Was Anleger wegen der US-Steuerreform jetzt beachten sollten
Es war mal wieder ein schauerliches Spiel, dass sich da am Mittwochnachmittag in Washington D. C. bot. Viele Verantwortungsträger, die noch 2016 zwischen Gut und Böse zu unterscheiden wussten, spielten nun die fröhlichen Claqueure und lobten „ihren geliebten Führer“ in den höchsten Tönen: Das Trump-Regime hat die Steuerreform durch den Kongress durchbekommen.
Die Frage, wie es jetzt mit der US-Wirtschaft weitergeht, ist umstritten und für Investoren ist es nicht so leicht, klug damit umzugehen.
Die unmittelbaren Folgen
Schon beim Gehaltsscheck zum 1. Februar soll die arbeitende Bevölkerung der USA die Auswirkungen der Reform zu spüren bekommen. Jeder wird mehr Geld in der Tasche haben, versprechen Regierung und Gesetzgeber unermüdlich.
Allerdings ist es natürlich so, dass der ärmere Teil der Bevölkerung sowieso nicht besonders viel an den Fiskus überweist, sodass es dort nur um wenige US-Dollar geht. Es sind die Reichen, die nach Berechnungen des Oppositionellen Bernie Sanders fast den gesamten Kuchen abgreifen werden. Was letztlich für die vielbeschworene „hard-working middle class“ herausspringt, ist unklar.
In der Ideologie der Republikaner profitieren aber letztlich alle, weil nun Billionen (sic!) von in Übersee geparkten Dollars zurück ins Land strömen und für eine wiedererblühende Produktionsbasis mit Millionen von gut bezahlten Arbeitsplätzen sorgen sollen. Kritiker fürchten hingegen, dass die bereits unfassbar hohe Schuldenlast brandgefährliche Niveaus erreichen wird.
Allerdings gibt es auch zusätzliche Maßnahmen und Vorschläge zur Gegenfinanzierung, darunter die Streichung von Sozial- und Kulturprogrammen, die Senkung von Umweltstandards und die Reduzierung der Entwicklungszusammenarbeit sowie die nun wieder erlaubte Ölförderung in Naturschutzgebieten, Stichwort „Energiedominanz“. Aber hey, Umwelt, Kultur und Menschenleben werden nicht an der Börse gehandelt …
Was Investoren nun beachten sollten
Amerikanische Aktionäre haben jedenfalls bereits jetzt in großem Umfang profitiert. In Erwartung steigender Unternehmensgewinne haben die Aktienkurse in diesem Jahr massiv angezogen. Dem steht allerdings aus europäischer Sicht ein Verfall des US-Dollars gegenüber. Der Trend könnte auch im kommenden Jahr anhalten.
Zu beachten ist dabei, dass ein sinkender US-Dollar schwer abschätzbare Folgen hat. Einerseits verbessert er die Außenhandelsbilanz, aber andererseits schürt er die Inflation, was wiederum den Druck auf die Zentralbank erhöhen würde, die Zinsen schneller als geplant anzuheben. Höhere Zinsen wären wahrscheinlich Gift für die Aktienmärkte und brächten viele hochverschuldete Akteure in Bedrängnis.
Zunächst profitieren aber wohl auch viele in den USA engagierte DAX-Konzerne, wie zum Beispiel SAP (WKN:716460), HeidelbergCement (WKN:604700) oder Siemens (WKN:723610). Ihr Vorteil: Sie haben ihren Hauptsitz in einem Land mit einer international verlässlichen Regierung (trotz der aktuellen Hängepartie) und soliden Staatsfinanzen, was beides die langfristigen wirtschaftlichen Risiken senkt. Deshalb ziehe ich weiterhin einheimische Aktien klar vor.
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Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.