Ist die Österreichische Post als Dividendenaktie noch interessant?
Für 2016 erhielten die Aktionäre der Österreichischen Post (WKN:A0JML5) eine Dividende von 2 Euro pro Aktie, was selbst beim aktuellen Kurs (13.07.2017), von rund 38 Euro, immerhin noch einer Rendite von knapp 5,3 % entspräche.
Lohnt sich also ein Einstieg? Ich denke, es spricht einiges dagegen.
Das Post-Dilemma: Mehr Pakete, weniger Briefe
Die Österreichische Post schätzt in ihrem ersten Quartalsbericht 2017 die Tendenzen so ein:
- Paketsendungen nehmen zu: +10 % pro Jahr
- Briefverkehr nimmt ab: -5 % pro Jahr
Das sieht auf den ersten Blick nicht schlecht aus. Der Umsatz aus Briefverkehr war allerdings 2016 drei- bis viermal höher als der Umsatz aus Paketsendungen. Die folgende Tabelle zeigt, wie sich der Gesamtumsatz entwickeln würde, wenn wir diese Tendenz für fünf Jahre unverändert fortschreiben.
Umsatzprognose in Millionen Euro
Jahr | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
Briefe | 1.478 | 1.404 | 1.334 | 1.267 | 1.204 | 1.144 |
Pakete | 418 | 460 | 506 | 556 | 612 | 673 |
Gesamt | 1.896 | 1.864 | 1.840 | 1.823 | 1.816 | 1.817 |
Quelle: Finanzbericht 2016 der Österreichischen Post und eigene Berechnungen
Die jährlichen Umsätze würden demnach zunächst für mehrere Jahre leicht abnehmen, bis 2021 ein Wendepunkt erreicht wäre, an dem die höheren Paketumsätze die Verluste im Briefverkehr kompensieren.
Die Annahme, dass die prozentualen Zuwächse bzw. Rückgange im Paket und Briefvolumen sich über fünf Jahre nicht verändern, ist natürlich absolut unrealistisch. Aber dieses Szenario zeigt zumindest, dass es mittelfristig schwierig sein könnte, Umsatzverluste zu vermeiden oder sogar Wachstum zu generieren.
Die hohe Ausschüttungsquote
Ihre Dividenden-Strategie beschreibt die Österreichische Post so:
„Jährlich sollen zumindest 75% des Nettoergebnisses an die Aktionäre ausgeschüttet werden.“
Eine dermaßen hohe Ausschüttungsquote birgt Probleme.
Zum Ersten liegt die Vermutung nahe, dass das Unternehmen keine bessere Verwendung für die Gelder findet und Investitionen in die Zukunft daher zu kurz kommen.
Zum Zweiten ist die Dividendenhöhe für die kommenden Jahre nicht verlässlich. Wenn das Nettoergebnis sinkt, sinkt zwangsläufig auch die Dividende. Unternehmen, die einen deutlich geringeren Prozentsatz als Dividende ausschütten, können oft auch in schwachen Jahren die Höhe der Dividende aufrechterhalten oder sogar steigern.
Die verhaltene Zukunftsprognose des Managements
Laut Finanzbericht 2016 „strebt die Österreichische Post für 2017 an, den Konzernumsatz stabil zu halten“ und „peilt ein stabiles operationales EBIT auf dem Niveau des Jahres 2016 an“. Diese Prognose wurde im Report zum ersten Quartal 2017 nochmals bestätigt.
Mit anderen Worten, das Management der Österreichischen Post erwartet 2017 kein Wachstum, was angesichts des oben angesprochenen Paket-Brief-Dilemmas auch nicht verwunderlich erscheint.
Der deutlich gestiegene Aktienkurs
Vor einem Jahr stand die Aktie noch bei rund 30 Euro. Heute wird sie für um die 38 Euro gehandelt, also eine Wertsteigerung von 27 %. Nach allen bis jetzt genannten Punkten stellt sich die Frage, ob dieser Anstieg fundamental gerechtfertigt war. Ich glaube nicht.
Der Report zum ersten Quartal 2017 wies zwar einige, im Vergleich zum Vorjahr durchaus positive, Punkte aus:
- EBIT-Anstieg von 6,4 %
- Umsatzsteigerung im Bereich Paket & Logistik um 17,2 %
- Umsatzsteigerung im Bereich Brief, Werbepost und Filialen um 0,5 %
Die Österreichische Post räumt aber selbst ein, dass dabei saisonale Effekte, insbesondere ein starkes Ostergeschäft, eine entscheidende Rolle gespielt hätten. Die Basistrends (+10 % Paketvolumen, -5% Briefvolumen pro Jahr) blieben jedoch bestehen.
Wenn neue Impulse ausbleiben, sehe ich deshalb ein Risiko, dass der Aktienkurs sich auf diesem Niveau nicht halten kann.
Fazit
In der derzeitigen Niedrigzins-Phase könnte ein Unternehmen, das regelmäßig und zuverlässig Dividenden ausschüttet, natürlich auch ohne große Wachstumsaussichten eine interessante Anlageoption darstellen.
„Zuverlässig“ sehe ich hier aber als den Schwachpunkt der Österreichischen Post. Die Wette, dass die steigende Anzahl der Paketsendungen die Abnahme des Briefverkehrs auf Dauer kompensieren kann, ist mir zu unsicher. Denn wenn ich diese Wette verliere, wird nicht nur der Aktienkurs fallen, sondern, bei einer Ausschüttungsquote von 75 %, auch die Dividende.
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Ralf Hendriks besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.