es fallen hohe Kosten an.

Die großen Onlinebanken bieten dem Anleger in der Regel eine umfangreiche Auswahl an Wertpapieren und Börsenplätzen (auch ausländischen) und sind auf dem neuesten Stand der Technik. Ihr Service ist in den meisten Fällen akzeptabel und sie sind eine hervorragende Alternative zu Filialbanken. Dazu sind sie deutlich preiswerter.

Wenn du es aber noch günstiger möchtest, musst du einen der Neobroker wählen. Hier kosten der Kauf und Verkauf von Aktien teilweise sogar nichts und du bekommst modernste Anwendungen. Dafür musst du in Kauf nehmen, dass du nicht alle Wertpapiere handeln kannst und du sowohl bei den Handelsoptionen als auch der Funktionalität eingeschränkt bist. Zudem ist der Kundenservice häufig schlecht oder erst gar nicht vorhanden.

Wie wäre es mit zwei Depots?

Du musst dir also überlegen, welche Gruppe deinen Bedürfnissen als Anleger am besten entspricht. Und auch innerhalb der jeweiligen Gruppen gibt es noch Unterschiede, weil die einzelnen Broker verschiedene Schwerpunkte setzen oder ihre eigenen Gebührenmodelle haben.

Wenn dir die endgültige Entscheidung schwerfällt, kannst du statt entweder-oder sowohl-als-auch wählen und einfach zwei Depots bei unterschiedlichen Brokern eröffnen. So kannst du die Stärken der jeweiligen Banken für dich nutzen und zum Beispiel Sparpläne und kleinere Trades kostenlos bei einem Neobroker ausführen und bei einer Onlinebank Nebenwerte und Fonds handeln sowie deine langfristigen Aktien halten, die du ohnehin nie anfasst.

Ein weiterer Vorteil von zwei Depots ist, dass du unabhängiger von technischen Problemen bist. Wenn der Zugang zu einer Bank gestört ist (das kann an hektischen Börsentagen schon mal vorkommen), hast du die zweite Bank immer noch in der Hinterhand.

Wie funktioniert die Depoteröffnung?

Sobald du dich für einen oder zwei Broker entschieden hast, kann es losgehen. Die genaue Prozedur zur Depoteröffnung variiert von Anbieter zu Anbieter im Detail, ist jedoch nicht viel komplizierter als die Eröffnung eines Girokontos.

Bei einer Filialbank machst du die Eröffnung vor Ort in der Zweigstelle, ansonsten erfolgt alles im Internet. Du musst die üblichen persönlichen Informationen wie Namen und Anschrift angeben und einige Angaben zu deinen bisherigen Erfahrungen mit Wertpapieren machen. Anhand dieser Informationen legt die Bank fest, welche Papiere du später handeln darfst.

Diese Festlegung ist dann aber nicht für alle Zeiten fixiert. Du kannst sie jederzeit ändern. Einige Banken weisen dich bei einer Ordererteilung für ein ungeeignetes Wertpapier auf diesen Umstand hin und du kannst dann per Klick bestätigen, dass du dir des Risikos bewusst bist. Danach kannst du dieses Papier sofort handeln.

Weiterhin wirst du nach steuerlichen Gegebenheiten gefragt. Du musst deine persönliche Steuer-ID angeben, welche Staatsangehörigkeit(en) du besitzt und ob du steuerliche Beziehungen in die USA (zum Beispiel eine Green Card) hast.

Dann musst du deinen Personalausweis vorlegen, da jede Bank bei der Eröffnung eines Kontos die Identität vom Anleger überprüfen muss. In der Filiale erfolgt dies direkt, bei einer Onlineeröffnung nutzen die Banken die Postident- oder Videoident-Verfahren oder eine entsprechende App.

Und das war’s schon. Bald darauf wirst du die Unterlagen zur Eröffnung deines Depots erhalten. Zu jedem Depot gehört auch immer ein Verrechnungskonto, auf dem die Geldseite deiner Börsengeschäfte verbucht wird und du Zinsen und Dividenden erhältst. Um den ersten Wertpapierhandel durchzuführen, muss sich auf dem Geldkonto Geld befinden. Du kannst auf dein Verrechnungskonto Geld überweisen wie auf jedes andere Girokonto.

Was ist mit den Steuern im eigenen Depot?

Jeder Steuerpflichtige in Deutschland hat einen Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro pro Jahr (bei Verheirateten zusammen 2.000 Euro). Das bedeutet, dass du auf Kursgewinne und Erträge bis zu dieser Höhe keine Steuern zahlen musst.

Du kannst (und du solltest) deiner Bank einen sogenannten „Freistellungsauftrag“ erteilen. Das bedeutet, dass du deine Bank anweist, auf Erträge bis maximal 1.000 beziehungsweise 2.000 Euro keine Steuern einzubehalten und dir diese Beträge ohne Abzüge gutzuschreiben.

Wenn du bei zwei Banken Depotkonten hast, kannst du den Sparerpauschbetrag auch aufteilen, etwa 750 Euro für die Onlinebank und 250 Euro für den Neobroker. Du solltest aber sehr genau darauf achten, dass die Summe aller Freistellungsaufträge die 1.000 Euro bei Ledigen oder 2.000 Euro bei Verheirateten nicht überschreitet. Sonst droht Ärger mit dem Finanzamt.

Übrigens kannst du bei ausländischen Brokern keinen Freistellungsauftrag erteilen. Diese führen aber auch keine Steuern an das deutsche Finanzamt ab. Das musst du über deine Steuererklärung erledigen.

Wie sicher ist mein Depot?

Wir können dir natürlich nicht garantieren, dass jede Aktie, die du kaufst, ein großer Erfolg für dich wird. Aber eine Sorge können wir dir nehmen: dass die Wertpapiere in deinem Depot „verloren“ gehen.

Deine Bank oder dein Broker führen Wertpapierdepots für Anleger getrennt von ihren eigenen Beständen. Die Aktien, Anleihen und Fonds, die dir gehören, sind Sondervermögen und somit im Falle einer Insolvenz des Finanzinstituts vollständig geschützt – deine Wertpapiere werden also nicht „eingezogen“, um Schulden deiner Bank zu begleichen. Nach dem deutschen Depotgesetz ist es deiner Bank darüber hinaus verboten, deine Wertpapiere an Dritte zu verleihen, um damit Zusatzerträge zu erzielen.

Bei ausländischen Banken kann dies jedoch – je nach juristischem Sitz des Instituts – anders aussehen.

Von der technischen Seite her wird ein Depot mit den gleichen modernen Sicherheitsstandards wie ein Girokonto abgesichert. Die allermeisten Banken arbeiten mit einer Zwei-Faktor-Authentifizierung. Bei deinem Verrechnungskonto ist in der Regel ein festes Referenzkonto hinterlegt, etwa dein Girokonto bei deiner Sparkasse. Das bedeutet, dass, selbst wenn jemand Zugriff auf dein Depot bekommen sollte, er dein Geld nur auf das von dir festgelegte Girokonto überweisen kann.

Was ist, wenn mir der Broker nicht mehr gefällt?

Wenn deine Entscheidung für einen Broker doch nicht die richtige war oder du mit der Bank unzufrieden bist, so ist das kein Problem. Denn du bist nicht dauerhaft an deine Wahl des Brokers gebunden.

Wenn du eine andere Bank wählen möchtest, eröffnest du zunächst dort ein Depot. Im Anschluss kannst du deine Wertpapiere vom alten Broker einfach auf dein neues Depot übertragen. Viele Banken bieten bereits bei der Depoteröffnung an, diesen Übertrag vom alten Broker für dich zu erledigen. Übrigens ist jede Bank verpflichtet, diese Überträge kostenlos für dich durchzuführen.

Ganz wichtig: Bei einem Depotwechsel innerhalb Deutschlands werden die Anschaffungsdaten deiner Wertpapiere (also wann und zu welchem Preis du deine Aktien gekauft hast) mitgeliefert. Überträgst du deine Papiere jedoch zu einem ausländischen Broker, gehen diese Daten verloren – Broker im Ausland sind nicht an das deutsche Steuerrecht gebunden.

Unser Fazit zum Depot

Das waren eine Menge Informationen. Du siehst aber hoffentlich, dass es nicht schwer ist, dein erstes Wertpapierdepot zu eröffnen. Es lohnt sich jedoch, sich im Vorfeld mit den Feinheiten der einzelnen Broker zu beschäftigen, um genau den Broker zu finden, der am besten zu dir passt. Wir haben dazu eine Übersicht über gängige Banken in Deutschland zusammengestellt. Du kannst aber zusätzlich gerne auf Seiten wie finanztip.de oder broker-test.de prüfen, wie die einzelnen Banken dort abgeschnitten haben. Weiterhin liefern Google-Suchen über Broker viele Informationen, mit denen du die für dich passende Bank auswählen kannst.

Und damit kann es jetzt wirklich losgehen. Ausreden und Faulheit lassen wir nicht mehr gelten: Es ist alles startklar, um dein erstes Wertpapierdepot zu eröffnen, mit dem Investieren zu beginnen und deine finanzielle Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Wir von der Aktienwelt360 stehen dir dabei gerne zur Seite.


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Offenlegung: Peter besitzt Aktien von Interactive Brokers. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von Interactive Brokers.



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